Kitzbüheler Anzeiger
17.03.2024
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Traditionsgasthaus schloss Pforten

Nach rund 600 Jahren wird der  Gasthof St. Adolari in St. Ulrich zugesperrt. Teure Sanierungen – etwa im Bereich Brandschutz – sind für den engagierten Besitzer Thomas Herramhof nicht mehr rentabel.

St. Ulrich | Der Sonntag war ein schwarzer Tag für Thomas Herramhof – nach über einem halben Jahrtausend gingen im Gasthof St. Adolari die Lichter aus. „Natürlich tut mir das Herz weh, wenn ich daran denke, dass es jetzt vorbei ist“, bedauert Thomas Herramhof.  

Der idyllisch, direkt neben der Wallfahrtskirche St. Adolari, gelegene Gasthof, gilt als einer der ältesten Tirols. Rund 600 Jahre lang war es eine beliebte Einkehr für die Einheimischen, aber auch viele Pilger schätzten die Gastfreundschaft.

Seit mehreren Generationen – seit 1937 – betreibt die Familie Herramhof das Haus, vor 18 Jahren übernahm Thomas Herramhof von seinem Vater und führte den Betrieb erfolgreich weiter.

Vor rund fünf Jahren wäre eine Sanierung der Badezimmer in Verbindung mit dem Neubau des Stiegenhauses nach heutigem Stand der Technik geplant gewesen, erzählt er. Dieser große Umbau sei dann nicht umgesetzt worden, weil von den Behörden noch weitere, sehr kostenintensive Umbauarbeiten wie zum Beispiel eine flachere Stiege in den Weinkeller gefordert wurden, wie Herramhof erzählt. Die Kosten wären damals von den veranschlagten 700 000 Euro auf rund eine Million gestiegen. „Dieser Betrag war mir dann für schlussendlich acht neue Badezimmer – das war die einzige Qualitätsverbesserung – einfach zu viel“, so der Wirt. Darum habe er diesen Plan verworfen.

Im Corona-Lockdown Bäder rausgerissen
Mit der Badezimmersanierung habe er während des ersten Corona-Lockdowns begonnen. „Ich wusste ganz genau, dass ich mit den alten Badezimmern sowieso nicht mehr weiter arbeiten konnte, also habe ich während der Zwangsschließung eigenhändig alles rausgerissen und gehofft, dass ich die nötigen Firmen finde, um bis zur Wiedereröffnung alles fertig zu bekommen“, erinnert er sich.

Diese Badezimmersanierung wurde ihm schließlich zum Verhängnis, denn dabei mussten einige Zwischenwände versetzt werden. Somit war es für die Behörden ein Umbau.

Wie sich später herausgestellt hat, fällt mit einem Umbau der Bestandsschutz der Betriebsanlagengenehmigung, daher müsste er die dafür nötigen Umbauten jetzt durchführen. Rund 600.000 Euro wären derzeit nötig, so Herramhof, um nur annähernd die Vorgaben der Behörden zu erfüllen. „Damit würde ich überhaupt keine Qualitätsverbesserung erreichen“, ist er überzeugt.

Er könne nicht so viel Geld für den Brandschutz allein investieren, zumal er den Gasthof auch qualitativ weiter entwickeln wollte. Die Heizung habe er ebenfalls erneuern wollen.

Zu finanzieren seien die geforderten Vorgaben jedoch nur, wenn er den Gasthof zum Hotel ausgebaut hätte. „Das wollte ich dann so nicht“, schildert der Gastronom. Er hätte Schulden machen müssen, die er über die nächsten Jahrzehnte zurückzahlen hätte müssen. Das sei für ihn nicht in Frage gekommen, zumal er wirtschaftlich gut dastehe, wie er betont.

Ihm sei selbstverständlich bewusst, dass die Behördenvertreter verpflichtet sind, die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben einzufordern. Allerdings habe er Vorschläge vermisst, wie das Problem anders  zu lösen sei. Was muss sofort, was kann später gemacht werden? Diese Fragen wurden gar nicht in den Raum gestellt.

Es habe geheißen, dass er dann eben gleich alles in dem alten Gebäude umbauen muss. „Da hat mir dann jede Perspektive gefehlt“, bedauert Herramhof. Vermisst habe er vor fünf Jahren die Unterstützung der damaligen Gemeindeführung. Bei einer Bauverhandlung sei einiges schiefgelaufen. „Planungsseitig war ich leider auch nicht sehr gut beraten“, räumt Herramhof ein.

Am Samstag lud der Wirt noch zum „Restltrinken“. Nicht nur viele Einheimische kamen und dankten ihm für viele schöne Stunden. Fix sei aber bereits die Nutzung des Vorplatzes für das neue Stück der Volksbühne Nuarach, kündigt Herramhof an.
Margret Klausner

 
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