Kitzbüheler Anzeiger
02.05.2021
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Entlastung ist schnell umsetzbar

Das Land Tirol startet eine Pflegeoffensive und ein neues Tarifmodell für die Altenwohn- und Pflegeheime. Für den Bezirk Kitzbühel gibt es jährlich fast drei Millionen Euro zusätzlich.

Bezirk | Vom neuen Tarifmodell „Pflege Tirol 2030“ sollen sowohl Klienten, als auch Pflegekräfte und pflegende Angehörige profitieren. 4,7 Milliarden Euro werden in den nächsten Jahren in ganz Tirol dafür aufgewendet. Für den Bezirk Kitzbühel fließen jährlich fast drei Millionen Euro für eine noch bessere Versorgungsqualität. Das Kernstück von „Pflege Tirol 2030“ ist ein neues Tarifmodell für die Altenwohn- und Pflegeheime, das gemeinsam von Land Tirol, Gemeinden und Stadt Innsbruck getragen wird.

Die Situation im Bezirk Kitzbühel
Im Bezirk Kitzbühel gibt es zehn stationäre Wohn- und Pflegeheime mit rund 600 Pflegeplätzen und zirka 370 Pflegemitarbeiterinnen und -mitarbeiter. Die Zahl der über 85-Jährigen wird sich in Tirol bis 2040 verdoppeln, von 18.400 Personen auf 36.000. „Aktuell sind 535 Menschen im Bezirk Kitzbühel in einem Altersheim untergebracht und werden dort bestmöglich versorgt. Dieser Bedarf wird in den nächsten Jahren sicher steigen. Wir wollen auf diese Entwicklungen vorbereitet sein“, erklärt VP-Bezirksparteiobmann Peter Seiwald. Dazu werden auch zusätzliche Pflegekräfte gebraucht. Um diese zu finden, werden neue Ausbildungsmöglichkeiten initiiert und berufliche Umstiegsmöglichkeiten verbessert.

Für den Bezirk Kitzbühel gibt es Ausbildungsmöglichkeiten in der Pflegeassistenz, Pflegefachassistenz und aktuell noch für das Diplom am Standort St. Johann. Vorbereitungen für einen Fachhochschulstudiengang in Gesundheits- und Krankenpflege und eine Kooperation der Gesundheits- und Krankenpflegeschule Kufstein – St. Johann mit der LLA St. Johann laufen. „Durch die neue Pflegeschule in St. Johann haben wir es ermöglicht, dass die Ausbildung im Bezirk für künftiges Pflegepersonal möglich wurde. Derzeit wurden bereits die Pflegeassistenz und die Pflegefachassistenz sowie die Möglichkeit eines Diploms implementiert, ein Fachhochschulstudium soll folgen“, so Seiwald.

Pflegepersonal kann schnell entlastet werden
„Es ist super, dass für die Pflege endlich mehr Geld zur Verfügung steht“, kommentiert Margit Luxner, Vorsitzende des Wirtschaftsbereiches Gesundheit und Soziales der Gewerkschaft GPA Tirol und Leiterin des Tagesseniorenzentrums in Kitzbühel. Für die Gewerkschaftsvertreterin gehört die Pflege aber in die Bundesagenden – österreichweit sollte es ein einheitliches Tarifmodell geben. „Natürlich würde es beim Bau eines Heimes klare Unterschiede zwischen Tirol und dem Burgenland geben“, sagt Luxner.

Als schnell umsetzbare Lösung, die auch zu einer Entlastung der Pflegekräfte führen würde, sieht Luxner die „Haushaltshilfen“ in den Heimen. „Es hat mich sehr gefreut, als Georg Berger von der ARGE der Heimleiter, davon sprach, dass das Fachpersonal sich nicht mit dem Ein- und Ausräumen des Geschirrspülers beschäftigen soll“, sagt Luxner. Dazu gibt es noch viele Tätigkeiten, mit denen die Pflegekräfte durch die „Haushaltshilfen“ entlasten werden können. „Die Hilfskräfte brauchen wir in den Heimen aber von Montag bis Sonntag und auch den ganzen Tag“, fordert Margit Luxner, die überzeugt ist, dass für diesen Bereich ausreichend Personal gefunden werden kann. Ein positiver Nebeneffekt wäre, wenn sich die Hilfskräfte dann für eine Ausbildung an einer SOP-Schule (Sozialfachbetreuer) entscheiden würden. „Diesen Punkt kann man sofort umsetzen. Die Heime müssen nur die Berechnung machen, wie viele Haushaltshilfen benötigt werden, um die Pflege zu entlasten“, sagt Luxner.

Den Pflegeberuf attraktiver machen
Zudem würde mehr Pflegepersonal in den Heimen für eine Entlastung der Mitarbeiter sorgen. „Für die Diplom-Pflegekräfte sind die Altenwohnheime nur in einer Leitungsfunktion attraktiv. Ansonsten wird der medizinische Bereich bevorzugt“, weiß Margit Luxner. Während künftig die Pflegedienst- und Bereichsleitung nur noch administrativ tätig sein soll, wünscht sich Luxner hier ein wenig Mitarbeit: „Damit geht das Gefühl für die Arbeit nicht verloren und es ist auch eine Wertschätzung an die Mitarbeiter. Man weiß dann auch, warum die Mitarbeiter jammern und woher die Probleme kommen.“

Damit man aber mehr Menschen für einen Pflegeberuf begeistern kann, muss der Beruf auch attraktiver werden, ist Luxner überzeugt. „Die Gesellschaft hat sich geändert, die Freizeit ist sehr wichtig und daher ist auch mehr Planbarkeit gewünscht. Bei den jungen Leuten ist der geteilte Dienst (Anm. mit längerer Pause am frühen Nachmittag) nicht erwünscht. Eine Lösung dafür haben wir aber noch nicht. Durch eine Arbeitszeitverkürzung auf 35 Wochenstunden könnte der Beruf ebenso attraktiver gemacht werden“, sagt Luxner.

„Am Ende des Tages interessiert die Pflegekräfte aber nicht die finanzielle Lage und woher das Geld kommt, sondern dass man mit seiner Arbeit zufrieden ist und sich die Klienten wohl fühlen“, sagt Margit Luxner. Elisabeth M. Pöll

Bild: Die Tiroler Landesregierung präsentierte die neue Pflegeoffensive. Teile davon können schnell umgesetzt werden. Foto: Adobe Stock

 
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