Ein offenes Ohr für Jugendliche
In den Räumlichkeiten des ehemaligen Spatzennests am Schwimmbadweg ist seit wenigen Wochen die mobile Jugendarbeit St. Johann beheimatet. Zwei sogenannte „Streetworkerinnen“ helfen, wenn andere es nicht können.
St. Johann | Bereits vergangenes Jahr hat der Gemeinderat in St. Johann beschlossen, die Jugendarbeit im Ort neu aufzustellen und als erste Gemeinde im Bezirk auf eine mobile Jugendarbeit (Moja) zu setzen. „Viele Jugendliche fallen einfach durch den Rost, weil sie nicht ins Jugendzentrum gehen und auch sonst wenig soziale Kontakte haben. Diese jungen Menschen brauchen aber trotzdem Hilfe. Deshalb haben wir mit der Moja einen neuen Weg eingeschlagen“, erklärt Melanie Hutter, die als Gemeinderätin das Projekt koordiniert. Ende 2021 fiel dann der Startschuss für die mobile Jugendarbeit.
Angebot muss bekannt gemacht werden
Laurence Krimbacher-Brissonneau und Victoria Ottilie Scherer sind das Team hinter Moja. Krimbacher-Brissonneau stammt aus dem Großraum Paris und hat als Germanistin lange Deutsch als Fremdsprache unterrichtet: „Dadurch hatte ich schon viel Kontakt mit Jugendlichen, vor allem mit Menschen mit Migrationshintergrund.“ Ihre Kollegin Scherer ist in St. Johann zur Schule gegangen und hat Soziale Arbeit studiert.
Gemeinsam wollen sie jetzt die mobile Jugendarbeit aufbauen und sich im Ort vernetzen: „Momentan haben wir noch viel Organisatorisches zu erledigen. Einmal wöchentlich sind wir aber schon auf den Straßen unterwegs und sprechen mit den Jugendlichen, um unser Angebot bekannt zu machen“, erklärt Scherer. Rund 150 Kontakte habe man bereits durch eine Austeilaktion mit gesunder Jause herstellen können. „Das Ziel der nächsten Monate ist es, weiter Vertrauen aufzubauen.“
Beraten, begleiten, vermitteln
Mit der mobilen Jugendarbeit decken die beiden vielfältige Themen ab: „Wir sind beratend und unterstützend für alle Jugendlichen da, begleiten sie zu Terminen oder helfen bei der Orientierung im Berufsleben“, erklärt Scherer. Willkommen sei bei ihnen aber jeder, egal ob direkt Hilfe benötigt wird oder nicht: „Wenn man einmal zwei Stunden Pause hat, kann man die freie Zeit bei uns verbringen“, schmunzelt Krimbacher-Brissonneau.
Auch Veranstaltungen und Workshops seien geplant, aktuell werden Themen wie der richtige Umgang im Internet oder mit Rassismus behandelt. „Wir sehen uns auch als Vermittler. Wenn wir nicht mehr weiterhelfen können, stellen wir den Kontakt zu Experten zum Beispiel in der Frauen- und Suchtberatung oder der Schulpsychologie her.“
Kinder- und Jugendhilfe steigt mit 18 aus
Das Angebot der Moja richtet sich ganz gezielt an junge Frauen und Männer im Alter von 14 bis 24 Jahren. „Die Kinder- und Jugendhilfe steigt mit 18 aus. Wir füllen hier eine große Lücke“, erklärt Scherer. Noch einmal wichtiger sei für sie das Projekt, weil es in der Schul-Sozialarbeit Defizite gebe. „Ich hätte mir in der Schule oft eine neutrale Person gewünscht, mit der man bei einem Zwist mit Freunden oder der Familie sprechen kann.“ Deshalb wolle man in Zukunft eng mit den Schulen zusammenarbeiten, um das Projekt auch dort bekannt zu machen. „Das ist wegen Corona momentan noch nicht möglich.“
Verlängerung Ende des Jahres wahrscheinlich
In Wörgl, wo es die mobile Jugendarbeit schon länger gibt, wird das Angebot sehr gut angenommen. In St. Johann bleibt die Moja in jedem Fall bis Ende des Jahres bestehen. Danach werde man über die Zukunft des Projekts beraten. „Wenn der Bedarf da ist, wird es eine Verlängerung geben“, so Melanie Hutter. Florian Pirnbacher
Bild: Victoria Ottilie Scherer (links) und Laurence Krimbacher-Brissonneau kümmern sich um die Anliegen der Jugendlichen in St. Johann. Sie haben ein offenes Ohr für jeden, der eines braucht.Foto: Moja St. Johann
Kurz notiert - Unverbindlich und kostenlos
Die mobile Jugendarbeit St. Johann ist die erste Anlaufstelle für die Anliegen von 14- bis 24-jährigen Jugendlichen. Wer Hilfe und Unterstützung braucht oder einfach mit einer neutralen Person sprechen möchte, kann Kontakt zur Moja aufnehmen.
Mobile Jugendarbeit St. Johann, Schwimmbadweg 9, Tel. 0664/88 74 50 44 (Laurence), Tel. 0664/88 74 50 45 (Victoria). Die Öffnungszeiten sind auf www.kommunity.me zu finden.