Dieser Winter war kurz und knackig
Der heurige Winter konnte das Vorkrisenniveau – was die Nächtigungen und Ankünfte betrifft – noch nicht ganz erreichen. Zwar gab es eine zufriedenstellende Nachfrage bis zum Februar, dennoch machen Bettenschwund und Personalnot so manchem im Tourismus das Leben schwer.
Kitzbühel | Ein Rundruf bei den Tourismusverbänden im Bezirk zeigt, dass die Verantwortlichen mit diesem Winter recht zufrieden waren – bzw. wie es Toni Wurzrainer, Obmann des TVB Brixental, launig formuliert: „Super Winter. Wir waren gut gebucht.“ Vergleicht man etwa Nächtigungszahlen und Ankünfte quer über alle Tourismusverbände der Region mit dem Vorjahres-Winter, schaut es nicht schlecht aus. Überall stehen zweistellige Zuwachsraten zu Buche. Der Blick bezogen auf die Saison 2018/2019 fällt da schon ernüchternder aus. Hinter den nackten Zahlen zeichnet sich nicht einfach nur der Corona-Knick ab, es zeigt sich vielmehr in vielen kleinen Facetten der Wandel, der in der Branche Einzug hält.
Ein Beispiel: Die Saison war kürzer. Das zeigt u.a. Lukas Krösslhuber, GF der Region Wilder Kaiser auf: „Der Winter war gut, er war gemäß bzw. sogar über unseren Erwartungen. Was uns weh tut, ist, dass er abrupt abreißt.“ So waren die Buchungen für den März sehr verhalten – ein Grund dafür könnte die Witterungsthematik und die entsprechenden medialen Bilder dazu sein. Dennoch rechnet Krösslhuber nicht damit, dass dies ein einmaliges Phänomen war: „Das wird grundsätzlich glaube ich ein Trend bleiben. Da müssen sich die Tourismusverbände anders aufstellen und z.B. neue Produkte für den Frühling entwickeln.“
Viele Verbände bemerken auch einen grundsätzlichen Strukturwandel – nicht zuletzt was die Bettenzahl betrifft. Die Pandemie war hier sicherlich ein Treiber. Weniger Betten bedeutet auch weniger Nächte, die man darin verbringen kann. Das war z.B. im Kaiserwinkl und in St. Johann zu spüren: „Wären heuer nicht zwei bis drei unserer Häuser gesperrt gewesen, hätten wir durchaus an unsere besten Winter herankommen können. Die Nachfrage war gegeben“, bringt es der Obmann des TVB Kaiserwinkl, Gerd Erharter, auf den Punkt. Auch Gernot Riedel, GF der Region St. Johann, sieht im kontinuierlichen Bettenschwund den großen Reißwolf für die Nächtigungen in der Wintersaison: „Nach unseren Berechnungen fehlen uns dadurch rund 45.000 Übernachtungen.“ Gleichzeitig sieht Riedel einen durchaus erfreulichen Trend: Qualität punktet. „Qualitativ hochwertige Angebote aller Kategorien funktionieren am Markt“, so Riedel. Das kann sein Kollege aus dem Pillerseetal, Armin Kuen, nur bestätigen. Besonders treu waren im Pillerseetal heuer vor allem die einkommensstärkeren Gästeschichten.
Qualität statt Quantität
Diese Erkenntnis führt gleich weiter zu einem weiteren, wichtigen Punkt: Wie viel Geld kann ich durch die Übernachtungen lukrieren? Wie berichtet setzen die vier Verbände der Kitzbüheler Alpen Marketing derzeit mit ihrer Seminarreihe „Mut zum Preis“ an diesem wichtigen Thema an. Denn es geht im Tourismus immer weniger um Rekordjagden nach Übernachtungszahlen: „Ist eine Region mit vielen Betten auch gleich deswegen erfolgreicher, weil sie mehr Nächtigungen hat?“, stellt etwa Gernot Riedel die entscheidende Frage. Das sieht auch die Geschäftsführerin von Kitzbühel Tourismus so: „Kitzbühel steht für Qualitätstourismus, die Wertschöpfung spielt daher eine übergeordnete Rolle.
Wie zuletzt im Hotelverein rückgemeldet wurde, werden für diese Wintersaison höhere Umsätze als 2019 erwartet.“ Einen weiteren, wichtigen Aspekt bringt Stefan Astner, Geschäftsführer beim TVB Hohe Salve, ins Spiel: „Corona trug quer durch alle Gästeschichten zur Digitalisierung bei.“ Auf diese Entwicklung reagiert das Land im Rahmen seiner Tourismusförderung: Betriebe werden bei Investitionen in Soft- und Hardware unterstützt. Geld fließt auch für Nachhaltigkeitsprojekte – nicht aber für neue Betten. Elisabeth Galehr
Bild: Der Rückblick auf den Winter war in der Region ein recht guter. Foto: Geh
Daten & Fakten - Nächtigungen und Ankünfte
Bezirk | Das Land veröffentlichte die Ergebnisse der Wintersaison bis Februar – gegliedert nach Ankünften und Nächtigungen. Die Ergebnisse in der Region: Wilder Kaiser: 146.722 Ankünfte; 739.219 Nächtigungen – Brixental: 134.066 Ankünfte; 690.653 Nächtigungen – Kitzbühel Tourismus: 100.001 Ankünfte; 396.532 Nächtigungen – Pillerseetal: 81.735 Ankünfte; 396.357 Nächtigungen – St. Johann: 68.896 Ankünfte, 311.529 Nächtigungen. Kaiserwinkl: 44.495 Ankünfte, 230.793 Nächtigungen. Hohe Salve: 48.725 Ankünfte, 225.518 Nächtigungen. Tirolweit waren es über 18 Millionen Nächtigungen. KA