Einfang: SPÖ ortet Spekulation
Ein Schreiben der WE, das den Bewohnern der Wohnanlage Einfang in Kitzbühel ins Haus flatterte, ruft die SPÖ auf den Plan. Offenbar, so die SPÖ, bietet die Gemeinnützige WE den Mietern Wohnungen und Häuser zu erhöhten Preisen zum Kauf an.
Kitzbühel | Die Aufregung in der Wohnanlage Einfang ist groß. Die gemeinnützige Wohnbau GmbH, kurz WE, die für den Bau der Einheimischen-Anlage verantwortlich war, unterbreitete den Mietern ein – wie die SPÖ-Mandatare erklären – vollkommen untragbares Angebot. Vor etwa zehn Jahren als eines der Vorzeigeprojekte für sozialverträglichen Wohnbau in Kitzbühel gefeiert, soll es jetzt zum Spekulationsobjekt werden, befürchtet die SPÖ.
Das Schreiben, welches in den letzten Tagen an alle Mieter der Wohnanlage ergangen ist und in dem die Wohnbaugesellschaft die Mietkauf-Wohnungen den Bewohnern zum Kauf anbietet, sorgt jetzt auch bei den Politikern der Stadt für Aufregung.
580.000 Euro für Haus mit 90 Quadratmetern
Der gemeinnützige Wohnbauträger habe nämlich die Wohnungen in Kitzbühel wesentlich teurer bewertet und angeboten, als gleiche Wohnungen etwa in Fieberbrunn oder in Hochfilzen kosten würden, kritisiert die SPÖ. Betroffene Mieter berichten davon, dass Wohnungen, für welche im letzten Jahr ein mündlich zugesagter Kaufpreis von 270.000 Euro genannt wurde, nunmehr um 450.000 Euro und mehr zum Kauf angeboten werden. Für Reihenhäuser mit einer Größe von rund 90 Quadratmetern werden Kaufpreise von 580.000 Euro und höher kolportiert
Für die Verantwortlichen der Stadt eine völlig untragbare Vorgangsweise. „Dass eine gemeinnützige Wohnbaugesellschaft günstigen, extra für die einheimische Bevölkerung gewidmeten Baugrund beansprucht, diesen dann zu tirolweit gleichen Baukosten bebaut, und die Wohnungen danach an die Mieter zu horrenden Preisen, mit der Begründung verkaufen möchte, dass die Immobilienpreise in Kitzbühel eben viel höher sind als anderswo, geht gar nicht“, zeigt sich SPÖ-Gemeinderat Reinhardt Wohlfahrtstätter verärgert.
Auch Bürgermeister Klaus Winkler ist ungehalten: „Die Kaufangebote sind völlig inakzeptabel. Eine einheimische Familie, die seit Jahren auf den Kauf spart, kann sich diese Preise nicht leisten. Hier ist dringender Handlungsbedarf gegeben. Der Wohnbaufördergedanke wird ad absurdum geführt. Zudem ist die derzeitige Rechtslage völlig falsch.“
Er sei auch schon mit den Verantwortlichen der WE im Gespräch: „Ich fordere zudem ohnehin schon lange, dass Wohnungen, die mit Mitteln der Wohnbauförderung errichtet wurden, nur an Personen weiterverkauft werden dürfen, die den Wohnbaukriterien entsprechen. Hier muss der Gesetzgeber endlich einmal handeln. Dadurch würden die Preise für Sozialwohnungen niedrig bleiben und Spekulation verhindert.“
Auf Anfrage äußern sich die Vertreter der WE sehr zurückhaltend: „Es tut uns leid, wenn es Grund zur Verunsicherung einzelner Mieter gegeben hat. Wir werden umgehend mit allen Betroffenen Gespräche führen und sind uns sicher, dass die offenen Punkte vollinhaltlich erklärt und aufgelöst werden können“, heißt es.
Einheiten um maximal 55 Prozent des Wertes
Grundsätzlich gelte es festzulegen, dass selbstverständlich jeder Mieter unbefristet zu den aktuell geltenden Regelungen und Mieten seine Wohnung weiter mieten kann. „Geht es um einen Kauf von Einheiten müssen alle gemeinnützigen Bauträger zwingend ein Verkehrswertgutachten erstellen und dürfen die betreffenden Einheiten maximal um 55 Prozent des ermittelten Wertes an die bestehenden Mieter – und nur an diese Mieter – veräußern“. Kein Mieter müsse daher befürchten, dass seine Wohnung verkauft wird, heißt es von Seiten der WE. Faktisch ändere sich für Mieter nichts.
Dass – wie auch gesetzlich möglich und vorgesehen – Mieter ihre Bestandsobjekte kaufen können und sich die diesbezüglichen Preise in einem sehr dynamischen Umfeld wie Tirol auch ändern können, ändert wie beschrieben an den bestehenden Mietverträgen nichts, erklärt man seitens der WE. Betonen wolle man, dass auch ein gemeinnütziges Unternehmen wie die WE in diesem Markt bestimmten Regulatorien zu Preisfestsetzungen zu folgen hat. Ebenso, dass in einem so streng regulierten Umfeld wie der Gemeinnützigkeit kein Raum für politische Debatten ist, so die Kritik.
Vize-Bgm. Walter Zimmermann hat die betroffenen Bewohner jetzt zu einer Mieterversammlung eingeladen, in der die weitere Vorgangsweise besprochen werden soll. mak
Bild: Die Wohnanlage Einfang war eines der Vorzeigeprojekte mit dem Finanzierungsmodell „Mietkauf“. Die jetzt von der WE vorgelegten Angebote zum Kauf der Einheiten sorgen für Kopfschütteln. Foto: SPÖ