Bad-Randalierer zeigte sich reuig
Brandstiftung an der Kirchentür, das Leon-Marterl zerstört und die Regenbogenfahne bei der Gemeinde mehrfach heruntergerissen – während die Zahl der Vandalenakte bezirksweit sinkt, ist sie in St. Johann gestiegen.
St. Johann, Kitzbühel, Jochberg | In jüngster Zeit kam es vor allem in St. Johann immer öfter zu massiven Sachbeschädigungen, wenn sich auch der letzte aufsehenerregende Fall in Jochberg abspielte.
Dort sorgte die Verwüstung des Waldschwimmbades für Empörung. Mehrere Personen waren demnach über den Zaun in das Schwimmbad eingestiegen, zerstörten mehrere Blumentröge, warfen Sonnenschirme in das Schwimmbecken und verschmutzten den Pool. Die Polizei vermutet, dass es sich um fünf bis sechs Personen gehandelt haben dürfte. Einer davon – vermutlich der Rädelsführer der „b‘soffenen Gschicht“ – hat sich inzwischen gestellt. „Er hat sich bei mir gemeldet und sich für die Aktion entschuldigt“, informiert Jochbergs Bürgermeister Günter Resch. Dem Burschen sei eine Schadensrechnung in Höhe von 1.600 Euro geschickt worden, die der reuige Randalierer auch gleich bezahlt habe. Außerdem habe er angeboten, für das Schwimmbad einen Holztrog anzufertigen. „Das nehmen wir natürlich gerne an“, so Resch, der klarstellt, „dass eine solche Aktion nicht ganz ungefährlich ist.“ Sollte da ein Betrunkener ins Becken fallen und ertrinken, wäre das eine Tragödie. Die Mitwisser sind offenbar noch nicht bekannt.
Derzeit ist vor allem auch in St. Johann der Unmut groß – in den vergangenen Wochen häuften sich die Vandalenakte. Das nahm jetzt die SPÖ unter Leitung von Vize-Bürgermeister Peter Wallner zum Anlass, um im Gemeinderat eine ausführliche Stellungnahme abzugeben.
Regenbogenfahne mehrfach ausgerissen
Er zählte die einzelnen Delikte auf. Höhepunkte der Vandalenakte war die Zerstörung des Gedenkmarterls des damals sechsjährigen Leon, der vor rund zwei Jahren in der Ache ertrunken ist. Unbekannte hatten nicht nur das liebevoll gestaltete Kreuz aus der Verankerung gerissen, sondern auch die Scheibe eingeschlagen. Wallner informierte überdies über die Brandstiftung an der Kirchenmauer – dort wurden offenbar Zeitungen angezündet. Der Pfarrer fand die Brandstelle noch rechtzeitig.
Der unter anderem von St. Johanner Frauen gestaltete „Regenbogenzaun“ – der Anzeiger berichtete – wurde ebenfalls mehrfach beschädigt. Nicht nur die selbstgestrickten Teile, die um den Zaun gewickelt waren, wurden heruntergerissen, die Latten lagen ebenfalls verstreut herum. Nicht mehr aufgestellt wurde die Regenbogenfahne in unmittelbarer Nähe zum Gemeindeamt – sie war ebenfalls mehrfach heruntergerissen worden.
„Auch wenn man hier etwas als Lausbubenstreich bezeichnen möchte, bleibt doch ein schaler Beigeschmack“, so Wallner, „es sind Akte der Respektlosigkeit gegenüber einer Glaubensgemeinschaft und in einem Fall auch die Verletzung der Pietät gegenüber einer trauernden Familie.“
Wütend und fassungslos machen ihn und seine Kollegen die „wiederholten Anschläge auf Symbole der LGBTQ-Community“. Sie verurteilen das Herumtrampeln auf den Gefühlen der Mitmenschen zutiefst, stellte Wallner klar. „Wir werden uns nicht damit abfinden, dass uns eine Minderheit von verklemmten, unzivilisierten Existenzen ihre erbärmliche kleine Weltsicht aufzwingen will“, ist der SPÖ-Politiker erzürnt. Vielfalt, Toleranz und Offenheit seien wesentliche Pfeiler der Demokratie und diese muss täglich verteidigt werden.
Auf Nachfrage bei Bezirkspolizeikommandant Martin Reisenzein zeigt sich, dass die Zahl der Sachbeschädigungen zwischen März und August im Bezirk gesunken ist. Registrierte die Polizei im Vorjahr 172, waren es heuer 158 Sachbeschädigungen. St. Johann läuft gegen den Bezirkstrend – von März bis August 2023 gingen 22 Anzeigen ein, heuer waren es bereits 33.
„Ein Drittel bis die Hälfe davon wird aufgeklärt“, informiert Reisenzein. Eine Häufung auf eine bestimmte Einrichtung sei nicht aufgefallen. Allerdings käme es zur einen oder anderen Sachbeschädigung bei größeren Veranstaltungen. M.Klausner
Bild: Direkt neben der Kirchentür wurden Zeitungen angezündet. Foto: Klausner