Kitzbüheler Anzeiger
08.08.2021
News  
 

Dank Rodung weniger Wildunfälle

Um Wildunfälle zu vermeiden wurde vor fünf Jahren erstmals das dichte Gehölz entlang der Erpfendorfer Landesstraße entfernt und ein Tempolimit verordnet. Seit damals sind die Unfallzahlen in diesem Bereich massiv gesunken.

Erpfendorf, Kössen |  Wenn in der Dämmerung am Straßenrand zwei Augen aufblitzen, bleibt das Herz eines jeden Autofahrers für kurze Zeit stehen: Wer wurde nicht schon einmal von einem Wild überrascht, das plötzlich aus dem Wald über die Straße wechselte. Für die meisten geht die „unerwartete“ Naherfahrung glimpflich aus, doch immer wieder kommt es zu schweren Unfällen. Vor rund fünf Jahren hat daher Kirchdorfs Hegemeister Hans Seiwald ein besonderes Projekt initiiert, um die Unfallzahlen auf der Landesstraße zwischen Kössen und Erpfendorf zu senken.
Dieser Tage trafen sich die Verantwortlichen, allen voran die beiden Hegemeister Hans Seiwald (Kirchdorf) sowie Toni Krepper (Kössen Ost) mit Bezirksjägermeister Martin Antretter, Hannes Embacher und Sebastian Pichler von den Bundesforsten sowie Straßenmeister Michael Aufschnaiter zu einem Lokalaugenschein, um Bilanz über die abgelaufenen fünf Jahre zu ziehen.

Dichtes Gehölz als Auslöser vieler Unfälle
Auslöser für viele dieser Unfälle war das dichte Gehölz entlang der Landesstraße, welches teilweise bis an den Straßenrand reichte. Vor allem auf einer Seite der Straße sind zahlreiche Wiesen, die das Wild vor allem im Frühling als Äsungsflächen anlocken und dadurch für einen massiven Wildwechsel sorgen. Daher wurden bereits vor einigen Jahren im Rahmen einer Arbeitsgruppe, in die u.a. auch die Grundeigentümer, hier vor allem die Bundesforste, mit eingebunden waren, einige Maßnahmen erarbeitet. Diese wurde dann von den Mitarbeitern der Straßenmeisterei St. Johann, allen voran, Straßenmeister Michael Aufschnaiter, umgesetzt. Im gesamten Verlauf, auf rund 2,5 Kilometern, wird das dichte Gehölz an den Fahrbahnrändern mehrmals jährlich entfernt. Autofahrer sehen jetzt das entlang der Straße stehende Wild bereits von weitem und können dementsprechend reagieren. Auch das Wild kann sich besser auf die herannahenden Autos einstellen.

Die Jägerschaft konnte sich überdies mit den Behörden auf ein Tempolimit einigen – zwei Monate im Frühling und drei Monate im Herbst wird das Limit von 100 km/h auf 80 km/h reduziert. Große Hinweistafeln, die entlang der Verbindung aufgestellt sind, warnen vor dem Wildwechsel.
„Ich konnte das Leid der Tiere einfach nicht mehr mit ansehen“, begründet Kirchdorfs Hegemeister Hans Seiwald, warum er dieses Projekt ins Leben rief. Früher kamen jährlich bis zu zwanzig Stück Wild unter die Räder, allein im Jahr 2015 waren es 30 Tiere, die bei Unfällen verendeten. Die Dunkelziffer sei aber um ein Vielfaches höher. Auch ist nicht erfasst, wenn Rehkitz oder Hirschkälber durch den Verlust der Muttertiere qualvoll verenden müssen.

Massive finanzielle Schäden bei Autos
„Wir reden auch von massiven finanziellen Schäden“, betont Seiwald. Demnach liegen die Schäden bei Autos bei mehreren 10.000 Euro pro Jahr. Das fehlende Wildbret sowie der Trophäenwert, schlägt sich ebenfalls mit etlichen Tausend Euro pro Jahr zu Buche. Nicht zu vergessen, die Arbeitsstunden, die die Jäger für die Nachsuche und die Entsorgung der Wildstücke (Tierkörperverwertung) aufwenden müssen.
„Aber primär ist natürlich die Sicherheit der Personen in den Vordergrund zu stellen“, betont Seiwald.

Drei Mal jährlich werden inzwischen die Bereiche entlang der Straße von den Mitarbeitern der Straßenmeisterei gemäht, wie Straßenmeister Michael Aufschnaiter schildert, der das Projekt seit fünf Jahren betreut und sich freut, dass die Maßnahme des Freischneidens in Verbindung mit den angebrachten Wildwarnsensoren ein solcher Erfolg wurde.
„Die Zahl der Wildunfälle ist massiv zurückgegangen“, freut sich Hans Seiwald, und auch Toni Krepper zieht ein positives Fazit: „Von Seiten der Jägerschaft kann nur bestätigt werden, dass das ein gelungenes Projekt ist.“ Seiwald dankt  allen Verantwortlichen für den Einsatz, „für einen gemeinsamen Lebensraum für Mensch und Wildtier“.

Auch Hannes Embacher, der Verantwortliche der Österreichischen Bundesforste, die in diesem Bereich die größten Grundeigentümer sind, ist vom Projekt begeistert. Margret Klausner

Bild: Lokalaugenschein an der Landesstraße: Sebastian Pichler und Hannes Embacher (Bundesforste), Hegemeister Johann Seiwald, Straßenmeister Michael Aufschnaiter, BJM Martin Antretter und Hegemeister Toni Krepper (v.l.) Foto: Klausner

 
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