Die Flut soll vielerorts abgefedert werden
Etwaige Wassermassen sollen nicht mehr bis nach Kössen kommen. An der Großache und Fieberbrunner Ache sind Retentionsflächen geplant. Das ursprüngliche Projekt „Hagertal“ wurde dahingehend abgeändert.
Kössen, Bezirk | Die Bilder vom Juni 2013, als in Kössen meterhoch das Wasser stand, sorgen noch immer für Gänsehaut. Aufgrund von starkem Dauerregen stieg der Pegel der Großache 14 Stunden lang. Die Wassermassen suchten sich ihren Platz entlang des Flussverlaufes und fluteten vor allem den Ortsteil Erlau in Kössen. Experten bezifferten die Schäden damals auf rund 100 Millionen Euro.
Seit Anbeginn Kritik an Flutung Hagertal
Seit dieser Katastrophe ist in Kössen einiges passiert. 2017 wurde der Schutz im Ort für ein 100-jähriges Hochwasser (HQ 100) fertiggestellt. 17,3 Millionen investieren Bund und Land.Wenn die Wassermassen aber wie 2013 von allen Zuflüssen nach Kössen kommen, reicht der direkte Schutz im Ort wohl nicht mehr aus. Das Projekt „Hagertal“, wo umfassenden Retentionsflächen geschaffen hätten werden sollen, wurde ins Spiel gebracht. Nicht ohne Kritik. „Auch ich habe damals schon gesagt, dass es nicht zielführend ist, das ganze Wasser ins Hagertal zu leiten. Sinnvoller ist es, in jedem Ort Retentionsflächen zu schaffen“, veranschaulicht Großachen-Genossenschafts Obmann Adam Aigner.
Sieben Varianten wurden durchgerechnet
Nun wird vom Land Tirol ein neues Projekt forciert. Insgesamt sieben Varianten für den Hochwasserschutz wurden durchgerechnet.
Die Großachen-Genossenschaft wurde vor Kurzem über die neuen Planungen informiert und auch den Bürgermeistern wurde das Projekt bereits vorgestellt, berichtet Aigner.
Genossenschaft ist mit Planungen zufrieden
Etwaige Wassermassen sollen schon vor dem Hagertal in den Ortschaften abgefedert werden (siehe „Nachgefragt“). „Die Pläne, welche uns präsentiert wurden, waren sehr gut aufbereitet. Es macht Sinn, nicht das ganze Wasser nach Kössen zu schicken“, betont Großachen
Genossenschaft GF Thomas Kirchmaier
Für die Genossenschaft bedeuten die Pläne auch ein Entkommen aus dem Stillstand. „Wir werden nun kleinere Projekte angehen, die in das Großprojekt dann einfließen können“, erklärt Kirchmaier.
Kleine Projekt, die in das Großprojekt einfließen
Auf der Agenda stehen u. a. die Sanierung Niederachenbach und Maurerbach. Die Auwirtslacke wurde bereits ausgebaggert. Johanna Monitzer
Bild: Bilder, die viele nie mehr vergessen: 2013 stand Kössen nach tagelangem Dauerregen unter Wasser. Die Ache konnte das Wasser nicht mehr abtransportieren. Foto: Archiv/Zoom.Tirol
Nachgefragt - Wann ist die Ache sicher?
Innsbruck | Lukas Kraßnitzer von der Abteilung Wasserwirtschaft beim Land Tirol arbeitet am Hochwasserschutzprojekt der Großache mit und informierte den Kitzbüheler Anzeiger über den aktuellen Projektstand.
Warum kam man von den ursprünglichen Planungen, das Hagertal als große Retentionsfläche zu nützen, ab?
Das Hagertal bleibt wie bisher ein wichtiger natürlicher Retentionsraum. Im Zuge von Optimierungen für das generelle Projekt haben sich aber weitere Möglichkeiten in der Planung der erforderlichen Retentionsräume ergeben.
Wie schauen die neuen Pläne aus?
Das aktuelle Schutzkonzept sieht lineare Schutzmaßnahmen (Dämme und Mauern) an der Großache und Fieberbrunner Ache in den Gemeinden Oberndorf, St. Johann und Kirchdorf zum Schutz vor einem 100-jährlichen Hochwasser (HQ100) vor.
Damit die Umsetzung dieser linearen Schutzmaßnahmen zu keiner Verschlechterung für flussabgelegene Gebiete führt, ist die Errichtung von insgesamt drei optimierten Retentionsräumen in Oberndorf, St. Johann (Fieberbrunner Ache) und im Hagertal zur Kompensation vorgesehen.
Mit welchen Kosten ist ungefähr zu rechnen und von welchem Zeithorizont geht man aus, bis die Maßnahmen umgesetzt werden?
Konkretere Angaben hinsichtlich Umsetzung, Baukosten, etc. können frühestens nach Abschluss des generellen Projektes getätigt werden.
Wenn man jetzt keine weiteren Maßnahmen setzt, wie groß wäre die Gefahr, dass sich die Flut von 2013 wiederholt?
Nach Umsetzung der beschriebenen Maßnahmen und des Projektes zum Schutz der Kläranlage in Kössen verfügt das gesamte Siedlungsgebiet im Zuständigkeitsbereich der Großachen-Genossenschaft (Oberndorf, St.Johann, Kirchdorf und Kössen) über einen ausreichenden HQ100-Schutz an der Großache und der Fieberbrunner Ache. jomo