Ein Viertel der Fische ist infiziert
Um 87 Prozent hat sich der Bestand von Bachforellen an der Messstelle der Großache in Kössen innerhalb von elf Jahren verringert. Um dem Rückgang auf den Grund zu gehen, hat das Land Tirol eine Studie in Auftrag gegeben. Diese sollte u.a. klären, ob eine durch Parasiten verursachte Schädigung des Nierengewebes (PKD) für die drastische Abnahme der Fischbestände mitverantwortlich ist.
Kössen | „Der Erreger der parasitären Nierenkrankheit PKD Proliferative Kidney Disease) ist im Gewässersystem der Großache zumindest teilweise vorhanden. Damit gibt es jedenfalls einen zusätzlichen Belastungsfaktor für den artenspezifischen Rückgang der Bachforellen-Population im Einzugsgebiet der Großache. Welchen Anteil der Erreger am Bestandsrückgang hat, lässt sich derzeit nicht sagen“, fasst Andreas Murrer, Leiter des Bereichs Gewässerökologie in der Abteilung Wasserwirtschaft, die Studienergebnisse zusammen.
Ca. ein Viertel der untersuchten Forellen infiziert
210 Bach- und Regenbogenforellen wurden mittels Elektrobefischung im Sommer vergangenen Jahres an sieben verschiedenen Stellen aus der Großache und fünf ihrer Zubringerbäche gefischt, an die Veterinärmedizinische Universität Wien geschickt und dort untersucht. Bei knapp einem Viertel dieser Fische wurde die parasitäre Nierenerkrankung PKD nachgewiesen. Parallel dazu wurden in den Sommermonaten auch die Temperaturverläufe im Untersuchungsgebiet genauestens untersucht. Es wurde im Zuge der Studie ein klarer Zusammenhang zwischen der Präsenz dieses Erregers und der Wassertemperatur festgestellt. Denn der PKD-Erreger wurde ausschließlich bei Fischen aus Gewässern mit einer Maximaltemperatur über 15 Grad Celsius nachgewiesen.
Screening wird ausgeweitet
„Wir wissen jetzt, dass der Krankheitserreger im System der Großache ist. Wir wissen aber immer noch nicht genau, welche Rolle diese spezifische Krankheit beim Rückgang der Bachforellenpopulation spielt. Deshalb werden wir das Auftreten von PKD tirolweit untersuchen und unseren Fokus dabei auf Gewässer und Einzugsgebiete legen, in denen die Wassertemperatur über 15 Grad steigen kann“, kündigt der sowohl für die Wasserwirtschaft als auch für die Fischerei zuständige LHStv. Josef Geisler an.
Verbauungen sind nicht Grund für Rückgang
Geisler erhofft sich davon auch mehr Klarheit über die Ursachen des Rückgangs der Fischbestände. Vielfach würde der Rückgang mit der Wasserkraftnutzung und Verbauungsmaßnahmen in Verbindung gebracht. Dafür gibt es an der Großache aber keinerlei Anzeichen. Die Fischpassierbarkeit und Durchgängigkeit der Gewässer ist im Einzugsgebiet weitestgehend gewährleistet. „Die Großache und ihre Zubringer sind intakte Gewässer. Trotzdem verzeichnen wir einen drastischen Rückgang der Fischbestände. Pauschale Schuldzuweisungen greifen also offenbar zu kurz und bringen uns nicht weiter“, so Geisler. Auch ist der artenspezifische Rückgang der Bachforelle laut Experten nicht ausschließlich auf die von der Fischerei ins Treffen geführte Anwesenheit des Fischotters oder der fischfressenden Vögel zurückzuführen.
Der Abschlussbericht ist unter www.tirol.gv.at/umwelt/wasser/aktuelles abrufbar.
Bild: LHStv Josef Geisler sowie Vorstand Markus Federspiel und Gewässerökologe Andreas Murrer von der Abteilung Wasserwirtschaft wollen das Auftreten einer Nierenkrankheit PKD bei Fischen und den Rückgang der Bachforelle tirolweit untersuchen. Foto: Land Tirol/Entstrasser-Müller