Ein Gipfelkreuzgedicht für Kletterer
Drei „Pillerseer“ errichteten ein Gipfelkreuz als ihren Beitrag für einen respektvollen Umgang mit der Umwelt.
Als das wahrscheinlich schönste Gipfelkreuz in den Loferer Steinbergen bezeichnet Hans Joachim Löwer 1) das im Jahr 2000 errichtete Kreuz auf dem Traunspitzl (2.300 m), das keinen einfachen Zugang hat – alle Routen sind im 4. Schwierigkeitsgrad – und daher Kletterern vorbehalten ist.
Es ist ein ziemlich privates Kreuz, das von zwei Bergsteigern des Alpinclubs Stoaberg „ehrenhaft“ und in aller Stille hinaufgetragen wurde. Als „Beitrag für einen respektvollen Umgang mit der Umwelt“ haben Josef Valenta, Inhaber einer Metallbaufirma in Fieberbrunn, sein Mitarbeiter Peter Adelsberger, ehrenamtlicher Bergretter aus St. Ulrich, und sein Kletterkamerad Adi Stocker, ebenfalls aus St. Ulrich, das ungewöhnliche Vorhaben gesehen. Stocker ist Kletterpionier, Verfasser von acht einschlägigen Bergbüchern und Führern, vermutlich der beste Kenner der Steinberge 2) und kreativer Glasdesigner. Zehn bemalte Glastafeln, jede einen Zentimeter dick, wurden übereinander gelegt, mit Hilfe von Gussharz zusammengefügt und dann in die finale Form geschnitten.
Das Glaskreuz ist 15 kg schwer, es hängt zwischen den Pfosten aus Nirostahl. In den rechten breiteren Tragbalken schnitten die Männer mit Laserstrahlen einen Text, als dessen Autor zuerst der argentinische Schriftsteller Jorge Luis Borges, gestorben 1986, gesehen wurde. Tatsächlich ist der Autor unbekannt.
Über die Inschrift schweigt jeder, der sie am Gipfel gelesen hat. Der Rat lautet: „Geh halt auffi, dann kannst es lesen!“ Löwer macht es den Lesern leichter, er hat den Text abgedruckt. Die ersten Zeilen lauten: „Wenn ich noch einmal zu leben hätte, dann würde ich mehr Fehler machen, ich würde versuchen, nicht so schrecklich perfekt sein zu wollen. Das 21 Zeilen umfassende Gedicht schließt mit der Ankündigung: und mehr Menschen sagen, dass ich sie liebe.
1) Autor des Buches „Gipfelkreuze - Träume, Triumphe, Tragödien“, in dem hundert Gipfelkreuze in den Alpen mit Schwerpunkt Österreich vorgestellt werden. Verlag Tyrolia, 2. Auflage 2021
2) Alexandra Fusser, Die neue Kletterfibel des Adi Stocker, Kitzbüheler Anzeiger Magazin Sommer/Herbst 2021.
Bild: Das Traunspitzl-Gipfelkreuz wurde im Jahr 2000 errichtet. Foto: Adi Stocker