Es rücken zu wenige Junge nach
Trotz Corona-Pandemie floriert die Wirtschaft, aber die Suche nach Mitarbeitern ist zu einer echten Herausforderung geworden. Quer durch alle Branchen bleibt die Situation höchst angespannt - auch im Bezirk Kitzbühel.
Kitzbühel | Die Welt am Arbeitsmarkt hat sich augenscheinlich umgedreht. Bis vor wenigen Jahren stapelten sich auf eine einzige ausgeschriebene Stelle unzählige Bewerbungen, jetzt hingegen müssen die Betriebe um Mitarbeiter rittern, um mit viel Glück überhaupt eine Bewerbung zu erhalten. „Der Arbeitsmarkt ist zu einem Arbeitnehmermarkt geworden“, hat es Johannes Kopf, Chef des AMS Österreich, einmal auf den Punkt gebracht.
Unternehmer sind gefordert, viel mehr zu bieten, als „nur“ ein gutes Gehalt. Die Bandbreite reicht von flexibler Arbeitszeitgestaltung über Bildungs- und Karrieremöglichkeiten bis zu freiwilligen Sozialleistungen. Sogar den Führerschein oder ein hochwertiges Handy bezahlen schon einige Unternehmen, um Lehrlinge anzulocken.
Bezirk: 1.100 Personen pro Jahr in Pension
Dem Bezirksobmann von Wirtschaftskammer und Wirtschaftsbund, Peter Seiwald, ist die missliche Lage der heimischen Wirtschaft bestens bekannt. „Im Bezirk Kitzbühel gehen alljährlich 1.100 Menschen in Pension, aber nur 800 Junge rücken nach. Das heißt, es fehlen jährlich 300 Arbeitskräfte, die nicht ersetzt werden können.“ Das habe Auswirkungen auf die Wirtschaft. Seiwald: Es nützt nichts, wenn die Auftragsbücher voll, aber keine Mitarbeiter vorhanden sind.
Metzgermeister Sepp Huber kann ein Lied davon singen: Vor seiner Produktionsstätte, direkt an der Pass-Thurn-Bundesstraße in Oberndorf, wirbt er seit geraumer Zeit auf einer riesigen Tafel um Fleischfachverkäufer und bietet 3.100 Euro Brutto-Verdienst an. Weil auch beim Hubermetzger Mitarbeiter in Pension gehen, können die offenen Stellen nicht nachbesetzt werden. Die fehlenden Arbeitskräfte müssen kompensiert werden. Huber: „Das können wir als heimischer Familienbetrieb nicht dauerhaft so betreiben.“ Ebenso schwierig sei es, Metzger zu finden: „Wir bilden als einer der wenigen Betriebe selber Lehrlinge in der Fleischverarbeitung aus und haben somit motivierte, junge Leute im Team. Von außerhalb Fachkräfte zu finden, ist aber eine Seltenheit, was auch daran liegt, dass zu wenige diesen Lehrberuf anbieten.“
Eine Patentlösung für ein erfolgreiches Mitarbeiter-Recruiting hat selbst das AMS nicht parat: „Manche Betriebe tun sich leichter als andere, es hängt sehr stark auch von der jeweiligen Branche ab, ob man Fachkräfte oder Lehrlinge findet“, sagt der Kitzbüheler AMS-Chef Manfred Dag. Doch auch er weiß, dass Betriebe mit freiwilligen Benefits bei potenziellen Arbeitnehmern besser punkten können. Alexandra Fusser, Foto: Klausner