Dem Konsumverhalten auf der Spur
Hannes Royer ist Vordenker, Gründer und Gesicht des Vereines „Land schafft Leben“. Auf Einladung von Forum Land hielt er in Reith den Vortrag „Wer nichts weiß, muss alles essen“ und beeindruckte damit seine Zuhörerschaft.
Reith | Der Mann hat Charisma, ist empathisch und eloquent und vor allem brennt er für seine Mission: Hannes Royer, Berg- und Biobauer aus Schladming-Rohrmoos, vielseitiger Unternehmer und Begründer des Vereines „Land schafft Leben“, hat es sich zum Ziel gesetzt, den Konsumenten den Wert der österreichischen Lebensmittel bewusst zu machen. Gemeinsam mit allen an der Produktionskette Beteiligten will er aufzeigen, was ein Lebensmittel ausmacht.
Mit seinem Verein setzt er sich intensiv mit österreichischen Lebensmitteln auseinander und fördert das Bewusstsein für deren Herkunft und Produktionsprozesse. Den Konsumenten erklärt er unermüdlich, warum das weiße Kalbfleisch am Teller vermutlich nicht aus Österreich, sondern aus den Niederlanden stammt; warum heimische Erzeuger bei den günstigen Preisen für das Schwein aus Spanien oder das Huhn aus Italien nicht mithalten können. Und er zeigt auf, dass das qualitativ hochwertige österreichische Kalbfleisch nach Kroatien exportiert und gleichzeitig Kalbfleisch aus den Niederlanden importiert werde.
Für das Konsumverhalten der Österreicher und die Einkaufsphilosophie von Gastronomiebetrieben findet Royer durchaus kritische Worte. Damit erstmals konfrontiert war er, als er im Zuge der Ski-WM in Schladming die Regionalmarke „Heimatgold“ gründete und höchstpersönlich hinter der Verkaufstheke stand. „Da habe ich festgestellt, wie gering das Wissen der Konsumenten über Produktion und Verarbeitung von Lebensmitteln ist.“ Dass Verbraucher ihre Kaufentscheidung primär über den Preis treffen, dass sie lieber den Aktionen von Discountern nachjagen, anstatt heimische Erzeugnisse zu kaufen, war für ihn der Anstoß, etwas bewegen zu wollen.
Informationen über Lebensmittelproduktion
Die Idee, „Land schafft Leben“ zu gründen, war geboren. Die Aufklärung über Lebensmittel und deren Produktionsketten war das primäre Ziel. „Unsere heimische, kleinstrukturierte Landwirtschaft wird sterben, wenn wir unser Konsumverhalten hauptsächlich über den Preiskampf definieren“, ist Royers Ansatz.
Abhilfe schafft die Website von „Land schafft Leben“, die Royer als breite Wissensplattform bezeichnet. Tausende Zugriffe in Österreich und Deutschland untermauern das Bemühen des Vereines. Und auch Schulen nützen schon längst die große Palette an aufbereiteten Informationen.
Verpflichtende Herkunftskennzeichnung
Royers Appell richtet sich nicht nur an Haushalte, sondern auch an die Gastronomie: „Die österreichische Kulinarik wird vom Tourismus zwar beworben, trotzdem kommen noch immer zu wenig österreichische Produkte auf den Teller.“
In Reith wurde bei einer Podiumsdiskussion – mit Landesbäuerin Helga Brunschmid, Bezirksbauernobmann Georg Wurzenrainer, Michael Wurzrainer (Leiter von Rinderzucht Tirol) sowie Alois Rainer (Spartenobmann Tourismus und Freizeitwirtschaft Tirol) – die Forderung nach einer verpflichtenden Herkunfts- und Haltungskennzeichnung im Lebensmittelhandel, auch bei Importware, sowie in Gastronomie und in der Gemeinschaftsverpflegung, aufgestellt. Alexandra Fusser
Bild: Andreas Brugger, Bezirksobmann von „Forum Land“ (links) mit dem Schladminger Gastreferenten Hannes Royer im Kulturhaus Reith. Foto: Fusser