Baumängel stehen in der Kritik
Mit nachgebesserten Angeboten ist die WE den Forderungen der Bewohner von Einfang nachgekommen. Auch die Stadtführung ist mit dem bislang Erreichten zufrieden. Jetzt sollen noch Bauschäden beseitigt werden.
Kitzbühel | Grundwasser in der Tiefgarage, desolate Wände in den Stiegenhäusern: Die Wohnanlage Einfang weist Baumängel auf. Das ist eine Tatsache und wird von den Bewohnern offenkundig seit geraumer Zeit beklagt.
Die Wohnanlage Einfang, bestehend aus 72 Wohnungen und 19 Reihenhäusern, hat die gemeinnützige Wohnbaueigentum GmbH (WE) in den Jahren 2010/11 errichtet und 2012 übergeben. Zehn Jahre lang wurden die Einheiten mit Kaufoption vermietet, im Oktober vergangenen Jahres folgten die Kaufangebote. Zu weit überhöhten Preisen, der Kitzbüheler Anzeiger hat berichtet. Die WE hatte den Kaufpreis auf Grundlage des Verkehrswerts berechnet, der in Kitzbühel naturgemäß hoch ist. Die Einheiten durften jedoch maximal um 55 Prozent des ermittelten Werts veräußert werden, so die bisherige rechtliche Grundlage.
Die Mieter formierten sich, die Stadtführung klinkte sich ein und nahm die Verhandlungen mit der WE auf. Seit Mitte März liegen die nachgebesserten Angebote auf dem Tisch. „Landesregierung und Revisionsverband haben diese 55-Prozent-Regelung mittlerweile aufgehoben“, schilderte Winkler in einem Sonder-Gemeinderat. Andere Tiroler Gemeinden würden künftig von der Hartnäckigkeit der Kitzbüheler profitieren.
Vor Übergabe werden Schäden behoben
Am vergangenen Mittwoch saßen Vertreter der Stadtgemeinde und des gemeinnützigen Bauträgers mit den Mietern und künftigen Eigentümern von Einfang am Runden Tisch. Mit dabei auch ein Kitzbüheler Anwalt, den die Stadtführung als Rechtsbeistand engagiert hatte. Dabei kamen die bestehenden Baumängel erneut zur Sprache: Sie sollen noch vor der Übergabe behoben werden, das sei mit der WE so vereinbart, informiert Winkler auf Anfrage. Die Stadtgemeinde habe einen Gutachter verpflichtet, der die Schäden erheben und der WE vorlegen wird.
Parallel dazu müsse aber jeder Mieter jetzt beschließen, ob er das Reihenhaus oder die Wohnung erwerben will. Viel Zeit zur Entscheidungsfindung bleibt nicht mehr: Die Frist läuft am 9. Mai ab. Die unterzeichneten Kaufverträge werden bis 1. Juli wirksam, die Mieten von Jänner bis einschließlich Juni würden in den Kaufpreis eingerechnet. Es steht den Bewohnern offen, die bisher bewohnten Einheiten zu mieten. Dann allerdings, so hält Winkler fest, ist ein deutlicher Anstieg des Mietzinses zu erwarten – „sobald die Förderungen ausgelaufen sind.“
Bewohner von Einfang sind erleichtert
Den Betroffenen fällt jedenfalls ein Stein vom Herzen. „Der erstgenannte Kaufpreis war für ein Schlag ins Gesicht. Wir haben unsere Lebensplanung auf diese Wohnungen oder Reihenhäuser ausgelegt, doch der geforderte Preis war unvorstellbar hoch“, schilderte Ersatzgemeinderat Dominik Bertsch (SPÖ), selbst Betroffener in Einfang. Ein Beispiel zur Verdeutlichung: Das Angebot für ein Reihenhaus mit 90 Quadratmetern lag zunächst bei rund 540.000 Euro, nun liegt der Preis bei 350.000 Euro.
Stadt verzichtet auf Vorkaufsrecht
Um den künftigen Eigentümern keine weiteren Hürden in den Weg zu stellen, verzichtet die Stadtgemeinde Kitzbühel auf ihr Vorkaufsrecht. Werden Wohneinheiten in den kommenden 15 Jahren veräußert, muss der Differenzbetrag zwischen Kaufpreis und Verkehrswert an die WE bezahlt werden. Alexandra Fusser
Bild: Zehn Jahre lang wurden die Wohnungen und Reihenhäuser gemietet, jetzt können sie erworben werden. Kaufverträge sind ab 1. Juli wirksam. Foto: SPÖ