Der Brot-Botschafter von Waidring
Schon als Kind war Philipp Decker am liebsten in der elterlichen Backstube. Der mittlerweile 28-Jährige hat seine Leidenschaft und Berufung erfolgreich zum Beruf gemacht.
Waidring | Gelernt hat er Konditor und Bäcker als Doppellehre in Mühlbach am Hochkönig. Es folgten viele Ausbildungen, die von der besonderen Begeisterung für dieses Handwerk zeugen. Denn Philipp Decker ist mehr als nur Bäcker, er sieht sich als Brot-Botschafter und dafür scheint er auch geboren. Wenn Philipp von Brot erzählt, gerät er ins Schwärmen, mehr als zwanzig Kurse hält er heuer ab und er freut sich über das rege Interesse: „Mir gefällt es, den Leuten zu zeigen, wie man Qualität bekommt, auch wenn man es einfach macht. Und dass ein gutes Brot Arbeit und Zeit braucht. Denn dann wissen die Leute es auch zu schätzen, wenn sie beim Bäcker Brot kaufen.“ Er führt weiter aus: „Brot ist heutzutage oft nur noch die Unterlage für was Besonderes drauf. Aber eigentlich ist das Brot der Sattmacher, es ist eines der günstigsten und besten Lebensmittel. Das sollten sich die Leute wieder bewusst machen, das Brot ist der Star.“
Überlieferten Brot-Traditionen verbunden
Für seine Diplomarbeit zum Brotsommelier hat sich der junge Waidringer viel mit den alten Traditionen beschäftigt. Zu seiner Meisterprüfung ist er mit dem überlieferten Rezept der Gebackenen Mäuse seiner Großmutter angetreten. Sein Lieblingsbrot aus dem Urgetreide Waldstaudenroggen zeugt von seiner Verbundenheit mit alten Gepflogenheiten. „Das Rezept habe ich beim Sommelierkurs entwickelt. Da habe ich die Geschichte von Tiroler Brot aufgearbeitet. Bei uns ist einfach am besten der Roggen gewachsen. Waldstaudenroggen hat man oft als Art Schutzzaun um das andere Getreide herum gepflanzt, weil die Pflanze bis zu zwei Meter hoch wird.“
Für Philipp Decker ist Brot nicht nur ein Lebensmittel, es ist eine Emotion. Diese Emotion soll man auch Kindern mitgeben, befindet er: „Es ist wichtig, Kinder im Geschmack zu schulen. Da kann man nachfragen, wie schmeckt das oder wonach schmeckt das? Wenn Kinder nur Industriebrot bekommen, gewöhnen sie sich daran und das prägt den Geschmack fürs ganze Leben.“
Der junge, vor Tatendrang sprühende Waidringer räumt auch mit einem weitverbreiteten Mythos auf: „Warum sagt man, dass warmes Brot Bauchweh macht? Weil man einfach zu viel davon isst, weil es so gut schmeckt. Von einem zwei Tage alten Brot isst man nicht so viel.“ Doch auch dieses versteht Philipp sinnvoll zu verwerten. So kann man bei ihm Knödelbrot aber auch das sogenannte „Brösli“ kaufen, eine Art Müsli mit geröstetem Brot, Nüssen, Zimt und Honig als gesundes Frühstück.
Wie lässt sich altes Brot sinnvoll verwerten?
Nachhaltigkeit, Qualität und sinnvolle Nutzung von Ressourcen sind dem jungen Bäckermeister wichtig. Im Vorjahr veranstaltete er in seinem Café am Waidringer Dorfplatz sogar eine „Altbrot-Woche“. Mit Brezensuppe, „Kürbis-Altbrot-Gnocchi“ oder Schwarzbrotknödeln zeigte und erinnerte er eindrucksvoll, wie köstlich das wiederverwertete Brot sein kann.
Zum Thema Gesundheit und Brot hat Philipp eine klare Meinung: „Brot steht wegen der Kohlenhydrate oft schlecht da. Je mehr man isst, desto dicker wird man, aber das ist bei allem so. Vollkornbrot sättigt aber mehr als Nudeln. Ich mache zum Beispiel auch ein Brot ohne Mehl, nur mit Körnern. Da sind sehr viele Proteine drinnen. Das ist sehr interessant für Gesundheitsbewusste. Aber das Gehirn braucht Kohlenhydrate und Brot ist einfach der Energieträger Nummer 1. Wichtig ist die gute Qualität.“
Die Ideen gehen Philipp Decker jedenfalls nicht aus. Denn schon jetzt schwebt ihm vor, die sogenannten Hosbohnen zu einem proteinreichen Mehl zu verarbeiten. „Das wäre ein toller Mehrwert.“ Für ihn, den Bäckermeister aus Leidenschaft, ist ohnehin klar: „Brot macht einfach glücklich.“ Elisabeth Standl
Bilod: „Brot macht glücklich“, befindet Philipp Decker. In seinem Beruf hat er seine Berufung gefunden. Foto: Standl