Drohnen unterstützen im Ernstfall
Kitzbühel beschreitet neue Wege im Zivil- und Katastrophenschutz und installiert eine eigene Drohnengruppe für Krisenfälle. Mit dieser Initiative ist die Stadtgemeinde federführend in Österreich.
Kitzbühel | Ferngesteuerte, unbemannte Flugkörper, umgangssprachlich Drohnen genannt, sollen die Blaulichtorganisationen und die Gemeindeeinsatzleitung künftig im Katastropheneinsatz unterstützen. „Bei dem Großbrand in Gundhabing vor wenigen Monaten, bei Großübungen oder auch bei der Bergung von Passagieren aus Seilbahnen hat sich herausgestellt, dass der Einsatz von Drohnen überaus hilfreich ist“, argumentiert der Kitzbüheler Sicherheits-Stadtrat Alexander Gamper.
Piloten stammen aus Einsatzorganisationen
Im Auftrag des Bürgermeisters stellt der Freiheitliche seit rund eineinhalb Jahren die Gemeindeeinsatzleitung, kurz GEL genannt, in der Gamsstadt auf neue Beine, indem er sie personell erheblich erweitert und umfangreich durchstrukturiert. Sein jüngster Coup: Die Installierung einer eigenen Drohnengruppe für Kitzbühel, bestehend aus sieben Drohnen-Piloten und mehreren sogenannten Spottern (Beobachtern). „Die Drohnen befinden sich im Eigentum der GEL und teils im Privateigentum der Piloten, die sich wiederum aus den Blautlichtorganisationen rekrutieren und bereits der Gemeindeeinsatzleitung angehören“, beschreibt GEL-Chef Gamper. Damit werde sichergestellt, dass jeder Drohnenpilot mit den Abläufen in einem Einsatzfall vertraut ist.
Informationen für aktuellen Lagebericht
Der Einsatz von Drohnen im Krisenmanagement ist nicht neu, diese hochmoderne Technologie befinde sich aber noch in den Kinderschuhen, erläutert Gamper. Das Land Tirol habe diese Flugobjekte mit hauptberuflichen Piloten bereits in Verwendung, im Ernstfall könnten sie auch für Kitzbühel angefordert werden. „Ich verlasse mich gern auf das Land Tirol, möchte aber im Ernstfall autonom und vor allem rasch agieren können“, begründet Gamper die Kitzbüheler Eigeninitiative. „Wer weiß, ob bei Großereignissen wie Hochwasser, Großbränden, Lawinen- und Murenabgängen die Drohnen des Landes überhaupt für uns abkommandiert werden können.“
Ziel ist, dass die Bilder der ferngesteuerten High-TechFlugkörper schnell ein aktuelles Lagebild auch von exponierten Gebieten liefern können. „Unsere Drohnen sind klein und wendig, leistungsstark und sehr sicher,“ beschreibt Gamper, „sie könnten sogar in eine Gondelkabine oder in abgestürzte Fahrzeuge fliegen und darüber Auskunft geben, ob sich darin Personen befinden.“ Die Drohnenbilder werden per Livestream an die Endgeräte der Einsatzleitung gesendet und dienen in weiterer Folge auch zur Dokumentation.
Einhaltung rechtlicher Rahmenbedingungen
Bei einem Einsatz werden alle rechtlichen Rahmenbedingungen rigoros eingehalten, hält Gamper fest. „Wir begeben uns in keinen rechtlichen Graubereich. Alle sieben Drohnen sind offiziell bei der Austro Control angemeldet und versichert. Die Piloten verfügen über entsprechende Lizenzen und werden laufend ausgebildet.“ Alexandra Fusser
Bild: Avata, eine leistungsstarke Kleindrohne wird für Einsätze in beengten Verhältnissen und Innenbereichen (Auto, Gondel) von Pilot Tobias Horn-Holzer und Spotter Maximilian Knoll verwendet. Foto: Knoll
Bild: Daten & Fakten
Was macht die GEL?
Kitzbühel | Die Gemeindeeinsatzleitung (GEL) ist eine Behörde und per Tiroler Landesgesetz seit 2006 verpflichtend einzurichten. Im Zivil- und Katastrophenschutz versteht sie sich als Bindeglied zwischen den Blaulichtorganisationen (Feuerwehr, Rotes Kreuz, Stadtpolizei, Polizei, Bergrettung, Lawinenkommission, Wasserrettung, Bergwacht), den städtischen Einrichtungen (Stadtwerke, Bauhof, Stadtamt) und dem Bürgermeister als hauptverantwortlichem Einsatzleiter.
In Kitzbühel wurde ein Krisenstab aus 24 Personen geschaffen, der sich in sechs Stabsbereiche gliedert. Die „Operationszentrale“ der GEL befindet sich in den Kitzbüheler Stadtwerken, wo alle Fäden zusammenlaufen. Teil des groß angelegten Katastrophenschutz-Masterplans ist ein eigenes digitales Funknetz über dem Stadtgebiet, das im Falle eines Blackouts den direkten Kontakt zu Landeswarnzentrale und Leitstelle Tirol ermöglicht. Der Gemeindeeinsatzleiter untersteht direkt dem Bürgermeister bzw. der Bezirkshauptmannschaft. ali