Das Egger-Jahr war „spannend“
Die Marktentwicklungen, die seit Monaten die Geschäftswelt in Atem halten, machten im abgelaufenen Bilanzjahr auch vor Egger nicht halt: Steigende Zinsen sowie hohe Inflation und volatile Rohstoff- und Energiekosten schlugen sich im Ergebnis nieder.
St. Johann | Die Preissteigerungen bescherten dem Konzern ein Umsatzplus von 5,1 Prozent auf 4,45 Milliarden Euro. Der operative Gewinn (EBITDA) belief sich auf 602,5 Millionen Euro, was einem Minus von 31,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Allerdings spielt hier auch eine gewisse Rückkehr zur Normalität mit hinein, wie Gruppenleitungs-Sprecher Thomas Leissing erläutert: „Der Cocooning Boom ist vorbei.“
Cocooning bezeichnet den Effekt, dass es sich die Menschen während der Coronazeit in ihren eigenen vier Wänden behaglich gemacht und viel in den Innenausbau investiert haben. Diese Entwicklung ist zu Ende, stattdessen bewirken die Inflation und die aktuell hohen Zinsen eine Zurückhaltung im Bau bzw. bei größeren Investitionen. Egger kann sich trotz aller Widrigkeiten über eine stabil hohe Eigenkapitalquote von 45,9 Prozent freuen. Mit dieser Finanzkraft im Hintergrund wurden auch heuer wieder Investitionen getätigt – und zwar in Gesamthöhe von 540,6 Millionen Euro. Der Investitionsfokus lag dabei auf Kreislaufwirtschaft, erneuerbarer Energie, Logistik und Veredelung (s. u).
Ins abgelaufene Geschäftsjahr fiel übrigens auch die Mehrheitsbeteiligung am Holzwerkstoffhersteller SAIB: „Das 21. Werk der Egger-Gruppe befindet sich in Caorso, Italien“, freut sich Leissing. Insgesamt beschäftigt Egger aktuell ca. 11.200 Mitarbeiter.
Kleiner Exkurs: 1.200 dieser Mitarbeiter sind in den russischen Werken beschäftigt. „Wir produzieren in Russland für den russischen Markt. Wesentlich ist die Einhaltung der Sanktionen, die wir auch unterstützen“, erklärt Leissing dazu.
9,6 Millionen Kubikmeter Holzwerkstoffe
Die gesamte Produktionsmenge belief sich im Bilanzjahr auf rund 9,6 Millionen Kubikmeter Holzwerkstoffe und Schnittholz. „Wir konnten unsere Primäranlagen trotz der Herausforderungen in unseren Lieferketten im abgelaufenen Geschäftsjahr gut auslasten“, gibt Hannes Mitterweissacher (Gruppenleitung Technik/Produktion) Auskunft.
Michael Egger jun. gibt einen Überblick über die einzelnen Produktbereiche. Hier fiel vor allem der Bereich Building Products (Bauprodukte wie OSB und Schnittholz) ins Auge, bei dem der unkonsolidierte Umsatz um 18,7 Prozent auf 434,8 Millionen Euro gefallen ist. Egger sieht den gesamtwirtschaftlichen Ausblick auch weiterhin als herausfordernd an. Hoffnungsmärkte seien in Übersee zu finden. „Wir sind dennoch überzeugt, dass wir mit unserer strategischen Ausrichtung des langfristigen Wachstums aus eigener Kraft die richtigen Weichen gestellt haben“, ergänzt Thomas Leissing zum Abschluss. Elisabeth Galehr
Bild: Die Egger-Gruppenleitung mit (v.l.) Thomas Leissing, Michael Egger jun., Hannes Mitterweissacher und Frank Bölling gab im Rahmen eines Pressegesprächs Einblick in das abgelaufene Geschäftsjahr. Foto: Galehr
Aufgefallen
Egger setzt auf Nachhaltigkeit
St. Johann | Egger setzt verstärkt auf Nachhaltigkeit und will auch weiterhin entsprechende Investitionen setzen Das Zauberwort heißt nicht zuletzt Kreislaufwirtschaft: „Unser Rohstoff wächst nicht mehr in den Wäldern, sondern in den Städten“ – soll heißen, dass 65 Prozent des eingesetzten Holzes aus Nebenprodukten oder Recycling stammen. 71 Prozent der Egger-Produkte sind recyclingfähig, 88 Prozent aller in den Produkten eingesetzten Materialien sind aus nachwachsenden Rohstoffen. 70 Prozent der eingesetzten Energie stammen aus erneuerbaren Quellen, an 20 der 21 Produktionsstandorte werden Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energie betrieben. Auch aus dem Bereich Logistik konnte Frank Bölling (Gruppenleitung Logistik) eine Erfolgsmeldung berichten: „Der Bahnanteil in Österreich wurde verdoppelt.“ Nachhaltiges Wirtschaften schließt auch die Mitarbeiter mit ein: Arbeitsschutz wird groß geschrieben. Außerdem legt der Holzwerkstoffhersteller einen Fokus auf Ausbildung: So gibt es an 19 der 21 Produktionsstandorte eigene Ausbildungsprogramme. Egger beschäftigt aktuell insgesamt 400 Lehrlinge. Elisabeth Galehr