55 Meter tief zum klaren „Gold“
Nie wieder trübes Wasser: Wasserversorgung in St. Ulrich wird durch einen Tiefbrunnen abgesichert. Der Kitzbüheler Anzeiger auf Baustellenbesichtigung.
St. Ulrich | Es ist laut, wenn der Bohrer mit 1,20 Metern Durchmesser sich durch das Erdreich wühlt. Er muss bis in eine Tiefe von 55 Meter vordringen. Bürgermeisterin Brigitte Lackner (VP) lud letzte Woche zur Baustellenbesichtigung des neuen Tiefbrunnens ein.
Wasserversorgung 2019 von Mure weggerissen
Nachdem vor zwei Jahren die Hauptwasserversorgung, die Stollenquelle samt Brunnenstube, von einer Mure weggerissen wurde, schafft man sich nun mit dem Tiefbrunnen ein zweites Standbein. In der Gemeinde stand man damals zwei Wochen ohne Trinkwasser da. „Nach dem Unwetter waren wir alle unter Schock. Ich bin heute noch stolz auf unsere Leute, dass wir innerhalb von fünf Tagen ein Provisorium für die Wasserversorgung bauen konnten“, erinnert sich Bürgermeisterin Lackner.
Neue Pläne mussten her
Die Pläne, wie in St. Ulrich die Wasserversorgung ausgebaut werden sollte, blieben nach der Katastrophe in der Schublade. „Die Quellen wurden immer als gegeben betrachtet, was nach dem Unglück aber schnell klar wurde, ist, dass St. Ulrich ein zweites Standbein braucht“, erklärt Planer Stefan Stöckl.
Das Schwierigste war, einen Standort zu finden. Dank eines Grundstückseigentümers nahe dem Ortsteil „Weißleiten“, der fast 8.000 Quadratmeter zu einem mehr als günstigen Preis an die Gemeinde verkaufte, ist der Bau des Tiefbrunnens möglich. Das Investitionsvolumen beträgt 1,2 Mio. Euro. Wobei ein Großteil davon gefördert wird. Die Gemeinde trifft es mit rund 500.000 Euro.
Ab Oktober soll der Tiefbrunnen, der auf 20 Liter pro Sekunde ausgelegt ist, in Betrieb gehen. Das Wasser wird mittels 1,8 Kilometer langer Druckleitung zum bestehenden Hochbehälter gepumpt. „Sollte ein Unwetter das Quellwasser trüben, ist das dann kein Problem mehr“, erklärt Stöckl.
Nächstes Projekt: Quellensanierung
Wenn der Tiefbrunnen in Betrieb geht, ist aber noch nicht Schluss – denn dann muss die Gemeinde die Sanierung der Quellen angehen, die derzeit als Provisorium laufen. Die Kosten dazu sind noch offen. „Wir sind dann abgesichert mit Wasser für die nächsten Generationen“, erklärt Bürgermeisterin Lackner. Johanna Monitzer
Außerdem: Irritation um Wasserzins
St. Ulrich | Nicht nur trübes Wasser, sondern auch die Kosten beschäftigten die St. Ulricher in letzter Zeit. Mindestens 1,10 Euro Wassergebühr muss eine Gemeinde einheben, damit Förderungen lukriert werden können. „Wir haben in den letzten Jahren deshalb schon schrittweise erhöht“, erklärt Finanzverwalter GR Klaus Pirnbacher.
Erhöhung auf 1,20 Euro
Die letzte Erhöhung auf 1,20 Euro brachte aber einige Irritationen mit sich. Die „Nuaracher Demokraten“ riefen eine Online-Petition gegen die Wassergebühr-Erhöhung ins Leben. Fast 256 Bürger unterschrieben die Petition. „Das hat eine Menge Wirbel gemacht, weil falsche Informationen in Umlauf gebracht wurden. Wir konnten es den Bürgern erklären, denn der Wasserzins ist auch für den Erhalt bzw. die Gewährleistung der Infrastruktur da. Es trifft die Bürger mit 10/20 Euro pro Jahr. Ohne Erhöhung hätten wir auch keine Förderungen von Land und Bund bekommen“, erklärt Pirnbacher. jomo