Bereits über 1.000 Leben gerettet
Mit ihrem Projekt „Zukunft für Tshumbe“ zeigt Manuela Erber-Telemaque eindrucksvoll, was mit viel Einsatz alles möglich ist.
Kitzbühel | Elf Jahre ist es her, dass Manuela Erber-Telemaque ihr Herzensprojekt „Zukunft für Tshumbe“ ins Leben gerufen hat. Bei einem Benefizevent in Kitzbühel konnten die Besucher nicht nur zahlreiche Produkte aus dem Kongo bestaunen, sondern sich auch ein Bild davon machen, was Waale Waana – auf Deutsch „Mutter aller Kinder“ – wie die Goingerin in Afrika genannt wird, inzwischen alles erreicht hat. Auch wenn in den letzten Jahren viel passiert ist, die Arbeit und auch die Euphorie, mit der sie ihre Projekte umsetzt, gehen der heute 31-Jährigen auch in Zukunft nicht aus.
Manuela, welche Bilanz ziehst du nach elf Jahren „Zukunft für Tshumbe“?
Ich bin sehr zufrieden. Wir können aktuell 15.000 Menschen mit Trinkwasser versorgen. Dadurch haben sich die in der Region üblichen Krankheiten, wie Typhus oder Amöbenruhr stark verringert. Wir beschäftigen 107 einheimische Mitarbeiter und sind damit der größte Arbeitgeber in Tshumbe. Die Menschen haben nun zum ersten Mal in ihrem Leben ein regelmäßiges Einkommen und können nicht nur ihre Familie, sondern auch weitestgehend ihre Verwandtschaft versorgen.
Dein erstes Projekt 2012 war der Bau eines Kindergartens, inzwischen ist auch noch eine Grundschule dazu gekommen, richtig?
Ja genau. Wir haben im Kindergarten mit 32 Kindern begonnen, nun sind es jährlich 93, die wir betreuen. Viele davon sind Voll- oder Halbwaisen und hätten ohne unsere Hilfe kaum eine Chance zu überleben. Als meine ersten Kindergartenkinder im Jahr 2015 vor der Einschulung standen, haben wir eine Grundschule errichtet. Mittlerweile erhalten dadurch jährlich 192 Kinder in sechs Schulklassen Bildung, Liebe und Zukunft. Nach sechs Schuljahren steigen sie inzwischen in die Sekundarschule um, die wir gerade aufbauen.
Was bedeutet diese Ausbildung für die Kinder in der Region?
Die Sekundarschule ist in etwa vergleichbar mit unserer „Lehre mit Matura“. Die Kinder bekommen nicht nur eine allgemeine Ausbildung, sondern können gleichzeitig auch einen Beruf erlernen und mit ihrem handwerklichen Wissen sich selbst etwas aufbauen, Geld verdienen und auch weiter Mitarbeiter beschäftigen. Das kommt nicht nur jedem einzelnen zu Gute, sondern der gesamten Region.
Das größte Projekt steht aber nun mit dem Bau eines Krankenhauses an. Wie geht es dir damit?
Das Krankenhaus wird ein echter Meilenstein. Die D.R.Kongo hat die vierthöchste Kindersterblichkeitsrate weltweit. Hauptgrund dafür ist die unzureichende medizinische Versorgung. Unser Krankenhaus wird die einzige gut ausgestattete medizinische Anlaufstelle für über 60.000 Menschen in der gesamten Region.
Wow, woher nimmst du die Motivation für alle diese Projekte?
Ich weiß, dass ich nicht allen helfen kann, doch jedes einzelne überlebende Kind ist ein Erfolg. In den elf Jahren haben wir mit unserem Projekt mehr als 1.000 Leben gerettet, ich denke, das ist Motivation genug.
Was sind deine Pläne für die Zukunft?
Mein Ziel ist es, die Organisation in den nächsten Jahren so aufzubauen, dass die Menschen vor Ort selbstständig arbeiten und genügend Einnahmen erwirtschaften können, um sich selbst zu versorgen. Sabine Huber
Bild: Ihre zweijährige Tochter Elodie ist Manuelas größter Schatz. In Tshumbe wird die Goingerin von hunderten weiteren Kindern wie eine „Mutter“ verehrt. Foto: Huber