Kitzbüheler Anzeiger
10.04.2024
News  
 

Deutsche Kiffer im Kaiserwinkl im Visier der Polizei

Ein Hauptaugenmerk der Polizei im Bezirk liegt auf der Bekämpfung der Suchtgiftmittelkriminalität. Auch die Hasch-Legalisierung in Deutschland beschäftigt die Beamten im Bezirk.

Kitzbühel, Kössen | Erst dieser Tage gelang es der Polizei im Bezirk Kitzbühel, einen 38-jährigen Italiener auszuforschen, der bereits seit sechs Jahren Kokain und Marihuana im Bezirk Kitzbühel verkauft haben soll. Immerhin, so konnten die Beamten der Suchtgiftabteilungen feststellen, soll der Mann 33 Abnehmer beliefert haben. Das ist nur einer von vielen Aufgriffen, die jährlich in Kitzbühel gelingen. Beamte, die speziell auf die Drogenfahndung geschult sind, sind vorwiegend an den Polizeiinspektionen in Kitzbühel und St. Johann im Einsatz. „Wir legen auch weiterhin ein Hauptaugenmerk auf die Bekämpfung von Suchtmittelkriminalität“, klärt Bezirkspolizeikommandant Martin Reisenzein auf. Insgesamt 204 Straftaten konnten im Vorjahr in diesem Bereich angezeigt werden. „Das sind um 29 Anzeigen mehr als noch im Jahr 2022“, so Reisenzein. Immer wieder entdecken die Beamten übrigens auch Marihuana-Plantagen – zwar im kleinen Stil, aber natürlich strafbar.

Doch seit 1. April müssen die Beamten im Bezirk mit einer ganz neuen Herausforderung umgehen. In Deutschland wurde Cannabis legalisiert – seit 1. April sind Besitz und Konsum von Cannabis für Erwachsene in Deutschland legal. Wer mindestens 18 Jahre alt ist, darf zu Hause bis zu 50 Gramm aufbewahren und draußen maximal 25 Gramm dabei haben. Allerdings nur zum Eigenverbrauch, weitergeben oder verkaufen darf man Cannabis nicht.

Auf der Steinplatte darf der Rauch aufgehen
Vor allem in den grenznahen Tiroler Regionen ist die Legalisierung ein besonders heiß diskutiertes Thema – vor allem in Kössen. Die Gemeinde grenzt gleich mehrfach an Bayern. Gerade einmal ein paar Kilometer weiter – in Schleching oder Reit im Winkl darf legal der süße Rauch aufgehen. Auf der Steinplatte – ein Teil des Ski- bzw. Wandergebietes liegt auf bayerischem Boden – ist das Jointerl ebenfalls ein erlaubtes Vergnügen. Es wird jedoch darauf zu achten sein, wo genau die Grenze verläuft. Der Schmugglerweg im Bereich Klobenstein könnte da eine ganz neue Bedeutung bekommen.

Kaufen darf der Tiroler in Bayern übrigens kein Cannabis – dafür braucht es einen legalen Wohnsitz in Deutschland.

„Wir sind selbstverständlich auf diese Legalisierung vorbereitet“, betont der oberste Polizist des Bezirks. Wie Reisenzein aufklärt, habe es bereits im Vorfeld Besprechungen beim Landeskriminialamt in Innsbruck gegeben.

Hier müsse man in jedem Fall zwischen Straf- und Verkehrsrecht unterscheiden. Wird man beim Kiffen erwischt, fällt das unter das Suchtgiftgesetz. Setzt man sich jedoch bekifft ans Steuer, dann ist die Bezirkshauptmannschaft zuständig – das betrifft natürlich vor allem Deutsche, die daheim gekifft haben und dann über die Grenze fahren. Gibt es beim Alkohol Promillegrenzen, sind Drogen am Steuer streng verboten. „Es wird im Kaiserwinkl zu vermehrten Verkehrskontrollen kommen“, kündigt Reisenzein an. Grenzkontrollen gäbe es nicht, die seien nicht erlaubt.

Kein THC-Toleranzwert in Österreich
Während in Deutschland ein THC-Toleranzwert ähnlich jenem der Promillegrenze kommen soll, ist das Lenken von  Fahrzeugen unter Drogeneinfluß in Österreich strafbar. Vermuten die Beamten, dass der Fahrer bekifft am Steuer sitzt, wird er dem Amtsarzt vorgeführt.
Der Polizeikommandant sieht derzeit keine großen Probleme auf sich und seine Beamten zukommen. Er räumt jedoch ein, dass es im Sommer, bei den großen Festen – dies- und jenseits der Grenze – interessant werden könnte. Margret Klausner

Bild: Die Staatsgrenze zwischen Kössen und Schleching – während diesseits des Tunnels der Genuss von Cannabis illegal ist, ist das Rauchen eines Joints seit 1. April in Deutschland erlaubt.  Foto: Klausner, Adobe/Montage: Ferrandes

 
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