Alpin Unlimited: Ein Kauf und viele Spekulationen
Dass „Alpin Unlimited“ vergangene Woche bei der Bergbahn AG Kitzbühel eingestiegen ist, lässt auch eine Woche nach dem überraschenden Kauf die Gerüchteküche brodeln.
Kitzbühel | Die Meldung sorgte vergangenen Montag für einen regelrechten Knalleffekt in Kitzbühel: Die Holding „Alpin Unlimited“ mit Sitz in Luxemburg kauft 31,85 Prozent Anteile der Bergbahn AG Kitzbühel. Hinter der Gesellschaft steht die US-amerikanische „LongRange Capital“ rund um Geschäftsführer Bob Berlin. Das erworbene Aktienpaket ist wohl jenes der geheimnisumwitterten „Meleda Anstalt“, die bereits vor Jahren für Schlagzeilen gesorgt hatte.Dass es auf dem Markt ist, sei immer wieder kolportiert worden, wie der Aufsichtsratvorsitzende der Bergbahn AG, Bgm. Klaus Winkler, bestätigt.
UK: „Historische Chance vertan“
Genau hier hakte sich im Laufe der Woche UK-Listenführer Andreas Fuchs-Martschitz ein. Er hätte sich gewünscht, dass die Stadtgemeinde bzw. ein einheimisches Konsortium die Anteile übernimmt: „Ich empfinde es als Fehler, dass man sich diese historische Chance entgehen ließ. Ich bin der Ansicht, dass die Stadt einen ernsthaften Versuch unternehmen hätte müssen, um das Paket in Tiroler Händen zu lassen.“ Das Argument der mangelnden Wirtschaftlichkeit lasse er nicht gelten, denn offenbar sah ja auch der neue Investor eine Chance darin.
Erstes Investment im Portfolio
„Alpin Unlimited“ ist eine Neugründung in der Rechtsform der luxemburgischen Société à responsabilité limitée – was in Österreich einer GmbH entspricht. Die Bergbahn AG ist das erste Investment im Portfolio, wie der Unternehmens-Homepage zu entnehmen ist. Die Beweggründe, ins heimische Tourismusgeschehen einzusteigen, umreißt Alpin Unlimited auf Nachfrage des Kitzbüheler Anzeigers so: „Wir sahen darin eine großartige Möglichkeit, denn der Kitzbüheler Wintertourismus hat nach der Pandemie einen beeindruckenden Aufschwung verzeichnet. Erst kürzlich wurde das Skigebiet als bestes Resort 2023 ausgezeichnet. Was uns an der Bergbahn AG Kitzbühel beeindruckt hat, sind die kontinuierlich hohen Besucherzahlen und die starke wirtschaftliche Leistung von KitzSki. Es gibt viele Herausforderungen, wie die Teuerung und die Auswirkungen des Klimawandels. Doch der Wintertourismus hat Zukunft, besonders in Tirol. Darum wurde Alpin Unlimited gegründet – wir möchten mit Top-Skiresorts in Europa zusammenarbeiten. Wir freuen uns darauf, diese langfristige Partnerschaft mit KitzSki aufzubauen.“
Aktuell keine operativen Schritte geplant
Wie diese geplante Zusammenarbeit ausschauen wird, wird in Kitzbühel mit gemischten Gefühlen betrachtet: Die Angst ist groß, dass der Minderheitseigentümer mit seinem knappen Drittel-Anteil für Störfeuer sorgen wird. Gegenüber dem Kitzbüheler Anzeiger winkt die Gesellschaft in einem Statement jedoch ab: „Wir haben aktuell nicht vor, irgendetwas zu ändern. Denn der Betrieb läuft schon jetzt sehr gut. Wir folgen dem Grundprinzip, die einzigartigen lokalen Gegebenheiten eines Skiresorts zu bewahren. In Kitzbühel bedeutet das unter anderem: Weltweit bekannte Qualität von Gastronomie und Skierlebnis. Natürlich würden wir unsere Erfahrung und Expertise anbieten, wo immer wir zum Erfolg des Resorts beitragen können.“
Wie erwähnt fungiert Bob Berlin als Geschäftsführer, er ist auch bei LongRange Capital vorne dabei. Zur Bergbahn-Versammlung werde „ein Vertreter von Alpin Unlimited kommen“, wie die Gesellschaft verlauten ließ. Auch mit der Gemeinde habe man „frühzeitig den Kontakt gesucht“, wie es von Alpin Unlimited weiter heißt. In Kitzbühel zeigt man sich von der Übernahme jedoch wenig begeistert und übt sich daher in Zurückhaltung (siehe Interview).
