Brückenbauen nach Übersee
In allen Branchen fehlen Mitarbeiter – nicht zuletzt im Tourismus. Um die Lücken zu füllen, wird der Ruf nach Fachkräften aus Drittstaaten immer lauter. Ein Oberndorfer Unternehmen bringt Angebot und Nachfrage zusammen.
Oberndorf | Die Entwicklung der Bevölkerung in Österreich und natürlich auch jener im Bezirk spricht eine deutliche Sprache. Der Anteil der Menschen im erwerbsfähigen Alter geht deutlich zurück, die Folge ist ein jetzt schon merkbarer Mitarbeitermangel. Die Politik hat dafür mehrere Lösungsansätze. Einer davon ist, Personen aus Drittstaaten den Zuzug zu erleichtern, wenn sie in einem Mangelberuf arbeiten. So wurden die Auflagen der „Rot-Weiß-Rot“-Karte bereits angepasst.
Bettina Lindner fungiert mit der Agentur „Overseas Labor Recruiting“ in Oberndorf als Brückenbauer zu den Arbeitskräften in Übersee – hier vor allem den Philippinen und Argentinien. Sie klärt über die Anforderungen auf: „Die Rot-Weiß-Rot-Karte bekommen ausländische Arbeitskräfte nur mit einem gültigen Arbeitsvertrag. Das Aufenthalts- und Arbeitsrecht ist damit verbunden, das heißt, wenn der Job weg ist, müssen die Personen ausreisen.“ Es sei auch nicht zulässig, zu einem anderen Betrieb zu wechseln, ergänzt Lindner. Gleichzeitig muss z.B. nachgewiesen werden, dass der künftige Mitarbeiter aus Übersee auch eine Wohnmöglichkeit hat. Lindner sieht in Fachkräften aus Drittstaaten eine gute Ergänzung für das drängende Problem der fehlenden Mitarbeiter, gerade was Dienstleistungs-starke Branchen wie den Tourismus betrifft. Denn der persönliche Kontakt zum Gast lässt sich nun einmal nicht so einfach digitalisieren.
Philippinos sind oft im Tourismus top ausgebildet, gibt Lindner Einblick. Österreich habe hier eine gute Chance, sich als Arbeitgeber zu positionieren. Dennoch wünscht sich Lindner mehr Akzente in Richtung „Employer Branding“, denn die Bekanntheit der Alpenrepublik in den Zielländern ist derzeit noch gering. Das Gerangel auf dem internationalen Parkett um die besten Fachkräfte nimmt hingegen zu – besonders, was die Pflege betrifft, denn diesbezüglich haben die meisten Industriestaaten dieselben Probleme.
Ein Baustein, aber kein Allheilmittel
Dass das Thema Ausländische Arbeitskräfte auch Abwehrhaltung auslösen kann, ist Bettina Lindner bewusst. Sie verweist auf die strengen Richtlinien der Rot-Weiß-Rot-Karte. Und ergänzt: „Wir reden in Österreich nicht nur von einem Fachkräfte-, sondern mittlerweile von einem allgemeinen Arbeitskräftemangel. Die Demografie ist klar, die arbeitende Bevölkerung nimmt ab. Wer aber soll die Dienstleistungsberufe ausüben?“ Denn in Österreich geht nicht nur der Anteil der erwerbsfähigen Bevölkerung zurück, auch die klassischen Gastarbeiter aus Osteuropa finden nun daheim bessere Bedingungen vor und pendeln seltener ins Ausland. Durch die Corona-Pandemie wechselte so mancher Einheimische vom Tourismus in eine andere Branche, gleichzeitig geht der Trend zu kürzeren Arbeitszeiten. Der Zuzug aus Drittstaaten sei diesbezüglich ein wichtiger Punkt, aber kein Allhelmittel, wie Lindner abschließend betont. Elisabeth Galehr
Bild: Der Ruf nach Mitarbeitern aus Drittstaaten wird aufgrund des Fachkräftemangels lauter. Symbolfoto: Pixabay