Kitzbüheler Anzeiger
02.07.2021
News  
 

Der Wolf geht um in Westendorf

Am vergangenen Wochenende wurden in ganz Tirol 36 tote Schafe gemeldet – vier davon aus dem Bezirk Kitzbühel. Die Risse auf der Oberkaralm (Hochalm Lodron auf der Westendorfer Seite) wurden bereits amtstierärztlich begutachtet, die DNA-Proben werden analysiert. Am Sonntag wurden die vermissten 19 Schafe mit einer Wärmebilddrohne gesucht. Damit sind in diesem Almsommer bereits über 100 Schafe großen Beutegreifern zum Opfer gefallen.

Westendorf | Die großen Beutegreifer sind in Tirol unterwegs und auch im Bezirk Kitzbühel. Allein am vergangenen Wochenende fielen Wolf und Bär 40 Schafe zum Opfer, viele Tiere werden vermisst.
Neben der Oberkaralm, das ist die Hochalm auf dem Lodron auf der Westendorfer Seite, waren die großen Beutegreifer auch in St. Leonhard im Pitztal, in Umhausen, Oberhofen, Rietz, Silz und in St. Anton aktiv.

Mehr als 100 Schafe wurden bereits gerissen
Seit Beginn der Almsaison vor wenigen Wochen wurden der Behörde im Zuge von Rissmeldungen und amtstierärztlichen Begutachtungen bereits über 95 tote Schafe zur Kenntnis gebracht, in Summe dürften heuer bereits deutlich mehr als 100 Schafe unter Beteiligung von Wölfen und Bären zu Tode gekommen sein. Aufgrund der Weitläufigkeit der Almgebiete und des extremen Geländes werden tote Tiere zum Teil erst nach einigen Tagen gefunden. Oft sind die Kadaver bereits stark verwest und eine Probennahme nicht möglich oder wenig erfolgversprechend.

Die Risse in Westendorf wurden bereits amtstierärztlich begutachtet. Die Auswertung der DNA-Problen liegen in zwei bis drei Wochen vor.
Die Landwirtschaftskammer wurde nach den Rissen im Brixental gleich aktiv und warnte die Nachbaralmen, dass ein Beutegreifer unterwegs ist. „Auf der Rotwandalm, wo gerade aufgetrieben wurde, wurden die Schafe eingesperrt, damit nichts passiert“, erzählt LK-Bezirksstellenleiter Johann Bachler. Es gibt auch weitere Aktionspläne, die beim Auftreten eines Beutegreifers, wie dem Wolf, gestartet werden.
Von den 60 Schafen auf der Oberkaralm wurden vier tot aufgefunden, 19 weitere Schafe waren nicht mehr auffindbar. Am Sonntag wurde daher die gesamte Gegend um den Steinbergstein mit einer Wärmebilddrohne abgesucht, um jene Schafe aufzufinden, die sich unter Sträuchern verstecken.

Nach Lösungen wird gesucht und verhandelt
Die Landwirtschaftskammer und ihre politischen Vertreter sind um eine Lösung bemüht, die LK-Bezirksstelle hingegen um ein Netzwerk. „Letzten Freitag hatten wir ein Vernetzungsgespräch mit unseren Pinzgauer Kollegen. Der Wolf, der im Brixental unterwegs ist, kommt wahrscheinlich aus dem Pinzgau“, erzählt Bachler, der auch von Gesprächen auf Landesebene berichtet.

Eingreiftruppe unterstützt
Auf Landesebene setzt sich LAbg. Josef Edenhauser für die Bauern und ihr Vieh ein. „Wolfsrisse wird man nie ganz verhindern können. Es wird immer Wölfe geben, die durchziehen. Da gibt es das Entschädigungsmodell“, sagt Edenhauser. Zudem wurden seitens des Landes Tirol Amtstierärzte für die Feststellung angestellt und eine Eingreiftruppe formiert. Diese hilft den Betroffenen bei der Bergung, aber auch bei der Errichtung von Schutzzäunen. „Diese Sachen sind alle auf Schiene, aber es gibt auch ein Ansinnen, dass man den Abschuss ermöglicht“, sagt Edenhauser.
In der kommenden Woche sollen Beratungen erfolgen, ob nicht große Herden von Almen wieder abgetrieben werden sollen. In einer weiteren Konsequenz werden die Bauern ihre Schafe verkaufen und die Höfe nicht mehr bewirtschaften. „Es wird zu einem Sterben der Kleinbäuerlichen Betriebe kommen. Schafe kann man bei hochsommerlichen Temperaturen im Tal nicht halten“, hält LAbg. Edenhauser fest.
„Die Herdenschutzmaßnahmen sind mehr in der Theorie als in der Praxis umsetzbar.  Man hat auch schon die Erfahrungen gemacht, dass trotz der Herdenschutzmaßnahmen, Übergriffe nicht zu verhindern sind“, erzählt Edenhauser.

VGT reichte Petition ein
Der „Verein gegen Tierfabriken“ übergab am Montag 16.220 Unterschriften für besseren Wolfsschutz und gegen die illegale Jagd auf die wertvollen Mitspieler im Ökosystem an den Tierschutzminister Wolfgang Mückstein. „Dem Gegröle einer lautstarken Minderheit in Tirol zum Trotz sieht die schweigende Mehrheit in Österreich die Wiedereinwanderung durch den Wolf positiv, wie nicht nur eine repräsentative Umfrage des WWF bestätigt, sondern auch die VGT-Petition für den Wolfsschutz“, teilt der VGT in seiner Aussendung mit. Elisabeth M. Pöll

Bild: In Westendorf waren es vier Schafe in Tirol 36 Schafe, die am Wochenende von einem großen Beutegreifer gerissen wurden.

 
Kontakt
Tel.: +43 (0) 5356 6976
Fax: +43 (0) 5356 6976 22
E-Mail: info@kitzanzeiger.at
Virtuelle Tour
Rundblick - Virtual Reality
Werbung
 
Zurück Aktuelle Gemeinde Archiv Suchen