Kitzbüheler Anzeiger
19.05.2023
News  
 

Bär: Schafsriss heizt Debatte an

Eine weitere Almsaison steht bevor, in der die Bauern in der Region um ihre Weidetiere bangen müssen. Seit in der Wildschönau ein Bär nachgewiesen wurde, wächst die Angst vor den großen Beutegreifern.    

Kitzbühel, Kufstein | Zunächst war es „nur“ der Wolf, den die Landwirte fürchteten. Jetzt gesellt sich mit dem Bären ein weiterer großer Beutegreifer hinzu, der nicht nur unter den Bauern, sondern auch in der Bevölkerung für Angst und Schrecken, zumindest aber für große Verunsicherung sorgt. Dass es sich bei jenem Schafsriss in Oberau  (Bezirk Kufstein) um einen Bären gehandelt hat, bestätigt eine DNA-Analyse. Dennoch gebe es in Tirol derzeit keinen Anlass, von einer erhöhten Gefahr durch Bären auszugehen, heißt es indes in einer Aussendung vom Land Tirol. „Alle Bären, die in Tirol bislang festgestellt wurden, zeigten scheues Verhalten. Die Wahrscheinlichkeit, in Tirol einem Bären zu begegnen, ist zudem äußerst gering.“
Hobby-Schafzüchter Walter Pupp aus Hopfgarten, der im Vorstand des Vereins Weidezone Tirol sitzt und als Halter von Bergschafen auch betroffener Bauer ist, berichtet von zahlreichen Rehrissen, die sich in jüngster Zeit im Bereich Wildschönau-Hopfgarten vermehrt in unmittelbarer Nähe zu Bauernhöfen ereignet haben, das Ergebnis von DNA-Analysen sei ausständig. Es könnte sich um den Wolf oder Goldschakal handeln, sagt Pupp. Angebliche Bärenspuren, die in der Nähe der Rissstelle in Oberau vor Kurzem neuerlich entdeckt wurden, seien noch unbestätigt.   

Heimische Almen zum Teil verwaist
Die Landwirte bangen um ihre Tiere. Aus Angst vor dem Wolf wurden im Vorjahr 360 Schafe aus Landwirtschaften in
 Itter, Söll, Hopfgarten und der Wildschönau, die bis vor zwei Jahren auf der Rosswildalm in der Kelchsau weideten, auf eine hochalpine Alm im Lechtal gebracht. Heuer haben sie ihr Ausweichweichquartier schon bezogen. „Mehr als 300 Schafe sind bereits im Außerfern“, erläutert Pupp.
Peter Aschaber, Züchter von Walliser Schwarznasenschafen in Westendorf, wird seine Tiere heuer auf eine auf mehr als 2.000 Metern Seehöhe gelegene Weide im Pinzgauer Habachtal in Sicherheit bringen. Die Heimweide komme für ihn nicht mehr in Frage: „Der Sommer im Tal ist für die Tiere zu heiß. Sie leiden an Parasitenbefall“, klagt der Westendorfer.

Den betroffenen Schafhaltern und Züchtern ist bewusst: Ausweichquartiere können das Problem auf Dauer nicht lösen.  „Es ist ein kompletter Wahnsinn, dass wir aus Angst vor neuerlichen Rissen unsere Tiere quer durchs Land karren müssen. Mit Tierwohl und Nachhaltigkeit hat das nichts zu tun“, bekräftigt Pupp. Nachsatz: „Es ist außerdem nur eine Frage der Zeit, bis auch dort die ersten Nutztiere gerissen werden. Aber wohin bringen wir unsere Tiere dann?“
Peter Aschaber ist erschüttert. „Ich sehe mit Tränen in den Augen die Bilder von den leidenden Tieren, verzweifelten Bauern und Schafhaltern, die bereits ans Aufhören denken. Die Almen verbuschen und alle reden, aber nichts passiert. Wo bleibt der Tierschutz, wenn tausende Weidetiere von Großraubtieren qualvoll gerissen werden und stundenlang leiden müssen?“

Wahrnehmungen umgehend melden
Der dringende Appell des Landes Tirol sowie des Vereines Weidezone: Wahrnehmungen von großen Beutegreifern (Wolf, Bär, Goldschakal, Luchs) umgehend den Behörden zu melden. Für die fachliche Beurteilung sei außerdem entsprechendes Bildmaterial von großer Bedeutung. Alexandra Fusser

Bild: Gerissene Schafe auf der Rotwandalm im Windautal, im Juli 2021. Hier hat der Wolf nachweislich zugeschlagen. Foto: Aschaber

 
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