Kitzbüheler Anzeiger
22.12.2023
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Die Streikbereitschaft war hoch

Der Kirchdorfer Gewerkschafter ist bereits seit 2012 jeweils bei den Verhandlungen für die Metallbranche dabei: „Ich bin also schon erprobt“, schmunzelt er. Über den Betriebsrat bei der Innio Jenbacher GmbH stieg er in die Gewerkschaftsarbeit ein. „Ich bin immer schon sozial eingestellt gewesen, aber auch jemand, der Kritik nicht scheut“, sagt Beltermann.  Eigenschaften, die besonders dieses Jahr gefragt waren. Denn die Ausgangslage für die jüngsten KV-Verhandlungen war alles andere als gut. Während die Arbeitnehmerseite auf Inflation, die starke Teuerung und die damit gestiegenen Lebenshaltungskosten hinwies, hielt die Arbeitgeberseite mit der schwächelnden Konjunktur und den hohen Kosten dagegen. „Man hat heuer gemerkt, dass ein eigenartiges Drehbuch gefahren worden ist – das fiel komplett aus dem Rahmen“, schildert Franz Beltermann den Reigen. Insofern war schon von vornherein deutlich, dass es schwierig werden würde. 

Druck der Arbeitnehmer spürbar 

Im Vorfeld hat „auch die Arbeitnehmerseite uns Gewerkschafter so stark getrieben wie schon lange nicht mehr“, ergänzt der Kirchdorfer. Denn: „Die Menschen wissen teilweise nicht mehr, wie sie ihr Leben finanzieren sollen.“ Konsequenterweise war die Unterstützung der Arbeiter und Angestellten für die Verhandler bzw. auch die Kampfmaßnahmen groß. 

Während der Gespräche „wurde uns vorgeworfen, dass wir uns nicht bewegen. Aber bei so einem Angebot kann man gar nicht verhandeln anfangen“, schildert Beltermann seine Erlebnisse. „Man kann nicht sagen, dass die Gewerkschaft immer nur unverschämt fordert, wie es oft dargestellt wird. Wir machen uns unsere Gedanken und haben die Wirtschaftsdaten an der Hand“, bekräftigt der Gewerkschafter seinen Standpunkt.  Nachdem die ersten Gespräche scheiterten wurde am 15. November nach den dafür notwendigen Betriebsversammlungen ein kurzer Streik abgehalten. In weiterer Folge kam es noch zu weiteren Kampfmaßnahmen. Auch hierbei gab es ein Novum, wie Beltermann erklärt: „Seit ich dabei bin war es heuer das erste Mal, dass die Streikstunden nicht bezahlt wurden.“ Diesen Ausfall soll die Streikkassa des ÖGB abfangen. 

Schlussendlich einigten sich beide Seiten u.a. auf eine Erhöhung der tatsächlichen Löhne und Gehälter um 10 Prozent, aber maximal um 400 Euro pro Monat. Die kollektivvertraglichen Mindestlöhne und Grundgehälter werden um 8,5 Prozent erhöht, ebenso die Zulagen und Aufwandsentschädigungen. 

Gerade in Zeiten, wenn die Arbeit der Gewerkschaft wieder ins Licht der Öffentlichkeit rückt, steigen die  Mitgliederzahlen an, wie Beltermann weiß. „Dann zeigt sich auch, wie wichtig Kollektivverträge sind.“

In den vergangenen Jahren sei ein starker Mitgliederzuwachs bei den Gewerkschaften zu verzeichnen gewesen. „Junge Menschen gehen gerne dazu“, so Beltermann abschließend. 

 Foto: ÖGB

 
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