Eine Vermieterin mit großem Herz
Mehr als 60 Jahre vermietete Franzi Riedmann Privatzimmer in der Kelchsau. Seit Jahrzehnten begeistert sie ihre Gäste aus Nah und Fern und hat den Tourismus in der Kelchsau wesentlich geprägt und aufgebaut. Nun geht sie in den wohlverdienten Ruhestand.
Hopfgarten, Kelchsau | Franzi Riedmann ist bekannt dafür, alles zu können und zu geben. Egal, ob im Theaterverein, als Marketenderin der Musikkapelle, als Festmadl oder als Organisationstalent bei den Kelchsauer Pensionisten – die Allrounderin war immer und überall aktiv. Vor Kurzem hat sich die Familie zu einem prägenden Schritt entschlossen: „Mein Bua hat gsagt, Mama, etz weard ma`s wohl lassen?“, erinnert sich Riedmann zurück. Die mittlerweile 88-jährige rüstige Seniorin beschloss in den Ruhestand zu gehen und mit dem Vermieten aufzuhören.
Mit Zufall zum Standbein Tourismus
Es war im Jahre 1951, als Hans Haas, Tischlermeister aus der Kelchsau und damals zuständig für den dortigen Tourismus, auf Franzi zukam und sie dringend um zwei „Fremdenzimmer“ bat. So zog Franzi mit ihrem Mann auf den Dachboden, um das Kinder- und Elternschlafzimmer frei zu machen. Fehlte anfangs noch das Geld um es einzurichten, so motivierte sie der Tischlermeister ihn einfach ausstatten zu lassen. Er meinte, bis die Rechnung komme, hätte sie das Geld durch die Nächtigungen wieder eingenommen. Damit sollte er recht behalten. Franzi war von diesem Moment an unter den Urlaubern eine sehr gefragte und beliebte Vermieterin.
Beliebte und gefragte Vermieterin
Immer mehr Touristen kamen in das Hopfgartener Seitental, gingen von Haus zu Haus und hörten von Franzi und ihrer herzlichen Gastfreundschaft. Vor allem die vielen Almen hatten es den Gästen angetan und dort hatte sich auch herumgesprochen, dass Franzi alles andere als eine gewöhnliche Vermieterin war. 17 Schilling, umgerechnet 1,20 Euro, kostete eine Nacht mit Frühstück damals. Was man dafür bekam, war weitaus mehr als nur ein Zimmer mit Frühstück, nämlich eine All-Inklusive-Betreuung mit Familienanschluss.
Gemeinsame Wanderungen
Franzi unternahm mit ihren Gästen regelmäßig Wanderungen und Ausflüge in die Region. Auch die Kinder wurden als Wanderführer eingebunden, das ein oder andere Jägerlatein inklusive. Viele Anekdoten sorgen auch heute noch für Lacher am Familientisch.
Die rüstige Pensionistin lebt noch daheim in ihren eigenen vier Wänden und erledigt alles selbst. Als das Haus umgebaut wurde, hat sie für die Arbeiter gekocht.
Mundpropaganda brachte Gäste
Viel Werbung musste sie nie machen, anfangs wies ein Schild mit Holzschindeln auf freie Zimmer hin. Nach und nach kamen über Mundpropaganda und Weiterempfehlungen immer mehr Urlauber. „Die Gäste haben vor der Haustüre fast gewartet“, erzählt die leidenschaftliche Vermieterin. Der Großteil ihrer Gäste kam Jahr für Jahr wieder. Einigen Stammgästen konnte sogar zu 50 Jahre Urlaub bei Franzi gratuliert werden. Der Unterschied in all den Jahren beim Vermieten? „Heute muss alles modern sein. Wir hatten Wasser, Brause im Zimmer und einen Aufenthaltsraum, das hat gereicht“, sagt Riedmann.
Regeln gab es auch im Urlaub
Ein Haus voller Gäste, drei Kinder und ein Mann der um fünf Uhr früh in die Arbeit musste. Bei aller Liebe für den Gast gab es auch Regeln im Haus der Riedmanns: „Um 22 Uhr haben wir um Ruhe gebeten“. Daran hielt sich der Großteil, denn bei Franzi wurde gegrillt, gesungen und oft auch getanzt. Im Laufe der Jahre erweiterten Franzi und ihr Mann die Gästezimmer auf drei Dreibettzimmer und ein Einzelzimmer.
All die Jahre hat Franzi gern gearbeitet und nimmt sich die Worte von einem Gast zu Herzen: „Wer nicht arbeitet rostet, wer arbeitet sitzt jedoch immer im goldenen Käfig“, lacht die Pensionistin. KA, veh
Bild: Ihr jahrelanges Engagement als Vermieterin dankten Franzi RIedmann, KR Anton Pletzer (l.) mit Carmen Sitzmann (TVB Hohe Salve) und Friedl Eberl (Bergbahnen Hohe Salve). Foto: TVB Hohe Salve, Laiminger