Der alte Pfahlbau steht auf sicheren Beinen
Es ist schon eine ganz spezielle Baustelle, die das historische Kabinengebäude der städtischen Badeanstalt am Schwarzsee für die Bauspezialisten bereithält: Ein Besuch vor Ort bringt Aufschluss.
Kitzbühel | Der ohrenbetäubende Lärm, der zur Zeit aus dem Inneren des denkmalgeschützten Stadtbad-Gebäudes dringt, gibt den zahlreichen Spaziergängern Rätsel auf und ist erst bei einem Lokalaugenschein der Baustelle zuzuordnen. Aktuell werden die neuen Pfähle aus Stahlrohr, konkret 70 Stück an der Zahl, in den Moorboden gerammt. Klingt einfach, ist es aber nicht. „Wir haben es hier mit einem schlecht tragfähigen Boden und viel Wasser zu tun“, erklärt Hannes Schmidlechner, Chef der beauftragten Salzburger Baufirma, die sich auf Pfahl- und Kellerbau spezialisiert hat.
Wie berichtet, wird der historische und in Österreich nahezu einzigartige Pfahlbau aus den 1950er-Jahren seit Anfang Oktober einer behutsamen Generalsanierung unterzogen. Den größten Brocken stellt dabei die Erneuerung der schwimmenden Holzpiloten dar, die am Ende ihrer Lebenszeit angekommen sind. Sie werden nun durch Stahlrohre ersetzt und fest verankert. Dies sei notwendig, da sich das Gebäude bereits gesetzt habe, berichtet Schmidlechner Kitzbühels Schwarzseereferenten Rudi Widmoser und dessen Stellvertreterin Traudi Nothegger.
Dafür ist eine eigens von der Baufirma entwickelte Maschine im Einsatz, die unter äußerst beengten Platzverhältnissen im Gebäudeinneren die neuen Pfähle in den Boden rammt. Zuvor wurde die besondere und daher ebenfalls denkmalgeschützte Holzbodenkonstruktion vorsichtig abgetragen. Sie wird, nachdem alle Pfähle verankert sind, wieder aufgebracht. Lediglich morsche Latten werden dabei erneuert. Konservatoren des Bundesdenkmalamtes wachen strengen Auges darüber, dass der historische Charakter des Gebäudes keinesfalls verändert wird.
Szenenwechsel in den Außenbereich, wo der aus den 1980er-Jahren stammende Zubau des Westflügels abgerissen wurde und durch einen massiven Holztrakt im Stil des Hauptgebäudes ersetzt wird. Dort werden der neue Eingangsbereich, WC und Duschen, aber auch weitere Kabinen Platz finden. Die geplante breite Holzterrasse zwischen See und Kabinengebäude entsteht erst im Frühjahr – auch sie wird zur Gänze auf Pfähle gestellt.
2,6 Mio. Euro kosten die Bauarbeiten, davon trägt die Stadtgemeinde zwei Millionen Euro, der Restbetrag stammt aus Fördertöpfen. Alexandra Fusser
Bild: Traudi Nothegger und Rudi Widmoser vor der Badekabine von Skilegende Hias Leitner: Die „Pickerl“ müssen laut Denkmalschützer erhalten bleiben.