44 Jahre und kein bisschen leise
Bereits zum 44. Mal finden heuer die Kitzbüheler Sommerkonzerte statt. Was 1978 als Projekt begann, ist aus der Kulturlandschaft der Region nicht mehr wegzudenken. Ein Besuch der Veranstaltungen und ein Blick auf die Veranstalter selber lohnt sich allemal. Zeigt die Geschichte dahinter doch, wie sich mit Mut und Einsatzwillen die Begeisterung „erster Stunden“ aufrechterhalten lässt.
Kitzbühel | Schon der erste Kontakt zu den Veranstaltern zeigt alle Facetten des außergewöhnlichen Engagements. Karin Wagner als Pressebetreuerin führt mich, den „Neu-Kitzbüheler“, sofort bereitwillig in die Szene ein. Sie spricht von dem kleinen, aber feinen, Verein, den Kitzbüheler Musikfreunden. Dieser wurde bereits 1978 von einer Handvoll musikbegeisterter Idealisten gegründet und arbeitet seither ehrenamtlich und nur mit dem einen Ziel, die Kammermusik einem Publikum näher zu bringen. Seit nunmehr sechs Jahren finden die Veranstaltungen im Saal der Landesmusikschule statt. Karin Wagner vermittelt dann auch bereitwillig den Kontakt zu Obmann Johannes Gasteiger, der genauso selbstverständlich weitere Auskünfte gibt.
Wir brauchen die Nähe zu den Künstlern
Auf die erste Frage, wie man sich denn eine solche Konzertreihe mit so angesehenen Künstlern vorstellen (leisten) kann, antwortet Johannes Gasteiger ohne Zögern: „Nur durch das spezielle Verhältnis zu den Künstlern sind solche Projekte denkbar. Speziell auch in der Zukunft unter immer schwieriger werdenden Bedingungen“. Er vermittelt überzeugend, dass es sehr viel Fleiß und Einsatz alleine bei der Organisation benötigt. Die Konzerte kosten an der Abendkasse lediglich 25 Euro und es sind viele Nebenleistungen zu erbringen. „Aber wir werden auch großartig unterstützt“, lobt er den Kreis der teilweise schon sehr langjährigen Sponsoren. Johannes Gasteiger verweist auf die eigene Webseite, die auch zeigt, dass es schon im ersten Jahr das bisher nicht veränderte Konzept der Sommerkonzerte gab. „Es waren immer vier bis fünf Konzerte und immer Abende im August“. Und es ist auch kaum zu befürchten, dass man diese Tradition aufgeben wird. „Wir haben die Pandemie überstanden, was kann da noch kommen?“
Das erste Konzert 2021
Am ersten Abend der Sommerkonzerte sehen wir Johannes Gasteiger wieder, diesmal im Frack - und er hat seinen Kontrabass dabei. Er gehört mit sieben Mitgliedern des Mozarteumorchesters Salzburg zum Ensemble, das an diesem Abend das Schubert Oktett vorträgt. Im Übrigen nach 25 Jahren zum ersten Mal wieder. Der Saal in der Landesmusikschule ist sehr gut gefüllt, die Atmosphäre entspannt und man erkennt viele Gesichter wieder, die man auch auf anderen Veranstaltungen schon gesehen hat. Es gibt sie also, die Klassikgemeinde Kitzbühel, die sich natürlich dieses Konzert nicht entgehen lässt. Aber alles ist wirklich eher zwanglos – kein roter Teppich. So haben diese Art Konzerte auch Potential neue, vielleicht noch etwas gehemmte, Besucher hinzuzugewinnen. Allen bisher Unentschlossenen kann man eigentlich nur raten: Traut euch mal – Kammermusik beißt nicht. Das die Zielgruppe der Musikfreunde „von jung bis alt, und alles dazwischen“ ist wird sich schon in dieser Woche bei der zweiten Veranstaltung zeigen. Dort kommen speziell Kinder im Familienkonzert „Kasperl und die Erdnussprinzessin“ auf Ihre Kosten.
Kammermusik auf Weltniveau - stimmt
Eigentlich sollte hier der Großteil des Berichtes über das Konzert selber stehen. Wie war es denn so? Den Aufwand des Schreibens kann ich mir schenken und ich kann es kurz machen: Super in jeder Beziehung. Die Musiker waren gut aufgelegt, sie spielten entspannt und mit der Selbstverständlichkeit aufeinander abgestimmter und eingespielter Profis. Man konnte schon an deren Gesichtern und den gelegentlichen „Zuzwinkern“ erkennen, dass auch sie an diesem Abend großen Spaß hatten. Und das Publikum war bis zum Ende der Zugaben restlos begeistert. Fast hätte der nicht-endende Applaus länger als das Konzert selber gedauert - absolut verdient. Dieter König
Bild: Florian Simmer, Violoncello, Irina Rusu-Weichenberger, Herbert Lindsberger, Johannes Gasteiger, Markus Tomasi, Gabriel Stiehler, Bernhard Mitmesser und Philipp Tutzer.
Doppelter Einsatz beim ersten Konzert: Johannes Gasteiger - Obmann der Kitzbüheler Musikfreunde. Fotos: Anzeiger/König