„Frühzeitig Kontakt aufnehmen“
Wohnen und Heizen – für viele Menschen mit niedrigem Einkommen hat sich die Lebenssituation durch Energie- und Wirtschaftskrise deutlich zugespitzt. Caritas und Sozialreferate der Gemeinden bieten Hilfe an.
Kitzbühel, Wörgl | Hohe Mietrückstände sowie offene Strom-und Heizungsrechnungen – mittlerweile bittere Realität für viele Menschen in Österreich. Seit der massiven Teuerungswelle bleiben die Kühlschränke immer häufiger leer und die Wohnungen kalt. Beinahe jeder siebente Österreicher muss jeden Euro zweimal umdrehen, um die Grundbedürfnisse überhaupt abzudecken. „Am Ende des Monats geht es sich finanziell trotzdem sehr oft nicht mehr aus, schilderte Andrea Klapper von der Sozialberatung im Caritaszentrum Wörgl bei einem Informationsabend im Kitzbüheler Rathaus. „Für Essen, Miete und Strom- und Heizungskosten reichen die Mittel in vielen Haushalten nicht. Die Not ist groß.“ Hauptsächlich betroffen seien Alleinerziehende, Mindestpensionisten oder Familien mit mehreren Kindern. Armut trifft jedoch auch Menschen, die regelmäßig arbeiten, erklärt Andrea Klapper.
Wenn man nicht mehr weiter weiß, hilft die Caritas. „Auch die Sozialämter in den jeweiligen Gemeinden sind Anlaufstellen für Menschen in Not“, hält die Kitzbüheler Sozialreferentin Hedi Haidegger fest.
Für armutsgefährdete Personen bedeutet diese Kontaktaufnahme jedoch keinen einfachen Schritt, wie Klapper und Haidegger wissen. „Viele Menschen schämen sich und kommen erst dann zu uns, wenn der Hut schon brennt, die Situation eskaliert und womöglich die Delogierung droht.
Der dringende Appell der beiden Damen: „Bitte nicht lange zuwarten, sondern ehestmöglich zu uns kommen. Wir können helfen.“
Schadensbegrenzung: je eher, desto besser
Nicht nur mit Beratungen, sondern auch mit Aufklärung: „Viele Menschen wissen gar nicht, dass es Mietzins- und Wohnbeihilfe und den Heizkostenzuschuss überhaupt gibt und wie man sie beantragt“, schildert Haidegger. Kinder unterstützt das Land Tirol zusätzlich mit einer Schulstarthilfe, in Kitzbühel werden am Schulanfang außerdem 110 Euro pro Schulkind ausbezahlt. „Dank der Unterstützung durch den Vertreterstammtisch, der Härtefällen in Kitzbühel mit Spenden hilft“, schildert Haidegger dankbar.
Die jeweiligen Anträge für die Beihilfen sind in den Sozialämtern erhältlich. Dort und auch bei der Caritas ist man bei der Antragstellung behilflich. Die Beihilfen werden gestaffelt nach Netto-Einkommen des jeweiligen Haushalts ausbezahlt.
Für Personen, die Ausgleichszulagen oder sonstige Beihilfen erhalten, hob der Energie- und Sozialfonds des Umweltministeriums eine ganz neue Initiative aus der Taufe: den Gerätetausch. Anlaufstelle hierfür ist nur die Caritas.
„Stromfresser“-Gerät wird ausgetauscht
Klapper informiert: „Ein Energieberater begutachtet in den jeweiligen Wohnungen die vorhandenen Geräte. Sind sogenannte Stromfresser darunter, wird pro Haushalt ein altes Gerät gegen ein neues getauscht. Ersetzt werden könnten etwa E-Herd, Kühlschrank, Waschmaschine, Geschirrspüler, Gefrierschrank oder Kühlschrank-/Gefrierkombinationen.
Anlaufstellen der Caritas befinden sich in St. Johann und Wörgl, für die Kitzbüheler Bürger ist Hedi Haidegger, Wohnungs- und Sozialreferentin der Stadtgemeinde, zuständig. In der Gamsstadt werde für leistbaren Wohnraum viel getan, erklärt die Gemeinderätin. Aktuell haben in Kitzbühel 85 Personen eine Berechtigung für die Tafel des Roten Kreuzes. Hier werden Lebensmittel jeden Samstag (14 bis 16 Uhr) kostenlos abgegeben.
Weitere Tafeln im Bezirk wurden in St. Johann, Kössen, im Brixental sowie im Pillerseetal eingerichtet. Alexandra Fusser