Energieleitplan vorgestellt
Auf dem Weg zur nachhaltigen Region Wilder Kaiser gibt es nun sozusagen einen Wegweiser: Der Energieleitplan wurde kürzlich in Going und Söll der Öffentlichkeit vorgestellt.
Going | Sollte jemand noch im Unklaren sein, ob es nachhaltige Anstrengungen auf allen Ebenen braucht, gab ein eindrücklicher Vortrag des gebürtigen Scheffauers Klaus Jäger, Wissenschaftler am Helmholtz-Zentrum in Berlin, zu Beginn des Abends Einblick in die Klimarealität und die Möglichkeiten nachhaltiger Technologien. Im Anschluss bildeten die Inhalte des Energieleitplans Wilder Kaiser dann das Herzstück der Präsentation. Im Rahmen eines Leader Projektes des Regionalmanagements Kitzbüheler Alpen wurde er in den vergangenen Monaten mit dem Austrian Institute of Technology (AIT) erstellt. Erhoben wurden die aktuellen Energieverbräuche und das Potenzial von erneuerbaren Energien. Philipp Ortmann und Bernhard Mayr vom AIT führten aus, dass der jährliche Endenergiebedarf in den vier Kaiser-Gemeinden derzeit 260 Gigawattstunden (GWh) beträgt. „Der überwiegende Teil ist auf Wärme, Mobilität und den Tourismus zurückzuführen“, so Ortmann.
Derzeit wird im Bereich der Wärme noch ein großer Teil fossil erzielt: „Gasanschlüsse für Haushalte und Hotels sind stark verbreitet“, so ein Fazit der Studie. Nur sehr geringe Mengen werden über Wärmepumpen abgedeckt. Bekanntlich hat Söll aber ein Biomasseheizkraftwerk. Dieses deckt rund 50-60 Prozent des Raumwärmebedarfs des Ortskerns ab. Der gesamte Raumwärmebedarf (messbare Endenergie) beträgt etwa 135 GWh pro Jahr, davon hat der Tourismus am Wilden Kaiser einen Anteil von rund 45 GWh.
Auch der Posten „Mobilität“ fällt naturgemäß ins Gewicht: Derzeit ergibt sich ein Energiebedarf für die Mobilität von rund 60 GWh. Den Löwenanteil von 53 GWh macht dabei der Individualverkehr mit fossilen Kraftstoffen aus.
Wo gibt es noch was rauszuholen?
Neben dem Ist-Stand war vor allem die Frage spannend, wo noch Ausbaumöglichkeiten bestehen. Die Antwort lautet: vor allem in der Kraft der Sonne. „Große Potenziale bei der Nutzung von Solar PV: das Restpotenzial beträgt 95 GWh, das entspricht 150% des derzeitigen Stromverbrauchs“, heißt es dazu in der AIT-Studie. Allerdings muss natürlich auch berücksichtigt werden, dass im Winter, wenn der Tourismus brummt, weniger Sonnenenergie zur Verfügung steht, als im Sommer. In Sachen Biomasse sehen die Experten die regionalen Möglichkeiten durch das entsprechende Kraftwerk in Söll bereits ausgeschöpft. Was die Wärmeerzeugung betrifft, ist das Potenzial der Umgebungswärme technisch eigentlich unbegrenzt. Der limitierende Faktor ist in diesem Fall eher die Wirtschaftlichkeit. Und: „Über Abwärmerückgewinnung können ca. 20 GWh bereitgestellt werden“, so Mayr. Auch Wind- und Wasserkraft wurden beleuchtet. Beim Wasser besteht spezifisch für die Region wenig Potenzial, wie die Erhebung ergab. Zudem hat sich die AIT auch grundsätzlich mit dem Thema Windkraft beschäftigt. Die Betrachtungen zeigen ein theoretisches Gesamtpotenzial von 35 Gigawattstunden pro Jahr aus Windkraft.
Die Studien-Erkenntnisse wollen die Gemeinden nun auch in Handlungen gießen, Ziel ist die Entwicklung in eine nachhaltige Region Wilder Kaiser. Elisabeth Galehr