Kitzbüheler Anzeiger
29.02.2024
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Die Anziehungskraft der Berge ist enorm

Benedikt Böhm ist erfolgreicher Geschäftsführer, Extrembergsteiger und gefragter Vortragsredner. Seit zwei Jahren lebt der gebürtige Münchner in St. Johann.

St. Johann | Benedikt Böhm fühlt sich in St. Johann pudelwohl. Wer ihn beim täglichen Training treffen möchte, muss allerdings früh aufstehen, denn für den Familienvater beginnt der Tag oft bereits um vier Uhr in der Früh. „Dann packe ich meine Ski, gehe auf den Berg und bin bereit für all die Aufgaben, die der Tag so bringt“, erzählt er und sprüht dabei nur so vor Tatendrang. „Als Kind wusste ich nicht, wohin mit meiner Energie. Zum Glück entdeckte ich den Leistungssport, wo ich mich so richtig auspowern konnte“, verrät der ehemalige Langläufer und Profi-Skibergsteiger.  

Heute schlagen zwei Herzen in der Brust des 46-Jährigen: das des erfolgreichen Geschäftsmannes und das des Extrembergsteigers. Seit 2010 ist Benedikt Böhm Kopf der Marke „Dynafit“ und hat das Unternehmen zu einem der bekanntesten Labels entwickelt, wenn es um leistungsorientierten Bergsport geht.

Aus sportlicher Sicht ist der gebürtige Münchner heute als Speed-Bergsteiger auf den höchsten Gipfeln der Welt zu Hause. 2012 schaffte er es in einer Rekordzeit von 23,5 Stunden auf den Manaslu. Die letzte Expedition führte ihn im Herbst 2023 zum Cho Oyu, dem sechsthöchsten Berg der Erde.

Großer Einsatz für Menschen und Natur  
Wir haben Benedikt Böhm in St. Johann zum Interview getroffen und spannende Einblicke in sein Leben erhalten.

Benedikt, was macht für dich den Reiz des Speed-Bergsteigens aus?
„Ich möchte das Risiko am Berg durch Geschwindigkeit minimieren. Mein Ziel ist es, den Gipfel ohne Sauerstoff und ohne Sherpa zu erreichen, das ist für mich das wahre Bergsteigen, anders kann ich es mir nicht vorstellen.“

Dabei kommst du auch in viele abgelegene Länder, welche Eindrücke nimmst du von deinen Reisen mit?
„Erst im Herbst wurde mir wieder bewusst, dass es so krasse Unterschiede zwischen den einzelnen Regionen gibt und wie gut es uns geht. Die Menschen und auch die Natur sind mir sehr wichtig. Gemeinsam mit dem WWF habe ich zum Beispiel das Projekt Helping Band gegründet, weil ich denke, dass jeder etwas bewirken kann.“

Wie schaffst du es, alle diese Projekte umzusetzen?
„Gerade als Extrembergsteiger wirst du dir der Endlichkeit bewusst. Man muss Dinge anpacken und sollte keine Zeit verschwenden. Das gilt für alle Bereiche unseres Lebens.“

Etwas bewegen wolltest du auch bei Dynafit. Wie ist es dazu gekommen?
„Während meiner Zeit im Deutschen Nationalteam der Skibergsteiger bin ich zufällig auf die Marke aufmerksam geworden. Damals hat Dynafit aber noch niemand gekannt. 2003 habe ich mich dann beworben, als das Unternehmen beinahe bankrott war. Ich habe mich voll hineingeworfen und auch hier in allen Bereichen mein Bestes gegeben.“

Wie beurteilst du die aktuellen Entwicklungen, gerade auch im Hinblick auf den Klimawandel?
„Ich denke, wir müssen uns im Winter etwas umstellen und uns weniger abhängig vom Schnee machen. Ich sehe das aber auch als Chance, weil wir dann das ganze Jahr über eine große Auswahl an Sportarten haben werden und das machen können, worauf wir gerade Lust haben. Wir bei Dynafit wollen beispielsweise künftig auch im Winter stärker auf Trail Running setzen.“

Berge sind ein großes touristisches Kapital

Wie siehst du generell die Entwicklung im Bergsport?
„In den letzten Jahren haben wir einen regelrechten Boom erlebt, der gerade wieder etwas abflaut. Aber generell arbeiten wir in einem super Business. Aus touristischer Sicht übt der Berg eine enorme Anziehungskraft auf die Menschen aus und ist fast ausschließlich positiv belegt.“

Zum Abschluss noch ein kurzer Ausblick auf deine weiteren Ziele. Gibt es schon Pläne?
„Momentan laufen gerade die letzten Arbeiten an unserem neuen Headquarter in Kiefersfelden. Im Sommer steht die Begehung eines 6.000ers am Programm, aber ich möchte schon bald wieder auf einen der ganz großen Gipfel.“    
Das Interview führte Sabine Huber

Bild: Auf seinen Expeditionen sucht Benedikt Böhm auch den Kontakt zu den Einheimischen und sammelt dabei wertvolle Erfahrungen, die ihn sowohl als Unternehmer, aber auch als Mensch prägen. Fotos: Dynafit

 
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