Brücken in die Vergangenheit
An vier Abenden präsentierten Pianistin Olga Balabon und Wolfgang Schwaiger ihr gemeinsames Projekt „Die Brücken des Nepomuk“ in der geschichtsträchtigen Johannes-Nepomuk-Kapelle.
Fieberbrunn | „Wir befinden uns im wohl geschichtlich interessantesten Gebäude unseres Ortes“, beginnt Wolfgang Schwaiger seine Ausführungen – und überrascht damit gleich zu Beginn. Viel Neues und Informatives folgte: die Geschichten und die Geschichte des Baus der kleinen Kapelle im Fieberbrunner Ortszentrum hat er in akribischer Arbeit zusammengetragen und zu einprägsamen und spannenden Kurztexten zusammengefasst. Beispielsweise, dass niemand geringerer als Matthäus Günther, berühmter bayrischer Maler und Leiter der Augsburger Kunstakademie, die Fresken der Kapelle geschaffen hat.
Gespickt waren die einprägsamen Ausführungen mit sinnigen und zum Nachdenken anregenden Anekdoten – wie der Anmerkung, dass seit dem Entstehungsjahr der Kapelle im Jahr 1760 jeden einzelnen Tag Krieg irgendwo auf unserer Welt herrscht. Oder die Frage, ob die Kunst oder kriegerische Auseinandersetzungen älter sind und warum der Mensch als eines der wenigen Lebewesen Lust daran hat, seine eigenen Artgenossen zu quälen und zu foltern. Alles Themen, die neben geschichtlichen Beschreibungen aus der Fieberbrunner Geschichte, Brücken zu seiner famosen musikalischen Begleitung Olga Balabon spannt.
Virtuoses Klavierspiel
Die studierte und vielfach ausgezeichnete Pianistin stammt aus dem ukrainischen Mariupol und musste vor eineinhalb Jahren mit ihrer Mutter und ihrer Tochter aus ihrer Heimat fliehen. Die von ihr ausgewählten und mit unheimlicher Kraft herausragend gespielten Musikstücke harmonierten perfekt mit den Texten Schwaigers und machten den Abend zu einem berührenden und nachhallenden Erlebnis, sehr lehrreich und Brücken schlagend – definitiv ein Projekt, dem noch sehr viel mehr Aufmerksamkeit zuteil werden sollte. est
Bild: Wolfgang Schwaiger mit Klaviervirtuosin Olga Balabon in der Johannes-Nepomuk-Kapelle Fieberbrunn. Foto: Standl