Kitzbüheler Anzeiger
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23.07.2021
News  
 

Feuerwehren des Bezirkes rückten am Wochenende rund 180 Mal aus

Die Starkregenfälle und Unwetter sorgten auch im Bezirk Kitzbühel für einige Schäden. Vor allem den Hopfgartner Ortsteil Kelchsau traf es schwer. Der Bau einer Ersatzbrücke sowie die Reparatur der Landesstraße hat jetzt oberste Priorität.

Kitzbühel | Es sind harte Tage, die hinter den Feuerwehren des Bezirks Kitzbühel liegen. Hunderte Florianijünger waren die vergangenen Tage im Einsatz, um die Schäden, welche die Unwetter sowie Starkregenfälle angerichtet haben, zu beseitigen. Als klar war, was auf das Tiroler Unterinntal an Regenmengen zukommt,  haben die Feuerwehren rasch reagiert und Vorkehrungen getroffen. Allerdings war nicht alles zu verhindern.  Am schlimmsten hat es den Hopfgartner Ortsteil Kelchsau getroffen – die rund 700 Bewohner erlebten eine dramatische Nacht und müssen noch länger mit Einschränkungen leben.
„Bis Dienstag haben wir 182 Einsätze bewältigt“, informiert der stellvertretende Bezirksfeuerwehrkommandant Andreas Schroll, der aus dem Brixental stammt und damit aus der am  stärksten betroffenen Region.

Von der Landesfeuerwehrschule in Telfs wurden von den Feuerwehren rund 30.000 Sandsäcke geholt, die an den exponierten Stellen an den Flussufern im Bezirk deponiert wurden. In St. Johann etwa sicherte die Feuerwehr die Ufer der Achen bzw. die anliegenden Häuser mit Sandsäcken und stellte darüber hinaus auch Bretterwände auf, um mögliche Wassermassen abzuhalten.
Die Pegel an Großache aber auch Fieberbrunner Ache stiegen bedrohlich an, auch der Pillersee leckte über die Ufer und überflutete den Spazierweg. Die Schäden hielten sich in Grenzen. Im Brixental hingegen anders aus. So kämpften die Kirchberger gegen die Wassermassen im Zentrum. Zahlreiche Keller mussten im ganzen Bezirk ausgepumpt werden.
„Land unter“ hieß es in der Stadt Kufstein - hier kam die Kitzbüheler Feuerwehr mit vier Fahrzeugen zu Hilfe, auch Kirchberger Florianijünger waren in der Festungsstadt im Einsatz.

Festgäste am frühen Morgen evakuiert
In der Nacht zum Sonntag spitzte sich die Lage vor allem in der Kelchsau massiv zu. Die Kelchsauer Musikkapelle hatte zum „Kehlbachfest“ geladen, der Großteil der Besucher konnte auch das Tal noch verlassen bevor das Inferno losbrach. 80 Gäste strandeten jedoch vorerst im Tal. Diese wurden von den Verantwortlichen gut betreut. Um sechs Uhr morgens konnten die letzten Festgäste evakuiert werden.

Bei Tageslicht zeigte sich dann das Ausmaß der Verwüstung. Die Lichtenauerbrücke wurde komplett weggerissen, auch ein Teil der Landesstraße war weggebrochen. Der Weg aus dem Tal daher versperrt.
Der Großteil der Haushalte hatte keinen Strom, auch das Telefonnetz war zusammengebrochen. Glück im Unglück – es gab keine Verletzten oder gar Todesopfer zu beklagen.

Am Montagvormittag stand ein Lokalaugenschein mit LH-Stv. Josef Geisler, Hopfgartens Bürgermeister Paul Sieberer sowie weiteren Verantwortlichen, u. a. dem Chef des Baubezirks­amtes, Erwin Obermaier, an. Relativ rasch stand fest, dass es länger dauern wird, die Landesstraße zu sanieren. In Ausnahmefällen nützen die Kelchsauer normalerweise die Straße über den Glantersberg, um nach Hopfgarten zu kommen – da auch die Brücke weggerissen wurde, ist die Verbindung auch hier gekappt.
„Unser erstes Anliegen war, dass wir schnellstmöglich die Grundversorgung, also Wasser und Strom, wieder herstellen“, erklärte Bgm. Paul Sieberer. Auch der Bau der Ersatzbrücke habe oberste Priorität. Bis Mitte nächster Woche soll diese, wenn möglich, fertig sein, hofft  Sieberer. Eine Einschätzung, die auch Erwin Obermaier teilt. Auf die Straßen- bzw. Brückenbauer warten jedoch riesige Herausforderungen.

Für Brückenbau Bagger aus dem Langen Grund
Die Ersatzbrücke wird aus Zirl angeliefert, sie war übrigens bis vor kurzem in Scheffau eingesetzt, und muss über den Glantersberg gebracht werden. „Wir müssen natürlich auf die Infrastruktur Rücksicht nehmen und können da nicht einfach ins Blaue schütten“, erklärt Obermaier. So gäbe es eine Druckrohrleitung, auf die zu achten ist. Von Vorteil für die Brückenbauer ist die Kraftwerks-Großbaustelle im Langen Grund. Die dort eingesetzten Bagger können für den Brückenbau genutzt werden, so Obermaier. Die Straße über den Glantersberg  sei für Tieflader nämlich nicht geeignet.
Die Landesstraße selbst muss auf einer Länge von 400 Metern komplett erneuert, auf weiteren 400 Metern zum Teil neu gebaut werden. „Vorerst werden wir hier ein Provisorium machen, da wir auch hier auf die Versorgungsleitungen, die ja zum Teil ebenfalls beschädigt sind, Rücksicht nehmen müssen“, erklärt Obermaier, der mit einigen Wochen Bauzeit rechnet, bis die Straße wieder befahrbar ist.

Trotz allem sei die Stimmung im Tal gut, da ja glücklicherweise niemandem etwas passiert ist, sagt Kelchsaus Vertreter im Gemeindevorstand, Martin Hölzl. „Die Nahversorgung ist Dank unseres Geschäftes ja gesichert und über einen Notweg kann man das Tal im Fall auch verlassen“, erklärt Hölzl. Die Nachbarschaftshilfe funktioniere sehr gut. An ein solches Ereignis könne er sich übrigens nicht erinnern, allerdings sei es auch schon vor sechs Jahren nach solchen Regenfällen zu einer ziemlich dramatischen Situation gekommen. Und die älteren Kelchsauer können sich auch noch gut an das Hochwasserereignis Mitte der 1960er-Jahre erinnern, das für große Schäden sorgte. Margret Klausner

Bilder: Die Lichtenauer Brücke im Dorfzentrum von Kelchsau wurde komplett weggerissen und damit ist auch die Ersatzstraße über den Glantersberg nach Hopfgarten nicht befahrbar. Die Ersatzbrücke dürfte bis Mitte nächster Woche aufgestellt sein, hofft Bürgermeister Paul Sieberer.
Ein Teil der Landesstraße auch im Bereich des Dorfes wurde komplett weggerissen, das Werkstattgebäude wurde unterspült. Die Reparaturarbeiten werden einige Wochen dauern.
Bis auf eine waren alle Feuerwehren im Bezirk Kitzbühel im Einsatz – auch in Kirchberg kämpften die Florianijünger mit den Wassermassen. Fotos: Zoom Tirol (2); Feuerwehr (1)

 
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