Kitzbüheler Anzeiger
27.03.2024
News  
 

Auf dem Fahrrad die eigenen Grenzen neu erfahren

Vor einem Jahr startete Roland Strauss zu seinem ersten großen Bike-Abenteuer, dem „Atlas Mountain Race“ in Marokko – ohne wirklich zu wissen, was ihn dort tatsächlich erwarten wird. „Ich habe mich einfach beworben und nicht mit einer Zusage gerechnet. Diese kam genau am 24. Dezember. Für Training war dann nicht mehr viel Zeit, außerdem war bei uns gerade Winter und längere Radausfahrten waren nicht wirklich möglich“, erinnert sich Strauss. Am 9. Februar 2023 fiel der Startschuss. 

Keine Hilfe von anderen Teilnehmern erlaubt

Außer dem GPS-Track, seinem Bike, einer warmen Wechselgarnitur und den allerwichtigsten Medikamenten hatte der gebürtige Steirer nicht viel Gepäck dabei. Die Regeln sind simpel und respekteinflößend zugleich. Die Teilnehmer sind während des Rennens komplett auf sich allein gestellt, dürfen keine Hilfe von Begleitern oder anderen Mitstreitern annehmen. Sogar längere Strecken gemeinsam zu fahren, ist nicht erlaubt. Bei Verpflegung und Schlafmöglichkeiten sind die Teilnehmer auf die Gastfreundschaft der Einheimischen angewiesen. 

„In Marokko war das Gelände eine große Herausforderung. Viele Anstiege waren unfahrbar und ich musste mein Fahrrad stundenlang bergauf schieben. Das Schlimmste aber waren die Temperaturen. In der Nacht hatte es bis zu minus acht Grad am Berg, an schlafen war nicht zu denken. Ich bin die meisten Nächte durchgefahren, um nicht zu erfrieren“, erzählt Strauss, der als Geologe bereits viele abgelegene Regionen der Welt kennengelernt hat.

Nach sieben Tagen im Ziel angekommen

Die letzten 460 der insgesamt 1.336 Kilometer langen und mit 21.000 Höhenmeter gespickten Strecke ist der 40-jährige Sportler überhaupt ganz ohne Pause durchgefahren. „Das war wirklich hart, aber notwendig, um das vorgegebene Zeitlimit zu schaffen. Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich Halluzinationen und kann mich nicht mehr wirklich an alles erinnern“, beschreibt er die Strapazen. Nur fast die Hälfte aller Starter schaffte es schlussendlich bis ins Ziel. Der St. Johanner überquerte nach sieben Tagen und insgesamt nur 15 Stunden Schlaf die Ziellinie. 

Durchhalten ist Kopfsache

„Das war schon ein komisches Gefühl, weil außer dem Organisator war niemand da, mit dem man den Erfolg feiern konnte. Das macht man wirklich nur für sich selbst.“ 

Aber genau das ist es auch, was Roland Strauss an diesen Bike-Abenteuern so fasziniert. Vielmehr als auf die körperliche Fitness, kommt es auf die mentale Stärke an. „Du bist tagelang alleine unterwegs, erlebst Höhen und Tiefen und musst deine Kräfte richtig einteilen. Du erlebst jeden Moment extrem intensiv“, erzählt er. Aber auch das Eintauchen in fremde Kulturen, der Austausch mit anderen Menschen und der Kampf gegen die Naturgewalten faszinieren ihn. Und zwar so sehr, dass er diesen Februar bereits wieder zu einer neuen Challenge aufbrach. 

Race Around Ruanda im Februar geschafft

Dieses Mal ging es in eines der ärmsten Länder Afrikas, zum „Race Around Ruanda“. Inzwischen ist Roland Strauss wieder gesund zurück und berichtet begeistert von seinen Erfahrungen. „Die größte Herausforderung war wieder das Wetter. Die Temperatur lag fast durchgehend bei 34 Grad, es hat jeden Tag einmal so stark geregnet, dass man nichts mehr gesehen hat. Die Wege waren dementsprechend tief und matschig.“

Alleine war der St. Johanner in dem 13 Millionen-Einwohner-Land dieses Mal so gut wie nie. „Es waren überall Menschen. Die Kinder sind in Flipflops neben mir hergelaufen oder haben sich mit ihren alten Rädern  ein Wettrennen mit mir geliefert.“ Fasziniert hat ihn vor allem die Freundlichkeit und die Gelassenheit, mit der die Menschen in Ruanda trotz aller Armut ihren Alltag meistern. 

Das härteste Rennen wartet im August

Und deshalb – wie könnte es anders sein – hat Strauss auch schon sein nächstes Abenteuer im Auge. „Im Sommer starte ich beim Silk Road Mountain Race  (1.900 km) in Kirgistan, dem härtesten Rennen überhaupt.“  Was für Hobby-Sportler wie ein Albtraum klingt, bringt ihn ins Schwärmen. „Dort gibt es teilweise 250 Kilometer lang nichts, die Temperaturen schwanken zwischen 40 Grad im Tal und minus zehn Grad am Berg. Medizinische Versorgung ist so gut wie nicht vorhanden. Auch die Möglichkeiten, sich mit Essen zu versorgen oder einen Schlafplatz zu finden, sind sehr begrenzt.“ 

Am 17. Augsust geht es los...
Mehr Infos zu Roland Strauss auf seinem Instagram-Account

 Foto: Matt Grayson

 
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