Fischotter-Plage nimmt weiter zu
Über 20 Fischotter tummeln sich in den Gewässern des Bezirks und dezimieren unaufhörlich die Fischbestände. Doch auch Reiher und Gänsesäger machen den Fischern schwer zu schaffen.
Kitzbühel | 15 Jahre lang stand Hans Obernauer den Fischern im Bezirk als Obmann vor, im Rahmen der Jahreshauptversammlung stellte sich der Kitzbüheler jedoch keiner Neuwahl mehr. Seine Nachfolge trat jetzt der Fieberbrunner Helmut Pletzenauer an.
„Es hat sich natürlich in den vergangenen Jahren auch bei der Fischerei einiges verändert. Wir konnten aber vieles erreichen, etwa bei der Schneeeinbringung in die Ache“, betont Obernauer. Besonders freut er sich, dass es für den Fischaufstieg an der Kapser Wehr ein gutes Ende gibt. Vor einigen Jahren hatte sich der Kitzbüheler Gemeinderat vor allem aufgrund der Kosten gegen eine Umsetzung ausgesprochen. „Jetzt haben wir dank der guten Zusammenarbeit zwischen Bezirkshauptmannschaft, Stadt und Fischereiverband eine Lösung gefunden, die im nächsten Jahr umgesetzt werden soll“, weiß Obernauer.
Kein einfaches Erbe für Helmut Pletzenauer
Sein Nachfolger an der Spitze des Verbandes ist mit Helmut Pletzenauer aus Fieberbrunn ein bekannter Fischer, der das Fischwasser in Fieberbrunn sowie den Wiesensee (Hochfilzen) gepachtet hat. Als sein Stellvertreter fungiert Emilio Stock, Kassier bleibt weiterhin Georg Hauser, dessen Stellvertreter ist David Stock.
Es ist kein einfaches Erbe, das Pletzenauer antritt. Rund 400 Fischer gibt es im Bezirk, die in den rund 40 Fischereirevieren angeln. Doch auch im Bezirk werden die Fischbestände immer weniger. „Dafür hat man jetzt scheinbar eine einfache Erklärung gefunden – die parasitäre Fischkrankheit PKD“, sagt Pletzenauer. Doch so einfach sei das bei weitem nicht, denn hier werde die Tatsache übersehen, dass nur wenige der beprobten Fische tatsächlich Krankheitssymptome aufwiesen. „Unseres Wissens nach gibt es keinen einzigen direkten Nachweis in Tirol, wonach ein Fisch durch den Parasiten gestorben ist“, sagt der Fischereiobmann. Er ortet andere Gründe für den Rückgang: Lebensraumverlust, Wasserverschmutzung und nicht zuletzt Wasserkraftwerke würden die Situation verschlechtern.
Die Fische im Bezirk haben jedoch nicht nur menschliche, sondern vor allem auch tierische Feinde. So sei die Anzahl der Graureiher und Gänsesäger in den vergangenen Jahren angestiegen – und deren Appetit auf die heimischen Fische ist fast unstillbar. Es gibt aber einen weiteren Feind, der den Fischern noch weit mehr zu schaffen macht – der Fischotter. Die vom Menschen unterstützte Wiederansiedlung des kleinen Tieres sei eine klar belegbare Bedrohung der ohnehin schon angeschlagenen Fischbestände, sagt Pletzenauer.
Über 20 Otter im Großachensystem
Laut einer Studie aus dem Jahr 2020 lag der Otterbestand damals allein im Großachensytem bei über 20 Tieren, inzwischen dürften es bei weitem mehr sein. Der Marder frisst täglich ein bis eineinhalb Kilo Fische. „Das sind bis zu 6.000 Kilo Fische im Jahr“, klärt Pletzenauer auf. Bereits Hans Obernauer hat mehrfach die zuständigen Gremien im Land angeschrieben und auch Pletzenauer will den Kampf weiterführen. Denn, so die Fischer, in Salzburg oder auch in Kärnten gäbe es bereits ein professionelles Ottermanagement. Es dürfen Tiere entnommen werden. In Tirol allerdings ist das nicht möglich. Obernauer wie Pletzenauer beklagen die Argumentation des Landes. „Solange der Fischotter im Oberland bzw. Außerfern unterrepräsentiert ist, ist an eine Bestandskontrolle in Kitzbühel nicht zu denken, heißt es“, schütteln die beiden Fischer den Kopf. Denn das sei natürlich mit Kosten auch für den Pächter bzw. für die Fischerwassereigentümer verbunden, da immer wieder nachbesetzt werden muss.
Doch es gibt auch positive Nachrichten: So haben die 30 Anwärter die neu eingeführte Fischereiprüfung alle geschafft und auch das Jugendfischen erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Margret Klausner
Bild: Übergabe: Der scheidende Obmann Hans Obernauer (l.) übergibt an Helmut Pletzenauer aus Fieberbrunn die umfangreichen Unterlagen des Fischereiverbandes. Foto: Klausner