Baustart doch früher als geplant
Dank der finanziellen Nachbesserung des Landes konnten bereits jetzt die Baumaschinen für den Bau des Bildungszentrums in Kössen auffahren. Die Volksschule Bichlach steht jedoch vor dem Aus.
Kössen | Noch im Juli war Kössens Bürgermeister Reinhold Flörl alles andere als optimistisch, rasch mit dem Bau des neuen Bildungszentrums starten zu können. Am Montag waren diese Sorgen vergessen. Gemeinsam mit LR Astrid Mair konnten Flörl sowie die Veranwortlichen der Kössener Bildungseinrichtungen den Spatenstich setzen. Dort wo bis vor rund einem Jahr noch Kössens Senioren wohnten, wird im Laufe der nächsten zwei Jahre das neue Bildungszentrum entstehen.
Der Bau der neuen Volksschule ist ein langgehegter Wunsch in der Kaiserwinklgemeinde. Das bisherige Schulgebäude, das in den 1970er-Jahren errichtet wurde, platzt aus allen Nähten und ist nicht mehr zeitgemäß. Nicht nur die Volksschüler, auch die Kindergartenkinder brauchen neue Räumlichkeiten. Der Hort wird ebenfalls im neuen Gebäude untergebracht.
Doch bis zum Startschuss am Montag war es ein langer Weg. Laut ersten Schätzungen hätte der Bau und 23 Millionen Euro gekostet. Nachdem die vorerst zugesagten Zuschüsse des Landes nicht ausreichten, zog Bgm. Flörl die Notbremse. Denn eine mögliche Fremdfinanzierung kam für den Dorfchef nicht in Frage. Das könne er nicht verantworten, stellte er im Juli klar.
Inzwischen hat das Land deutlich nachgebessert, überdies konnten die Baukosten auf in etwa rund 19,5 Millionen Euro gedrückt werden. Sechs Millionen Euro kommen aus Landestöpfen. „Wir sind heilfroh, dass uns das Land so tatkräftig unterstützt, alleine hätten wir das nie schultern können“, betonte Flörl beim Spatenstich.
Bereits im Laufe der vergangenen Monate wurde das ehemalige Altenwohnheimgebäude – die Kössener Senioren übersiedelten mit Ende 2022 in ihr neues Heim – abgebrochen. Jetzt wird mit dem Neubau begonnen, der im Juni 2025 abgeschlossen sein soll.
Infoabend im Bichlach „auf Augenhöhe“
Während im Dorf strahlende Gesichter vorherrschten, ist die Stimmung im Ortsteil Bichlach gedrückt. Denn dort steht die Volksschule defintiv vor der Schließung. Und das nicht nur aus finanziellen Gründen, wie der Bürgermeister betont. „Es gibt mehrere Faktoren. Die Bichlacher Kinder besuchen den Kindergarten im Dorf, dann gehen sie wieder in Bichlach in die Schule. Für den Hort müssen sie aber wieder ins Dorf gebracht werden.“ Das Gebäude selbst entspräche ebenfalls nicht mehr den Anforderungen, etwa hinsichtlich Brandschutz oder Barrierefreiheit. Eine Sanierung des Gebäudes würde mit rund 1,5 Millionen Euro zu Buche schlagen. „Fest steht, dass wir für eine Sanierung weder Fördermittel des Landes noch des Bundes lukrieren können“, erklärt der Bürgermeister.
In der Vorwoche gab es im Schulgebäude eine Informationsveranstaltung. Derzeit so der Dorfchef, drücken im Bichlach 24 Kinder die Schulbank. „Ich bin froh, dass wir an diesem Abend auf Augenhöhe diskutiert haben und miteinander fair umgegangen sind“, so der Bürgermeister, für den an der Schließung kein Weg vorbeiführt. „Sollte sich der Gemeinderat anders entscheiden, werde ich den Bürgermeistersessel räumen“, stellt Flörl klar.
Anmerkung: Die Abstimmung fand in der Zwischenzeit statt und der Gemeinderat stimmte mit großer Mehrheit für die Schließung. Margret Klausner
Bild: Spatenstich für das Bildungszentrum: Bürgermeister Reinhold Flörl (7. v.l.) und LR Astrid Mair (6. v.l.) strahlten beim Baustart gemeinsam mit den Bauverantwortlichen, Gemeindepolitikern sowie den Zuständigen von Volksschule, Kindergarten und -krippe. Foto: Klausner