Die Windau, ein Tal der Schwalben
Interessante Beobachtungen von Rauch- und Mehlschwalben und dem Parasiten Schwalbenlausfliege.
Die Rauchschwalbe (Hirundo rustica), auch Hausschwalbe oder Gabelschwalbe genannt, gehört zur Familie der Schwalben (Hirundinidae). Sie ist die bekannteste und größte einheimische Schwalbenart.
Lebensraum der Rauchschwalbe bei uns sind Gegenden mit offenen Scheunen oder Ställen oder verwinkelten Gebäuden. Das Nest baut sie bevorzugt an Höhleneingängen oder ähnlichen Strukturen. Aus nahe liegenden kleinen Gewässern versorgt sie sich mit Insekten.
Im „Tal der Schwalben“, dem Windautal in Westendorf, machten Dr. Katharina Bergmüller, Leiterin von Bird Life Tirol, und ich Ende August 2022 eine Bestandsaufnahme der Schwalben.
Schwalben bringen Glück und Frieden
Auf der Ahornalm konnten wir 90 Nester von Mehlschwalben feststellen. Das ergibt 180 Tiere. Bei den zwei bis drei Bruten im Jahr mit jeweils drei bis fünf Eiern ergibt sich ein Bestand, der die Bezeichnung für das Tal rechtfertigt. Auch die umliegenden Almen sind von Mehl- und Rauchschwalben gut besiedelt. Die Alminger freuen sich sehr über die vielen Schwalben und ihr schnurrendes Zwitschern. Wo Schwalben ihre Nester bauen, bringen sie den Bewohnern Glück und Frieden. Auf die Rauchschwalbe (Hirunda rustica) geht eine Reihe von Volksweisheiten zurück. Die Schwalbe wird in Liedern besungen und nimmt in der Dichtkunst eine symbolische Rolle ein. Als Kulturfolger brütet sie meistens in Gebäuden, seltener an Bauwerken, und ist auf die Toleranz der Menschen angewiesen. Sie sorgen auch dafür, dass die Fliegenplage für die Almtiere reduziert wird.
Die Mehlschwalbe (Delichon urbicum), die etwas kleiner und kompakter als die Rauchschwalbe ist, brütet in Kolonien und ist in ganz Europa verbreitet. Typisch sind der blauschwarze Kopf und Rücken und die weiße Unterseite.
Das Nest hat nur ein kleines Einflugloch. Sowohl Rauch- als auch Mehlschwalben sind heuer besonders früh zurückgekommen. Die Mehlschwalbe Ende April statt im Mai, die Rauchschwalbe ab Ende März, die meisten Beobachtungen waren mit Ende April etwas früher als gewohnt. Es gibt aber keine gesicherten Auswertungen, ob das ein generelles Muster ist. In Deutschland kommt die Mehlschwalbe anscheinend zehn Tage früher zurück als noch vor 30 Jahren. „Schweibei“ sind Langstreckenzieher, die in Südafrika überwintern. Mehlschwalben kehren im Frühjahr an ihren Geburtsort zurück. Gefährdet sind die Schwalben durch die illegale Zerstörung von Nestern, Insektenschwund und geschlossenen Tierställen. Bei der Beobachtung von ca. 200 Schwalben, die sich Ende August auf dem Liftseil bei der Reither Skiwiese versammelt hatten, lernte ich einen Parasiten kennen.
Schwalbenlausfliege als Parasit
Eine kleine Rauchschwalbe bettelte um Futter, beim Flugversuch landete sie auf dem Asphalt. Ich begutachtete die Schwalbe, konnte aber keine Verletzung feststellen. Alsbald zeigte sich das Problem des geschwächten Vögleins. Aus dem Gefieder krabbelten drei Schwalbenlausfliegen (Stenepteryx hirundinis), hoch spezialisierte Parasiten, die hauptsächlich im Gefieder der Mehlschwalben, selten auch in dem von Rauchschwalben und Uferschwalben (Riparia riparia) leben und sich vom Blut des Wirtstieres ernähren. Sie halten sich mit ihren kräftigen Krallen auf der Körperoberfläche im Haar- oder Federkleid von Vögeln oder Säugetieren fest.
Die Schwalbenlausfliege erreicht eine Körperlänge von vier bis fünf Millimeter. Kopf, Brust und Beine sind gelblich gefärbt, der Hinterleib ist dunkler. Charakteristisch sind die sichelförmigen langen Flügel, die das Körperende deutlich überragen. Da die Flügel stark reduziert sind, können Schwalbenlausfliegen nicht mehr fliegen. Nach der Befreiung von den Biestern brachte ich die Rauchschwalbe zur Auffangstation bei Frau Zwerger in Kirchberg. Sie wurde aufgepäppelt und konnte bald in die Freiheit entlassen werden.
Die Vogelkundlerin Gertraud Ritter arbeitet seit über 20 Jahren für Bird Life und die Naturwissenschaftlichen Sammlungen des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum. Ihre Beiträge über Schwalben in den Kitzbüheler Heimatblättern Felsenschwalben in Kitzbühel (8/2010), Felsenschwalben fühlen sich wohl (2/2012). Dabei konnte erstmals ein Nistplatz mit sechs Jungtieren dokumentiert werden.
Bild: Rauchschwalbe in Angath. Foto: Mag. Michael Marxgut