Kitzbüheler Anzeiger
31.01.2022
News  
 

Frau Holle ist Kitzbühel gewogen

Wann kommt der Schnee und wie lange bleibt er liegen? Fragen, die für einen Wintersportort angesichts des Klimawandels von Bedeutung sind. Der Kitzbüheler Skitourismusforscher Günther Aigner hat recherchiert.

Kitzbühel | Steigende Temperaturen kennzeichnen den Klimawandel und betreffen natürlich auch den Winter im Alpenraum. Zunehmend wärmere Winter mit weniger Schnee werden von den Klimaforschern bekanntlich für die Zukunft vorausgesagt. In der persönlichen Wahrnehmung erscheint die kalte Jahreszeit aber ohnehin schon jetzt oftmals kürzer und ebenso schneeärmer als in der Vergangenheit. Der Kitzbüheler Skitourismusforscher Günter Aigner vom „Forum Zukunft Skisport“ hat sich dieser Thematik angenommen und dafür die amtlichen Messdaten des österreichischen Wetterdienstes ZAMG (Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik) analysiert. Dabei kamen erstaunliche Erkenntnisse zutage.  

Kitzbüheler Messdaten seit dem Winter 1978/79
Seit 44 Jahren, konkret seit dem Winter 1978/79, zeichnet die ZAMG in Kitzbüheler Tallagen die Schneehöhen auf. „Mit Hilfe dieser Daten wird ersichtlich, dass es durchschnittlich am 14. Dezember zuschneit“, beschreibt Günther Aigner. In der ZAMG-Messreihe fallen zwei Extremwerte ins Auge, die von der Norm deutlich abweichen. Der bis dato späteste Einschneizeitpunkt wurde am 7. Februar 1988 festgestellt - „55 Tage zu spät“, wie Aigner erklärt. Das früheste Datum, an dem Kitzbühel von Frau Holle dauerhaft in winterliches Weiß gehüllt wurde, war hingegen der 8. November 2007 - 34 Tage vor dem langjährigen Mittel. Zwischen diesen beiden „Ausreißern“ liegt immerhin eine beachtliche Bandbreite von drei Monaten.  

In der aktuellen Saison 2021/22 ist der Schnee ausgesprochen früh gekommen. „Es hat schon am 27. November, also 17 Tage vor dem langjährigen Mittel, zugeschneit“, erläutert Aigner, der zu folgender Einschätzung kommt: „Insgesamt zeigt sich überraschend ein Trend zu früheren Einschneizeitpunkten. Dieser Trend ist aber nicht statistisch signifikant.“
Wie lange dauert eigentlich ein durchschnittlicher Winter in Kitzbühel? Zur Beantwortung dieser Frage wird die Dauer der Schneebedeckung in Tallagen herangezogen. Unter dem Begriff „Winterdecke“ versteht man die längste zusammenhängende Schneebedeckungsperiode des Winters.

Kyrill: Rennfertige Piste schmolz über Nacht
In der 44-jährigen Messreihe der ZAMG wird ersichtlich, dass in der Gamsstadt  die Winterdecke durchschnittlich 81 Tage anhält. Auch hier lassen sich zwei Extremwerte feststellen: Die dauerhafteste Winterdecke gab es 2005/06 mit 142 Tagen, die kürzeste 1997/98 mit nur 23 Tagen.
Kurios war hingegen er Verlauf der Saison 2006/07: Beginnend mit 17. Dezember dauerte die Winterdecke nur 25 Tage an: „Schon am 11. Jänner war Kitzbühel vollkommen ausgeapert“, erläutert Aigner. Nur wenige Tage später ließ das Orkantief Kyrill die Piste der bereits rennfertigen Streif über Nacht verschwinden. Günther Aigner folgert: „Ein pünktlicher Winterdeckenbeginn bedeutet also noch lange nicht, dass sich der Winter „ ganz normal“ entwickelt.

100 Tage mit Schnee in der aktuellen Saison
Heuer könnte sich allerdings wieder ein langer Winter ausgehen, vermutet der Skitourismusforscher. „Seit 27. November dauert die Schneebedeckung im Tal ununterbrochen an. Derzeit befinden wir uns in einer hochwinterlichen Phase und es ist auch noch kein Ende in Sicht.“ Daher, so vermutet Aigner, werde die Winterdecke sehr wahrscheinlich 100 oder sogar noch mehr Tage aufliegen.“ Alexandra Fusser

Grafik: Auf Grundlage der von der ZAMG erstellten Messreihen in Kitzbühel ist ersichtlich,  dass es hier „normalerweise“ Mitte Dezember zuschneit. Extremwerte lieferten die Winter 1987/88 sowie 2005/06. Grafik: Zukunft Skisport

 
Kontakt
Tel.: +43 (0) 5356 6976
Fax: +43 (0) 5356 6976 22
E-Mail: info@kitzanzeiger.at
Virtuelle Tour
Rundblick - Virtual Reality
Werbung
 
Zurück Aktuelle Gemeinde Archiv Suchen