Arzt und Manager in einer Person
Anfang des Jahres übernahm der Arzt Christof Kranewitter die Leitung der Radiologie in St. Johann. Den langen Wartezeiten für einen MRT-Termin ist nur mit einem zweiten Kassenvertrag für den Bezirk beizukommen, betont der Spezialist.
St. Johann | Nach über 30 Jahren übergab Anfang des Jahres Radiologe Ehrenfried Schmaranzer das Zepter der Station an den Imster Christof Kranewitter. Nach drei Monaten an der Spitze der Abteilung, in der acht Radiologen sowie 18 Radiologie-Technologen arbeiten, zieht der Primar eine erste Bilanz.
Der Spezialist übernahm vor allem im Bereich der MRT-Diagnostik (Magnetresonanztherapie) ein schweres Erbe. Bereits Schmaranzer hatte um ein zweites nicht privates MRT für den Bezirk gekämpft, das nach wie vor fehlt. „Ob in Schwaz oder in Kufstein – überall gibt es zwei. Nur in Kitzbühel gibt es nur eines hier im Krankenhaus“, erklärt der Primar. Wie mehrfach berichtet, versucht auch der niedergelassene Radiologe Eberhard Partl in den Großgeräteplan aufgenommen zu werden und so den Kapazitätsengpass zu beseitigen.
Dem Gerücht, dass derzeit im Krankenhaus nur noch stationäre Patienten in die Röhre kommen, tritt Kranewitter vehement entgegen. Allerdings, räumt Kranewitter ein, müssen ambulante Patienten, die jetzt um einen Termin ansuchen, bis in den Juni hinein darauf warten. Notfälle natürlich ausgenommen.
Kampf um zweites MRT geht weiter
„Derzeit ist ein zweites MRT im Großgeräteplan des Bundes für den Bezirk nicht vorgesehen“, klärt der Radiologe auf. Ob dieses zweite MRT dem Spital oder dem niedergelassenen Radiologen Eberhard Partl zugesprochen werden soll, sei derzeitig zweitrangig. „Wichtig ist, dass wir in jedem Fall gemeinsam einen Weg finden“, setzt sich der Primar für eine möglichst schnelle Lösung ein. Alleine kämpft er nicht – auch der Obmann des Gemeindeverbandes, Bgm. Paul Sieberer, bemüht sich seit Jahren darum.
Mit Christof Kranewitter haben sich die St. Johanner jedoch nicht nur einen bekannten Radiologen an Bord geholt – der 43-Jährige ist überdies Spezialist für Interventionelle Radiologie. Wie Kranewitter aufklärt, werden dabei mit Hilfe radiologischer Bildsteuerung – also etwa Röntgenstrahlen, Ultraschall oder CT – verschiedene Eingriffe durchgeführt. Die sogenannte „Angiographie“ gab es bisher am Bezirkskrankenhaus nicht. Im Rahmen der Erweiterung werden daher eigene Räumlichkeiten dafür geschaffen. Unter anderem können jetzt Gefäßuntersuchungen bzw. -behandlungen minimalinvasiv durchgeführt werden.
Meist, so der Radiologe, werden diese Behandlungen über die Leiste oder auch über den Arm durchgeführt. Das Spektrum der Erkrankungen ist sehr umfangreich. Oft sind es Durchblutungsstörungen, wie sie etwa Diabetiker haben. Auch viele Raucher sind betroffen. Die bekannteste Erkrankung in diesem Bereich ist die „Periphere Arterielle Verschlusskrankheit“ – dabei handelt es sich um Durchblutungsstörungen vorwiegend in den Beinen. Im Volksmund wird sie auch Schaufensterkrankheit genannt, da man beim Gehen viele Pausen braucht.
Viele Patienten sparen sich Weg nach Innsbruck
Doch die Behandlungspalette reicht sehr viel weiter. Von Tumoren in der Leber bis hin zu Myomen im Uterus (Gebärmutter) kann Kranewitter vieles minimalinvasiv betreuen. Auch Innere Blutungen, z.B. nach einem Unfall, welche oft eine Operation erfordern, kann der Interventionelle Radiologe nur durch den Stich in die Leiste behandeln. Vielen Patienten bleibt so der Weg nach Innsbruck erspart. 80 Eingriffe hat Kranewitter, seit er in St. Johann ist, bereits durchgeführt. Ausgenommen sind Eingriffe am Herzen und im Gehirn.
Christof Kranewitter ist nicht nur leidenschaftlicher Arzt, sondern befasst sich, wie seine Ausbildung als Krankenhausmanager zeigt, auch intensiv mit den wirtschaftlichen Belangen bzw. Erfolgen der Abteilung. Margret Klausner
Bild: Primar Christof Kranewitter ist nicht nur Radiologe. Er hat auch Krankenhausmanagement studiert. Foto: Egger