Kitzbüheler Anzeiger
18.05.2015
News  
 

Immer mehr ältere Arbeitssuchende

Die Arbeitkammer Kitzbühel zog Bilanz über das vergangene Jahr und präsentierte auch detailierte Zahlen aus dem Bezirk über die letzten vier Jahre.

Kitzbühel | Das Positive vorne weg: Die Zahl der unselbständigen Beschäftigten stieg im Bezirk von 2010 bis 2014 um vier Prozent bzw. um 1.000 Personen an. „Dies beruht aber auf Zuwanderung“, erklärt AK-Präsident Erwin Zangerl. 893 der 950 der neu hinzugekommenen Beschäftigten hatten nicht die österreichische Staatsbürgerschaft.

Deutliche mehr ältere Arbeitslose

Zeitgleich stieg auch die Arbeitslosigkeit im Bezirk Kitzbühel um 16,1 Prozent. Im Bereich der Jugendarbeitslosigkeit konnte die Situation verbessert werden und eine Reduktion um fünf Prozent verbucht werden. Einen drastischen Anstieg gibt es bei den Arbeitslosen im gehobenen Alter. Bei Personen 50+ ist die Zahl der Nichtbeschäftigten um 52 Prozent gestiegen. „Der Wiedereinstieg ins Berufsleben ist für diese Gruppe schwierig. Hier sind Gespräche mit der Wirtschaft notwendig, damit ältere Arbeitskräfte nicht gekündigt werden, um diese durch jüngere, günstigere Mitarbeiter zu ersetzen“, erklärt Erwin Zangerl, Präsident der Arbeiterkammer (AK) Tirol. Zudem, erklärt Zangerl, fallen diese Menschen in ein Loch, denn es ist ihnen nicht möglich, das Erarbeitete zu erhalten. „Wenn es nicht anders geht, ist die Politik gefordert hier ein Bonus-Malus-System einzuführen. Scheinbar geht es halt nicht ohne Sanktionen“, setzt sich Zangerl für die ältere Bevölkerungsschicht ein.

Viele ausländische Arbeitslose

Einen noch größeren Zuwachs verbuchte die Gruppe der Ausländer. Hier stieg die Zahl der Arbeitslosen stärker an, als bei den Österreichern. Von 2010 bis 2014 kamen 41,4 Prozent arbeitslose Nichtösterreicher hinzu (161 Personen), was fast zwei Drittel der zusätzlichen Arbeitslosen im Bezirk entspricht.

Einkommen klar unter dem Tiroler Durchschnitt

Das durchschnittliche Jahresnettoeinkommen im Bezirk Kitzbühel lag 2013 bei 16.940 Euro. Auf einen Monat umgerechnet sind das 1.210 Euro. Gegenüber dem Tiroler Durchschnitt fiel Kitzbühel um 9,1 Prozent zurück, gegenüber dem österreichischen Durchschnittseinkommen sogar um 18,1 Prozent.

Bei ganzjähriger Vollzeitarbeit verdienen die Beschäftigten in unserem Bezirk 26.358 Euro netto im Jahr (monatlich 1.883 Euro). Hier liegt der Bezirk um 5,6 Prozent gegenüber Tirol und im Vergleich mit Österreich um 10,9 Prozent zurück.

Die Einkommenszahlen werden von zwei Branchen gedrückt. „Ein Viertel der Arbeitnehmer ist im Handel angestellt, ein weiteres Viertel im Tourismus. In diesen beiden Branchen werden nur die Kollektiv­löhne ausbezahlt“, erklärt Ludwig Brettbacher, Leiter der AK Bezirkskammer Kitzbühel, die Situation. „Ziel muss es sein, künftig möglichst viele Arbeitnehmer ganzjährig in Vollzeit zu beschäftigen“, so Brettbacher.  

Individuelle Service­leistungen der AK

Die Arbeiterkammer Kitzbühel ist für viele Arbeitnehmer Anlaufstelle bei Problemen. Im Jahr 2014 wurden von der Bezirkstelle Kitzbühel 3.610 Beratungsgespräche geführt, wobei der Großteil den Bereich Arbeitsrecht inklusive Insolvenzen betraf (2.772 Gespräche). Zudem werden auch viele Fälle telefonisch behandelt. Im vergangenen Jahr wurden 4.220 Beratungen am Telefon abgehalten. „Es gibt bei den Beratungen auch Spitzenzeiten. Speziell in den Zwischenzeiten der Tourismusbranchen kommen bei uns viele Anfragen rein“, erzählt Ludwig Brettbacher.
Besonders gut kommen auch die Info-Abende der AK zu den verschiedensten Themen an. Insgesamt wurden 594 Veranstaltungen dieser Art von der AK Kitzbühel im Jahr 2014 organisiert.

Kalter Progression gegensteuern

„Wir haben eine Lohnsteuerreform verlangt und nun auch erhalten. Es ist aber eine laufende Anpassung notwendig, damit es nicht zu einer kalten Progression kommt“, erklärt Erwin Zangerl. Kritik übt der AK-Präsident auch bei der Steuerreform an der Grunderwerbssteuer. „Es gibt hierzu noch kein Gesetz und wir können nur das Gesetz bekämpfen. Uns liegt aber bereits eine Studie vor, die aussagt, dass eine auf den Verkehrswert basierende Grunderwerbssteuer verfassungswidrig ist. Sobald das Gesetz beschlossen ist, werden wir entsprechende Schritte setzen“, zeigt sich Zangerl kämpferisch. Elisabeth M. Pöll

Bild: Ludwig Brettbacher, Erwin Zangerl und Siegfried Dellemann (von links) zogen Bilanz. Foto: Pöll

 
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