„Eine Alm ist kein Streichelzoo“
Gerade ein paar Wochen ist der Almsommer alt und schon sorgen Vorfälle mit Wanderern für Aufregung. Josef Lanzinger, Obmann des Tiroler Almwirtschaftsvereins, plädiert für ein gutes Miteinander.
Itter | Es sind Meldungen, die einmal mehr aufschrecken: Erst vor einigen Tagen hatte eine deutsche Urlauberin im Stubaital eine mehr als unangenehme Begegnung mit einer Kuh. Am vergangenen Wochenende erwischte es einen 66-Jährigen im Pinzgau. Der Engländer war im Bereich der Bergstation der Schmittenhöhebahn unterwegs, als er von einer Kuh attackiert wurde. Ein einheimischer Mitarbeiter der Bahn wollte dem Wanderer zu Hilfe kommen und versuchte, die Kühe in den eingezäunten Bereich zurückzuführen. Dabei wurde er ebenso von einer Kuh schwer verletzt. Gerade in den vergangenen Jahren ist es auf den Almen immer wieder zu solch unliebsamen Begegnungen gekommen.
Im Bezirk Kitzbühel hat die Almwirtschaft einen besonders hohen Stellenwert. Rund 450 Almen werden von den heimischen Bauern bewirtschaftet. Im Bezirk werden mehr Milchkühe gealpt, als im gesamten Bundesland Salzburg.
Über 26.000 Tiere im Sommer auf den Almen
Insgesamt verbringen heuer über 26.0000 Tiere, darunter Kühe, Pferde, Ziegen, Schafe und auch Schweine, den Sommer auf den Almen im Bezirk. Rund 10.100 davon sind Milchkühe. Zwar, so der Obmann des Almwirtschaftsvereins, Josef Lanzinger, sei die Anzahl der Schafe zurückgegangen, dafür seien wieder mehr Jungrinder aufgealpt worden.
Doch die Almen sind nicht nur Lebensraum für die Tiere, auch das Wandern liegt im Trend. Und das sorgt immer wieder für Zündstoff.
Als ein Tiroler Landwirt vor drei Jahren nach einer tödlichen Kuhattacke zu einer satten Schadenersatzzahlung verurteilt wurde, sorgte dies auch bei den hiesigen Bauern für Verunsicherung. Inzwischen gibt es verschiedene Maßnahmenpakete und eigene Aufklärungsfolder über das richtige Verhalten auf der Alm.
„Eine Alm ist kein Streichelzoo“, betont Josef Lanzinger. Er rät Hundehalter dazu, nicht nur ihre Vierbeiner an der Leine zu führen, sondern auch Routen auszusuchen, die nicht an großen Almen vorbeiführen, sondern vielleicht doch durch den Wald. Sieht doch gerade eine Mutterkuh einen Hund als Gefahr an. Bei vielen Almen wurden inzwischen Schilder aufgestellt, die auf die Gefahr hinweisen. Lanzinger appeliert an die Wanderer, einen Respektabstand einzuhalten.
Auch der oberste Landwirt im Bezirk, LA Josef Edenhauser, selbst Almbauer, appelliert an die Wanderer, beim Passieren von Kuhherden Vorsicht walten zu lassen. Und er nimmt die Touristiker in die Pflicht: „Unsere Folder müssen auf jedem Frühstückstisch liegen, damit die Gäste aufgeklärt werden.“ Auch bei den von Gastwirten und Tourismusverbänden angebotenen, geführten Wanderungen sollen die Gäste unbedingt sensibilisiert werden, betont Edenhauser. Margret Klausner
Bild: Beim Wandern sollte in jedem Fall ein Respektabstand gewahrt werden. Auch wenn die Kühe so gemütlich daliegen, wie hier auf einer Alm in Kirchdorf. Foto: Klausner