Ein Wasserfall auf Knopfdruck
Um einen Monat verschoben hat sich der Vortrag von Peter Pinzinger im Kirchdorfer Gemeinderat. Er stellte die Wirtschaftlichtkeitsanalyse des Stauseekraftwerks Luigam vor. Mit spannenden Ideen für den Fortbestand.
Kirchdorf | In der jüngsten Kirchdorfer Gemeinderatssitzung stand das Kraftwerk beim Stausee im Fokus. Nachdem die Tiwag das Grundstück der Gemeinde im März 2020 überlassen hatte, nennt man nun ein aufgelassendes Kraftwerk mitsamt 26.000 m2 Grund sein eigen. Wird die Gemeinde zum Stromproduzenten? Einen Anstoß, wie die Antwort aussehen könnte, gab Peter Pinzinger in seiner ausführlichen Studie. Dabei wurde die Vorstellung des Wirtschaftlichkeitsanalyseprojekts zur Wiederinbetriebnahme des Stauseekraftwerks Luigalm erörtert. Verschiedene Szenarien wurden vom Experten untersucht – vom totalen Rückbau über eine Sanierung bis hin zum Neubau.
Die zwei Turbinen stammen aus den Jahren 1940 und 1942. „Sie sind aus den Teenagerjahren gerade heraus“, erklärt Pinzinger und ergänzt, dasss der Engpass bei den Generatoren liegt. Der größte Haken ist die wasserrechtliche Genehmigung, die im Jahr 2027 ausläuft.
Lange Geschichte der Stromerzeugung
Die Kraftwerksanlage war als eine der ersten in Tirols Anfang des 20. Jahrhunderts errichtet worden. Seit 1955 war sie in Besitz der Tiwag, die das Kraftwerk stilllegen und den See rückbauen wollte. Dagegen sträubte sich die Gemeinde und besiegelte die Übernahme 2020. Die Details standen dabei fest: das Kraftwerksgebäude ist schwer desolat, die Maschinen aber noch gut in Schuss. Dies bestätigt auch Pinzinger in seiner Expertise: „Bei einer Revitalisierung, um auf den Stand der Technik zu kommen, können Komponenten verwendet werden.“ Die Kernaussage lautet, die Anlage ist revitalisierungsfähig. Obwohl Kalkulationen derzeit schwierig sind, wurde eine Rechnung erstellt. Wenn alles gut geht, dann könnte sich die Anlage bis ins Jahr 2042 amortisiert haben. Mit Kosten in der Höhe von 670.000 Euro muss gerechnet werden.
Neben der Stromversorgung soll das Areal aber auch freizeittouristisch genützt werden. Diskussionsbedarf ortet Pinzinger beim Wasserfall. „Wir könnten ihn regeln, wann muss er funktionieren?“
Gespräche folgen
Nach dem zeitintensiven Vortrag ist nun der Gemeinderat am Zug, um die weitere Vorgehensweise zu besprechen. „Wir haben viel investiert, um Grundlagen zu schaffen“, sagt Bürgermeister Gerhard Obermüller und ergänzt, dass man sich Zeit nehmen will, um Entscheidungen zu treffen.
Vor Ort waren TVB-Obmann Josef Grander und regio3-Chef Stefan Niedermoser, da das Projekt über Leader gefördert wurde. Von den 88.800 Euro Projektkosten gab es 53.280 Euro von der EU. In einer ersten Stellungnahme zeigt sich TVB-Obmann Grander angetan von der Idee eines temporären Wasserfalls: „Ein Wasserfall mit begrenzten Öffnungszeiten hätte Charme.“ Verena Mühlbacher
Bild: Mit der Weiternutzung des Naherholungsgebiets rund um den Stausee muss sich der Gemeinderat beschäftigen. Foto: Archiv, TVB Kitzbüheler Alpen St. Johann