Kitzbüheler Anzeiger
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20.07.2021
News  
 

Die älteste „Leihoma“ der Stadt

Eine außergewöhnliche Frau vollendete in beeindruckender Lebensfreude den 100. Geburtstag.

Kitzbühel | Im Kopf sei sie noch gut. Das sagt sie, aber sie beweist es auch mit exakten Schilderungen ihres ereignisreichen Lebens oder mit klaren Ansagen. Sie hat gerne Besuch, aber wenn besondere Spiele der  Fußball-EM übertragen wurden, hatte sie keine Zeit für Konversation. Besucher schätzen ihren Eiercognac nach eigenem Rezept „frei von Zusatzstoffen. Das Original seit 1921“. Aber sie bewältigt auch 46 Stufen, wenn sie aus der Wohnung im zweiten Stock des Huberhauses in der Bichlstraße heruntersteigt. Kennzeichen der älteren Dame sind neben ihrer Kontaktfreude Erzählkunst bis ins Detail, ein bewundernswerter Humor und ein lebensfroher Optimismus. Das trifft auf viele ältere Damen zu, aber die beschriebene Frau ist vor einigen Tagen hundert Jahre alt geworden. Den Festtag hat sie im Lokal des Enkels zelebriert.

Lucy ist ein Kitzbüheler Original geworden
Als „Lucy“ ist sie vielen in Kitzbühel ein Begriff, denn die Dame aus Wien hält sich seit Jahrzehnten bevorzugt in der Stadt auf und weiß über Kitzbühel und die Kitzbüheler mehr als mancher und manche, die hier geboren sind.
Eine besondere Aufgabe sah sie in der Betreuung der Kinder der Metzgermeisterfamilie Huber, in der sie als „Leihoma“ umsichtig tätig war. Die Verbundenheit mit den längst erwachsenen Mädchen und Buben der Hausleute ist geblieben. Umsichtig betreut hat sie auch den einzigen Enkel Rony, der  auch nach Kitzbühel gezogen ist und schon lange als Gastronom in nächster Nähe der Oma tätig ist.

Das Mädchen erlebte Kulturgeschichte mit          
Die Dame mit dem besonderen Cognac ist selbst ein Original aus dem Jahr 1921. Damals kam Aloisia Schurli in Wien zur Welt, dort hat sie an einer prominenten Adresse ihre Wohnung. In Wien lebt auch ihre Tochter.
Wenn Lucy Meissner ihre Lebensgeschichte erzählt, wird Wiener Kulturgeschichte lebendig. Der Vater war Direktor im Theater an der Wien und in den Kammerspielen. Die Tochter durfte mit einer Freundin in der Proszeniumsloge die Spiele am Samstagnachmittag miterleben. Sie erinnert sich an Richard Tauber, Emmerich Kalman oder Franz Lehar, eine Generation später an Karl Merkatz, Senta Berger oder Dagmar Koller.
Ihre Schwester Franziska war die erste Theaterintendantin von Wien und 26 Jahre die Leiterin der Seefestspiele in Mörbisch und auch des Grillparzerforums auf Schloss Forchtenstein. Sie ist leider früh verstorben.

Zweite Heimat
Lucy selbst hat das Theaterblut nicht geerbt. Dafür hat sie jung gefreit. Der Gatte Willi Meissner war zuerst  ein geschätzter Spieler beim KAC, und dann Generalvertreter für eine tschechische Werkzeugfirma. Sie waren gemeinsam oft in Kitzbühel. Nach dem Tod des Gatten wurde Kitzbühel für Lucy wie eine zweite Heimat.
Die besten Wünsche für einen erfüllten Lebensabend in Kitzbühel begleiten die ältere Dame.H.W.

Bilder: Lucy Meissner ist hundert Jahre alt und kocht noch immer selbst.
Mit großem Herz ist Lucy Meissner noch immer als Leihoma im Einsatz. Fotos: Marialuise Brandstätter

 
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