Beim Golfplatz brüten Rostgänse
Die Rostgans (Tadorna ferruginea) ist ein Standvogel und Höhlenbrüter. Das Winterquartier des Kurzstreckenziehers liegt nicht weiter als 2.000 km vom Brutgebiet entfernt.
Die Rostgans ist in den Steppen und Wüstenzonen Innerasiens verbreitet und in Europa seit 1601 nachgewiesen. Die Exotin verdrängt einheimische Vögel, sie ist in der Brutzeit aggressiv. Als Neozon (Tierart, die mit Hilfe des Menschen in ein Gebiet gelangt, in dem sie ursprünglich nicht beheimat war) lebt sie immer öfter in Mitteleuropa. Das größte Populationsgebiet außerhalb des natürlichen Verbreitungsgebietes bildet die Schweiz. Die Tierart gilt als nicht gefährdet.
Merkmale von Gänsen und Enten
Der Name ist charakteristisch angesichts der rostbraunen Körperfärbung. Die roten Gesellen gehören zur Unterfamilie der Halbgänse, da sie sowohl Merkmale von Enten als auch von Gänsen aufweisen.
Der Vogel gräbt Höhlen und benimmt sich manchmal wie eine Ente. Rostgänse suchen in flachen Gewässern leise schnatternd und gründelnd nach Nahrung. Sie begeben sich aber auch auf Grünflächen rund um das Gewässer und zupfen dort in Gänsemanier Gras und andere Pflanzen aus dem Boden. Die Ernährung ist größtenteils vegetarisch, nur selten ist auch einmal ein kleiner Fisch oder ein Insekt dabei.
Schwarzer Halsring in der „Prachtzeit“
Rostgänse werden etwa 60 cm groß und sind etwas kräftiger als Stockenten. Männchen erkennt man während der Fortpflanzungszeit an einem zarten schwarzen Halsring, der nur in der „Prachtzeit“ zu sehen ist. Während der Balz versuchen die Männchen den Weibchen mit rasanten Sturzflügen und lautem Geschrei zu imponieren. Insgesamt verfügen sie über ein breites Lautrepertoire, der charakteristische Ruf ist ein lauter, nasaler Trompetenton.
Rostgänse sind Bodenbrüter, sie graben sich dazu auch Höhlen. Die Brutzeit beträgt 27 bis 29 Tage. In einem Gelege liegen acht bis elf Eier. Die Jungen bleiben nicht im Nest, sie sind Nestflüchter. Ca. 50 bis 60 Tage werden sie von den Eltern mit Nahrung versorgt und geführt, bis sie selbstständig sind.
Große Kinderstube am Teich
Seit einigen Jahren lebt ein Rostganspaar am Golfplatz in Westendorf. Eine treue Beobachterin ist Renate Tomatschek, die heuer am 15. Mai das Paar mit zehn Kücken im Gänsemarsch zum Golfteich watscheln sah. Zuerst ging es zum Baden, dann zum Unterricht in Gefiederpflege. Das Männchen beschäftigte sich auf der anderen Seite des Golfteichs mit der Federnpflege.
Mit großer Freude verfolgte die Beobachterin das Heranwachsen der Jungen, das sie täglich dokumentierte.
„Am 22. Juni sah ich, dass die jungen Rostgänse das erste Mal allein zurückgelassen wurden. Ich konnte mich bis auf einen Meter anpirschen, da sie mit Grasen, Putzen und Schlafen beschäftigt waren“, erzählt Renate Tomatschek.
Friedliches Nebeneinander
Die Mitarbeiter am Golfplatz Westendorf sind bemüht, die Hinterlassenschaft der Rostgänse zu beseitigen, damit der Rasen nicht zu sehr darunter leidet und der Golfbetrieb seinen normalen Weg gehen kann. Es freut mich sehr, dass sich niemand gestört fühlt und Mensch und Tier miteinander auskommen.
Die begeisterte Kitzbüheler Vogelkundlerin Gertraud Ritter arbeitet seit über 20 Jahren für Bird Life und die Naturwissenschaftlichen Sammlungen des Landesmuseums Ferdinandeum. Von Gertraud Ritter
Bild: Drei junge Rostgänse. Foto: Gertraud Ritter