Erste Hilfe, wenn die Seele schreit
Der Psychosoziale Krisendienst ist als telefonische Anlaufstelle für all jene Menschen eingerichtet, die sich in seelischen Notsituationen befinden. Gerade in der dunklen Jahreszeit wird die rasche Hilfe besonders oft in Anspruch genommen.
St. Johann | Es kommt nicht allzu häufig vor, dass gleich zwei Landesrätinnen in St. Johann zu Gast sind – doch dieses Thema war für LA Cornelia Hagele und LR Eva Pawlata so wichtig, dass sie in den Räumlichkeiten des Psychosozialen Pflegedienstes in St. Johann einmal mehr auf den Psychosozialen Krisendienst Tirol aufmerksam machten. Unter der Telefonnummer 0800 400 120 können seelisch in Not geratene Menschen rasch telefonische Hilfe bekommen. Seit 2020 gibt es die Einrichtung in Tirol und die Zahlen sprechen eine klare Sprache.
„Von November 2023 bis Oktober 2024 haben wir 3.618 Telefonkontakte verzeichnet, was einem Durchschnitt von etwa 301 Gesprächen pro Monat entspricht. Um die Bezirke vergleichbar zu machen, wurden die Anrufe pro 10.000 Einwohner berechnet. Hochgerechnet auf den Berichtszeitraum ergaben sich dabei 13,7 Anrufe pro 10.000 Einwohner aus dem Bezirk Kitzbühel“, informierte Koordinator Manfred Deiser, der selbst auch Psychotherapeut ist. Rund vier Prozent aller Anrufer kommen aus dem Bezirk Kitzbühel.
„Der psychosoziale Krisendienst bietet Menschen in akuten psychischen Ausnahmesituationen die Möglichkeit, unmittelbar und niederschwellig Hilfe zu erhalten – anonym per Telefon, oder auch, wenn notwendig, über einen mobilen Dienst. Wenn die Emotionen hochkochen und es keinen Ausweg aus einer Situation zu geben scheint, ist eine professionelle Anlaufstelle wie der Krisendienst entscheidend. Dabei gilt: Sich in Zeiten der Schwäche Hilfe zu holen, ist ein Zeichen von Stärke“, appelliert Sozial-LR Eva Pawlata und Gesundheits-LR Cornelia Hagele betonte, „dass der psychosoziale Krisendienst eine essentielle Säule der Tiroler Hilfs- und Unterstützungslandschaft im Bereich der psychosozialen Gesundheit ist“. In der psychischen Gesundheitsversorgung sei „Erste Hilfe“ genauso wichtig, wie bei physischen Krankheitsfällen. Schnelle und leicht zugängliche Unterstützung kann schweren und langfristigen Krankheitsverläufen entgegenwirken. „Der Krisendienst mit seinem umfassenden Angebot – trägt überdies wesentlich dazu bei, dass Rettungskräfte und stationäre Einrichtungen entlastet werden“, so Hagele.
Bei den meisten Gesprächen mit dem Psychosozialen Krisendienst geht es um Probleme wie Depressionen, Angstzustände, Trauer, Sucht oder Suizidalität, berichtet Psychotherapeutin Petra Praxmarer. Inzwischen gibt es dank einer Anschubfinanzierung durch den Bunauch mobile Hilfe (Infos unter www.psptirol.org). M. Klausner
Bild: Leo Alber, die Landesrätinnen Cornelia Hagele und Eva Pawlata, Psychologin Petra Praxmarer und Manfred Deiser (von links) präsentierten in St. Johann den Psychosozialen Krisendienst. Foto: Klausner