Druck auf die Unternehmen steigt
Die Tiroler Gewerbe- und Handwerksbetriebe geraten zunehmend in Bedrängnis. Auch im Bezirk bringen Kostendruck und fehlende Planungssicherheit viele Unternehmen an ihre Belastungsgrenze.
Bezirk | „Obwohl die Rahmenbedingungen auch schon im ersten Halbjahr 2022 alles andere als ideal waren, ist es aus Sicht der Tiroler Gewerbe- und Handwerksbetriebe eigentlich ganz gut gelaufen. Immerhin hat es bei den Auftragseingängen beziehungsweise Umsätzen ein Plus von 3,1 Prozent gegenüber dem 1. Halbjahr 2021 gegeben“, berichtet der Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk in der WK Tirol, Franz Jirka, und ergänzt: „Leider können wir für die zweite Jahreshälfte nicht von einer ähnlich positiven Entwicklung sprechen.“
Ähnliche Entwicklung im Bezirk
Peter Seiwald, Obmann der Wirtschaftskammer Kitzbühel, sieht eine ähnliche Entwicklung im Bezirk und meint dazu: „Die Auslastung für heuer ist noch sehr gut, die Unternehmer aus Gewerbe und Handwerk sprechen aber von teils massiven Auftragsrückgängen, welche sich gravierend auf das Geschäft ab Frühjahr nächsten Jahres auswirken wird.
Verstärkend kommt hinzu, dass der bisherige Umsatztreiber Tourismus aufgrund der hohen Energiepreise Investitionen zurückhält.“ Unterstrichen wird diese Einschätzung von einer aktuellen Erhebung der KMU Forschung Austria. Demnach beurteilen die Tiroler Gewerbe- und Handwerksbetriebe die Geschäftslage im 3. Quartal 2022 schlechter als im Vorjahresquartal. Und für das 4. Quartal 2022 sind die Erwartungen in Hinblick auf die Auftragseingänge/Umsätze durchwegs verhalten – 20 % glauben an Steigerungen, 23 % an Rückgänge, 57 % rechnen mit keiner Veränderung gegenüber dem Vorjahr.
Die erschwerenden Gründe sind vielfältig
Die Gründe dafür, dass sich die Stimmung im Tiroler Gewerbe und Handwerk zunehmend eintrübt, liegen für Spartenobmann Jirka auf der Hand: „Unsere Betriebe kämpfen aktuell mit vielen Faktoren, die sie nicht aktiv beeinflussen können. Zu den Nachwirkungen von Corona, dem ständigen Fachkräftemangel und den hohen Materialpreisen ist jetzt auch noch die Explosion der Energiekosten dazugekommen. Und realistischerweise kann niemand sagen, wie es weiter geht. Diese fatale Kombination aus Kostendruck und fehlender Planbarkeit bringt viele Unternehmen endgültig an ihre Belastungsgrenze - auch solche, die bis vor kurzem wirtschaftlich vollkommen gesund waren. Die Sorge ist groß, dass viele bald die Reißleine ziehen müssen, um nicht dauerhaft in die Verlustzone zu rutschen oder sogar zahlungsunfähig zu werden.“
Forderungen der Wirtschaftskammer
Um das zu verhindern, fordert Jirka unverzüglich politische Maßnahmen zur Unterstützung der überwiegend klein- und mittelständischen Betriebe im Gewerbe und Handwerk: „Ohne eine dauerhaft wirksame Energiepreisbremse wird es nicht gehen. In Deutschland wurden mit einem Modell, das weit ins Jahr 2024 hineinreicht, bereits Nägel mit Köpfen gemacht. Damit haben unsere Nachbarn einen Planungshorizont, den auch wir unbedingt brauchen. Sonst ist zu befürchten, dass in vielen Betrieben bald die Lichter ausgehen – nicht um Energie zu sparen, sondern für immer.“
Auch Seiwald schließt sich diesen Forderungen an: „Gerade die klein- und mittelständischen Unternehmen sind betroffen und müssen unbedingt unterstützt werden.“ Seine Empfehlung an die Unternehmer: „Die Wirtschaftskammer rät zur Nutzung aller bereits eingerichteten Förderungen. Bei Fragen steht die Bezirksstelle gerne zur Verfügung.“ KA/ahoy
Bild: Unternehmen geraten zusehends mehr unter Druck. Grafik: stock.adobe.com