Ein stimmgewaltiger Musikkritiker
Der bekannte Literat Hugo Bonatti feiert am Samstag, 1. April seinen neunzigsten Geburtstag.
Kitzbühel | Geboren wurde Bonatti im Jahr 1933 in Innsbruck und wuchs dort als jüngstes Kind einer sechsköpfigen Familie auf. Seine Schulausbildung und eine pädagogische Ausbildung absolvierte er ebenfalls in der Tiroler Landeshauptstadt.
Hugo Bonatti nahm Ende der 50er Jahre eine Stelle als Volksschullehrer und später als Berufsschullehrer in Kitzbühel an, wo er sich von Anfang an sehr wohl fühlte und auch seinem Drang zum Schreiben nachgab. Die wunderschöne Landschaft und die natürliche Umgebung Kitzbühels führten wohl zu entsprechender Inspiration und beeinflussten die künstlerische Tätigkeit.
Viele Veröffentlichungen und Auszeichnungen
Es kam dann in den 1960er Jahren zu den ersten Veröffentlichungen und Engagements im Rundfunk. 1967 erhielt er den Prosapreis der Stadt Innsbruck.
Das 1972 erschienene Buch „Irrlichter“ ist sein erster veröffentlichter Band. 1974 folgte „Centuricus“ oder „Die Constellationen“, 1978 „Das Danaergeschenk“. 1979 wurde ein Band mit „Skizzen und Essays“ mit dem Titel „Politik, sagte er“ veröffentlicht. „Das Tal der Hässlichen“, erschienen 1984, bezeichnet er selbst als „Psychografie“.
Ebenfalls 1984 erschien das Theaterstück „Wendekreis oder die Überwindung Beckets“. Im selben Jahr erhielt er den 3. Preis der Stadt Innsbruck für dramatische Dichtung. Die 1997 erschienene Sammlung von Texten „Quodlibet“ fand in seinen zahllosen Lesungen besonderen Anklang. Der psychographische Roman „Der Nihilist“, erschienen 1997, beschreibt eine Momentaufnahme aus dem Leben zweier Existenzen. Ebenfalls 1997 erschien unter dem Titel „Signale aus dem Raum“ ein Buch mit Kurzprosa. Die Chronik „St. Helena“ oder „Die Periöken“ erschien 1998. In diesem Buch setzt er sich teils kritisch-ironisch, teils ernsthaft mit seiner Wahlheimat Kitzbühel auseinander. 2007 wurde Hugo Bonatti das Ehrenzeichen für Kultur der Stadt Kitzbühel verliehen.
Auf seinen italienischen Nachnamen angesprochen, erwähnt Hugo Bonatti einen möglichen Urahn, Guido Bonatti, der im 13. Jahrhundert als Astrologe, Astronom und Mathematiker in Florenz, Siena und Forli tätig war. In der Göttlichen Komödie wurde dieser von Dante Alighieri der Falschmünzerei bezichtigt und in den achten Höllenkreis verbannt, wie Bonatti erzählt.
Musik und Literatur als seine Triebfedern
Sein brennendes Interesse an Musik und Literatur sind ein ganzes Leben lang die Triebfedern seiner Schaffenskraft. „Ich komponiere mit Worten“, ist von ihm immer wieder zu hören. Vielleicht ist das Nahverhältnis zur Musik auch der Anlass, sich auf Musikkritik zu spezialisieren. Jahrzehntelang schrieb er konsequent Berichte über Kunstveranstaltungen und entsprechende Kritiken in der lokalen Presse.
Seine Stimme ist seine Stärke
Auch in der Dramatik hinterlässt sein musikalischer Hintergrund Spuren. Unvergessen die Aufführungen seines Sprechoratoriums „Megapolis“ in den 1970er Jahren.
Eine der Stärken von Hugo Bonatti ist zweifellos seine Stimme. In unzähligen Lesungen in Österreich, Deutschland, Ungarn, Kroatien, Slowenien, Polen, USA und in den Vereinigten Arabischen Emiraten rüttelte er das Publikum mit energiegeladener Stimme sowie heftiger Mimik und Gestik auf. Hugo Bonatti versteht es somit, Literaturlesungen zum wirklichen Erlebnis zu machen.
Darauf angesprochen, ob es in seinem Lebenswerk so etwas wie ein Hauptthema gibt, weist er darauf hin, dass bei ihm die Handlung nicht im Vordergrund steht. Er spricht sogar von „Anti-Romanen“. Er suche Löcher im Literarischen und mache diese zum Thema – eine Selbstinterpretation, der nicht ganz leicht zu folgen ist. Er sei auch auf der Suche nach neuen Dimensionen in der Literatur, vom eindimensionalen beschriebenen oder bedruckten Blatt zu einer mehrdimensionalen dichterischen Matrix sozusagen.
Auf seiner Internet-Seite www.hugobonatti.at beschreibt er ausführlich seinen literarischen Charakter. Dort sind im Übrigen auch seine wichtigsten Werke, Präsentationen, Preise, Rezensionen sowie Text- und Stilproben zu finden. KA
Bild: Hugo Bonatti feiert seinen 90. Geburtstag. Foto: Privat