Alt-Dorfchef starb mit 106 Jahren
Vergangenen Freitag wurde Johann Simair in seiner Heimatgemeinde St. Ulrich unter großer Anteilnahme zu Grabe getragen. Mit 106 Jahren war er der älteste Österreicher.
St. Ulrich | „Mit seiner positiven Lebenseinstellung war der Hans für uns stets ein Vorbild. Die menschliche und soziale Komponente waren seine größte Stärke. Wir zollen unserem Ehrenbürger Respekt und Anerkennung“, erklärte St. Ulrichs Bürgermeisterin Brigitte Lackner, als sie in der Vorwoche vom Tod des Alt-Bürgermeisters und Ehrenbürgers Johann Simair erfuhr. Er wurde 106 Jahre alt und war somit, wie Lackner in Erfahrung brachte, der älteste Österreicher.
Es war das Jahr, in dem die „Titanic“ unterging, aus dem Kaiserreich China eine Republik wurde und Österreich noch eine K.u.K-Monarchie mit Kaiser Franz-Josef an der Spitze war, als Johann Simair vulgo „Neifi Hans“ am elterlichen Neiflhof im Ortsteil Schwendt zur Welt kam. Er wuchs mit drei Brüdern auf. 13-jährig verlor der Bub seine Mutter, der Vater heiratete wieder. Ein weiterer Bruder wurde geboren. Nach dem Besuch der achtklassigen Volksschule arbeitete Simair bei seinem Vater.Als dieser 1934 verstarb, übernahm der Hans 22-jährig den Hof. Durch einen Zufall kam der „Neifi Hans“ zum Viehhandel. Er entdeckte, nachdem er beim Verkauf einer Kuh guten Gewinn machte, sein Talent zum Handeln. Anfänglich fuhr er mit dem Fahrrad, 1953 kaufte er sich seinen ersten eigenen Lastwagen.
Seine „Zenzi“, die er bereits seit der Schulzeit kannte, führte er 1941 vor den Traualtar. Vier Kinder – zwei weitere starben früh – wurden dem Ehepaar geboren. Elf Enkel und zahlreiche Ur- und Ururenkel waren dem Ehepaar immer eine große Freude. Vor 13 Jahren starb seine „Zenzl“ mit 94 Jahren. Umgeben von seiner großen Familie lebte der Hans aber noch bis vor wenigen Jahren daheim, bevor er ins Sozialzentrum nach Fieberbrunn übersiedelte.
Begeisterter Eisschütze und erfolgreicher Kegler
Schon früh war Hans Simair in den Vereinen in „Nuarach“ aktiv. Einige Jahre war er bei der Musikkapelle. Eisschütze war der „Neifi Hans“ ebenso wie ein begabter und begeisterter Kegler. Noch bis ins hohe Alter nahm er an Kegelwettbewerben teil und war sehr erfolgreich.
Sich für die Gesellschaft zu engagieren lag dem „Neifi Hans“ im Blut. 1938 wurde Simair zum Ortsbauernobmann von St. Ulrich gewählt. Da er einen sogenannten kriegswichtigen Posten versah, wurde er erst am Ende des Krieges eingezogen, musste jedoch nicht mehr an die Front.
Die erste öffentliche Wahl nach dem Krieg fand 1947 statt, Andreas Kröll wurde Bürgermeister, „Neifi Hans“ zu seinem Stellvertreter. Insgesamt saß Simair 28 Jahre im Gemeinderat, von 1962 bis 1971 war er Bürgermeister. In seine Zeit fiel u.a. der Bau des Gemeindehauses, überdies wurden alle Straßen in St. Ulrich mittels Asphaltdecke „staubfrei“ gemacht. Der Bau des Sesselliftes auf die Buchensteinwand wurde finanziell unterstützt, auch der Bau der Hauptschule in Fieberbrunn fiel in seine Ära.
Nachdem er der Gemeindepolitik Adé gesagt hatte, blieb er weiter aktiv. Mit 73 Jahren erlernte er noch die „Fußreflexzonenmassage“, schrieb Gedichte und war regelmäßiger Gast auf der Kegelbahn.
Sein 100. Geburtstag im Juli 2012 wurde groß gefeiert –sogar LH Günther Platter gratulierte, als Geschenk gab es die Ehrenbürgerwürde der Gemeinde. Damals fuhr der „Neifi Hans“ noch selbst mit dem Auto.
Am vergangenen Freitag wurde er unter großer Anteilnahme der Gemeinde zu Grabe getragen. „Der Hans hat für die Gemeinde viel bewegt. Seine überaus liebevolle, menschliche und mit einem trockenen Humor ausgestattete Art wird uns immer in guter Erinnerung bleiben!“, erinnerte sich Brigitte Lackner an viele nette Episoden. Margret Klausner
Bild: Im Juli 2012 gratulierte LH Günther Platter (links) und Bgm. Brigitte Lackner Alt-Bürgermeister Johann Simair nicht nur zum 100. Geburtstag, sondern auch zur Ehrenbürgerwürde. Foto: Gemeinde St. Ulrich