„Freue mich, dass Gams für Kitzbühel so wichtig ist“
Die Walde-Gams in Rot – für viele Einheimische und Gäste seit Jahrzehnten der Inbegriff des Gamsstädter Erscheinungsbildes. Was vielen jedoch nicht bewusst ist: Das Original wurde in der Vergangenheit mehrfach modifizert. Michael Walde-Berger ist um Aufklärung bemüht.
Kitzbühel | Ihr Kopf ist nach rechts gerichtet, der Wedel zeigt kühn nach oben, Vorder- und Hinterläufe stehen geschlossen auf dem mittleren von drei Hügeln – kurz umrissen sind dies die Kriterien des Originals, das Alfons Walde (1891-1958) im Auftrag des Kitzbüheler Ski Clubs Anfang der 1930er-Jahre entworfen hat. „Bis heute entspricht die stilisierte Gams auf drei Hügeln, ergänzt um die Farben Rot und Blau, dem Original“, schildert Michael Walde-Berger. Diese Gams in der einfachen, klaren und unverwechselbaren Formensprache des Kitzbüheler Künstlers ziert bis heute das Emblem des Kitzbüheler Ski Clubs.
Angesichts der öffentlichen Verwirrung, die nach dem Markenrelaunch von Kitzbühel Tourismus im heurigen Juni um das Logo seines Großvaters entstanden ist, ist Walde-Berger als Nachlassverwalter und Geschäftsführer des Kunstverlags Alfons Walde, um Aufklärung bemüht. Denn auch jene Gams in Rot, die Kitzbühel Tourismus über Jahrzehnte in Verwendung hatte, entspreche nicht dem Original, betont Walde-Berger. Das Sujet sei bereits in der Vergangenheit grafisch modifiziert worden.
Erster Nutzungsvertrag 2006 abgeschlossen
Die Walde-Gams und Kitzbühel bilden eine über Jahrzehnte währende Symbiose. Erst 2006 wurde zwischen den Walde-Nachkommen und Kitzbühel Tourismus ein Nutzungsvertrag abgeschlossen. Dieser war zustandegekommen, da unautorisierte Verwendungen der berühmten Walde-Gams überhand genommen hatten. Der Nutzungsvertrag sollte den Wildwuchs massiv einschränken. Seit 2006 hatte der Tourismusverband die alleinigen Nutzungsrechte, er vergab wiederum Lizenzen – sowohl kostenlos innerhalb des Verbandes für Beherbergungs- und Gastrobetriebe, als auch kommerziell an Unternehmer, die ihre Produkte mit der Gams veredeln wollten.
18 Jahre später, im Juni des heurigen Jahres, einigte man sich schließlich auf einen erweiterten Nutzungsvertrag. Damit seien die Rechte an Kitzbühel Tourismus abgetreten worden, sagt Walde-Berger. Für angestrebte grafische Veränderungen werde dem TVB damit ein breiter Spielraum eingeräumt. Die moderne Interpretation der Walde Gams samt integriertem Schriftzug im Zuge des Markenrelaunches von Kitzbühel Tourismus sei eine Folge davon.
Walde-Berger will zur aktuelle und hitzig geführte Diskussion rund um die „neue“ und „alte“ Gams in Kitzbühel nicht Stellung beziehen. „Ich selbst bin froh, dass Gams und Logo von Kitzbühel Tourismus geschützt werden. Ohne erweiterte Nutzungsrechte wäre ein Vertrag jedoch nicht zustande gekommen.“
„Kann die Emotionen nicht nachvollziehen“
Angesichts der teils wilden Gams-Interpretationen nach dem Tod des Künstlers bis in die Gegenwart könne er die emotionalen Reaktionen auf Kitzbühels neuen Markenauftritt mit der neuen, modernen Gams jedoch nicht nachvollziehen, erklärt Walde-Berger. „Diese Aufregung ist für mich unverhältnismäßig.“
Der vorherrschenden Situation wolle er jedoch auch etwas Gutes abgewinnen: „Alfons Walde hat etwas Einmaliges geschaffen, das für Kitzbühel Bestand hat und vor allem als Identifikationssymbol dient und als Herzstück der Gamsstadt anzusehen ist. Das freut mich für meinen Großvater.“ Alexandra Fusser
Bild: Michael Walde-Berger einigte sich 2024 mit Kitzbühel Tourismus auf einen erweiterten Nutzungsvertrag und trat die Rechte an den TVB ab. Damit ist die grafische Veränderung der Gams rechtlich möglich geworden. Foto: Fusser