Die Kauflaune der Alpin Unlimited scheint indessen noch nicht vorüber zu sein: „Wir freuen uns auch weiterhin über neue Möglichkeiten für Partnerschaften in den Alpenregionen. Alpin Unlimited wurde gegründet, um Partnerschaften mit Top-Skiresorts in Europa einzugehen. Das beinhaltet die gesamte Wertschöpfungskette, darunter Gastronomie, Hotels und Freizeit-Aktivitäten. LongRange Capital hat jahrzehntelange Erfahrung in diesen Bereichen.“ E. Galehr, Foto: Archiv
6 Fragen an Klaus Winkler - „Stadt hält die Mehrheit“
Kitzbühel | Wie ist aus Sicht der Stadtgemeinde der Kauf zu bewerten?
Für die Stadt ändert sich diesbezüglich nichts, weil wir sowieso die Mehrheit halten und was Beschlüsse betrifft maßgebend sind.
Alpin Unlimited betont in einem Statement gegenüber dem Kitzbüheler Anzeiger, dass keine operative Einmischung geplant ist. Gibt es diesbezüglich schon Signale an die Stadtgemeinde?
Diesen Eindruck haben wir nicht – ihrem bisherigen Verhalten nach. Wir haben die Linie, dass wir jetzt einmal keine Gespräche führen, weil wir verhindern wollen, dass sie sich doch noch einmischen. Wir haben bisher kein Gespräch zugelassen.
Kitzbühel ist die erste Destination von „Alpin Unlimited“. Wie bewertet das die Bergbahn?
Ich halte es für seltsam, dass man eine luxemburgische Holding braucht, damit man sich an einer österreichischen Gesellschaft beteiligen kann.
War im Vorfeld bekannt, dass die Meleda-Aktien zum Verkauf stehen?
Diese Gerüchte gab es immer wieder, die Meleda-Eigentümer wollten die Aktien schon lange verkaufen – das Paket wurde immer wieder auf den Markt geworfen, das ist nicht neu. Dass es jetzt konkret geworden ist, aber schon.
Was halten Sie von der Forderung von Andreas Fuchs-Martschitz, dass die Stadtgemeinde oder ein Kitz-nahes Konsortium die Meleda-Anteile selbst hätte übernehmen sollen?
Da schlägt offensichtlich ein Maklerherz durch, dass er mit dem wichtigsten Gut der Stadt Investoren ansprechen will. Tatsache ist, dass ein Aktienkauf durch die Stadt eine Verschwendung von Steuergeldern ist, da die Stadt ohnehin über die Mehrheit im Unternehmen verfügt. Auf seinen damaligen Vorschlag, das Aktienpaket durch ein einheimisches Konsortium zu übernehmen, habe ich ihn bereits aufgefordert, sich darum zu kümmern. Das hat er offensichtlich nicht getan, oder ist gescheitert, was wenig überrascht, da sich bei wirtschaftlicher Vernunft kein einheimischer Investor findet, der sich bei den kolportierten Summen von rund 20 Millionen Euro beteiligt, da er de facto keinen, beziehungsweise nur eingeschränkten Einfluss hat.
Hat sich die Alpin Unlimited zur Hauptversammlung angemeldet?
In der Tat. Aber ich halte es, wie gesagt, nicht für gut, dass man eine internationale Gesellschaft wählt, um sich in die Bergbahn einzukaufen.
Das Gespräch führte
Elisabeth Galehr