Ein Jahrmarkt, wie er immer war
Nach zwei Jahren Pause fiebert ganz Kitzbühel seinem Jahrmarkt entgegen: Am Samstag, 6. August, steigt das große Stadtfest der Stadtmusik und der Kitzbüheler Vereine – in guter alter Tradition.
Kitzbühel | Der Jahrmarkt wird heuer stattfinden – das war für das Organisationskomitee der Stadtmusik schon vor Wochen so sicher wie das Amen im Gebet. Nach zwei Pandemie-Jahren habe man durchaus über eine abgespeckte Version nachgedacht, diese Idee aber wieder verworfen, wie Stadtmusik-Obmann Michael Schwaninnger gegenüber dem Kitzbüheler Anzeiger bereits festgehalten hat. „Wir sind zu dem Entschluss gekommen, dass der Jahrmarkt, so wie man ihn kennt, einzigartig ist. Deshalb darf er auf keinen Fall verändert werden – weder in der räumlichen Ausdehnung, noch im Qualitätskonzept.“
Es gibt wenige Sommerfeste, die auf eine derart lange Tradition verweisen können wie der Kitzbüheler Jahrmarkt. In einer Ur-Version gab es ihn bereits im Mittelalter, doch in seiner heutigen Form geht er auf die frühen 1920er-Jahre zurück. Im Herbst 1923 fand er erstmals als Wohltätigkeitsveranstaltung zugunsten des städtischen Armen- und Förderausschusses statt.
Die Stadtmusik, heute für die Organisation verantwortlich, war in den ersten Jahren nur für die musikalische Umrahmung des Festes zuständig. Heute sorgt sie zusammen mit den Kitzbüheler Vereinen für das Wohl der Gäste, während in den 1920er- und 1930er-Jahren vor allem Handwerker ihre Waren an Ständen zum Verkauf anboten.
Glückstopf mit einem Schwein als Hauptpreis
Aber auch ein Raritätenkabinett, ein Zirkus mit dem größten frei dressierten Löwen und einem Seilkünstler sorgten schon 1924 für Unterhaltung. Das Jahr 1930 war der Startschuss für den Glückstopf, den es bis heute gibt. Der Hauptgewinn anno dazumal: ein Schwein.
Schon 1938 wurde die Stadtmusik im Zusammenhang mit der Organisation des Jahrmarktes genannt, spätestens seit 1950 ist sie endgültig für die Austragung des Festes verantwortlich, so geht es jedenfalls aus den Gemeindeakten der Stadt hervor.
Die ersten Jahrmärkte in den 1950er-Jahren waren allerdings mit großen Schwierigkeiten verbunden. Schlechtwetter sorgte für schlechte Einnahmen, die Kosten konnten nicht gedeckt werden. 1952 rief die Stadtmusik alle Vereine auf, sich am Jahrmarkt zu beteiligen - das war der Auftakt für die stetige Weiterentwicklung. 1962 wurde die Veranstaltung wegen der langen Tradition und Bedeutung für Kitzbühel sogar im Tiroler Veranstaltungsgesetz als genehmigungsfrei erklärt.
Um die Dimension des Stadtfestes zu verdeutlichen: Mit jährlich 6.000 bis 8.000 Besuchern aus nah und fern zählt der Jahrmarkt zu den beliebtesten und größten Veranstaltungen im Kitzbüheler Sommer.
Heute: 60 Stände und elf Musikgruppen
Heute betreiben 35 Vereine und die Innenstadtgastronomie alljährlich 60 Stände, allein elf Musikgruppen sorgen für die musikalische Unterhaltung. Eine professionelle und ausgeklügelte Organisation ist Voraussetzung für einen reibungslosen Ablauf, der freilich auch nach hohen Sicherheitsstandards verlangt. Schwanninger und Past: „Wir halten Jahr für Jahr an den gewohnten Qualitätsmaßstäben fest. Da gibt es keine Abstriche.“ Alexandra Fusser
Bilder: 1) Bekannte Szenen in der Hinterstadt:Hier herrschte auch schon vor Jahrzehnten ein Riesenandrang. 2) Der Jahrmarkt – die Ansicht stammt vermutlich aus den 1970er- oder 1980er-
Jahren – ist ein Fixpunkt im Kitzbüheler Sommer. Fotos: Stadtarchiv/Sammlung Wörgötter