Kitzbüheler Anzeiger
09.04.2023
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Gedenkstein für Pfarrer umstritten

Es hätte ein reiner Formalakt sein sollen, löste jedoch eine heftige Debatte aus – der Beschluss zur Errichtung eines Gedenksteins für den von den Nazis ermordeten Pfarrer Johann Schroffner.

Oberndorf | „Ich hätte mir nie gedacht, dass das so eine Diskussion wird“, schüttelte Oberndorfs Bürgermeister Hans Schweigkofler nach dieser Abstimmung den Kopf. Das Aufstellen eines Gedenksteins für den 1940 von Nazis ermordeten Oberndorfer Pfarrer Johann Schroffner sorgte in der jüngsten Gemeinderatssitzung für eine kontroversielle Debatte. Ortschronist Joachim Burger zeigte sich in der Sitzung fassungslos, dass eine Entscheidung, die er als reine Formsache angesehen hatte, auf diese Weise im Gemeinderat thematisiert wird. „Den Wunsch, dass wir Johann Schroffner, der in Oberndorf Pfarrer war und auch hier verhaftet wurde, ein Denkmal setzen, habe ich ja schon lange“, will Burger die Vergangenheit nicht vergessen lassen.

Nachdem sich Schroffner im Sommer 1939 erneut gegen die Nazis ausgesprochen hatte – abgespielt hatte sich dies hinter der „Bahnhofsresti“, die zur damaligen Zeit das NS-Reisebüro „Kraft durch Freude“ beherbergte – wurde er bei der Gestapo angezeigt. Schlussendlich starb er im April 1940 im KZ Buchenwald.
Mittels eines Gedenksteines samt Glasplatte im Bereich des Bahnhofes bzw. des benachbarten Gebäudes, das im Privatbesitz ist, soll nicht nur dem Pfarrer gedacht, sondern vor allem die Erinnerung an diese grauenvolle Zeit hochgehalten werden. „Es ist wichtig, dass man das nicht vergisst“, betonte Schweigkofler. „Wir müssen ein Signal setzen, gerade wenn man an solche `Rülpser` denkt, die es derzeit immer wieder gibt.“ Vorgesehen dafür sind rund 3.000 Euro, die der Gemeinderat freigeben musste.

„Diese Zeit soll man endlich ruhen lassen“
Burger umriss im Gemeinderat kurz Schroffners Leben und berichtete vom furchtbaren Ende des Pfarrers. Der Gedenkstein samt Platte soll ähnlich jenem  sein, der bei Alfons Waldes Geburtshaus an den Künstler erinnert.
Die Diskussion, die dann jedoch begann, kam auch für den Bürgermeister überraschend. Ob das denn sein müsse, das sei ja schon über 80 Jahre her meinte etwa GR Hansjörg Landmann (Fürs Dorf). Seiner Meinung nach solle man diese Zeit nach so vielen Jahren endlich ruhen lassen. Rechtsradikalisieren ließe er sich für seine Meinung jedoch sicher nicht, betonte er. Auch GR Werner Hochfilzer (ZOM) sieht den Gedenkstein kritisch, wie er betonte.  Angesprochen wurde im Gemeinderat auch die Möglichkeit, statt des Gedenksteins einen sogenannten „Stolperstein“, wie sie in vielen Städten zu finden sind, zu installieren. Und auch die Frage, warum man eine solche Erinnerung nicht beim Kriegerdenkmal anbringen könnte, wurde erörtert.

Intensiv diskutierten die Gemeinderäte über den geplanten Standort im Ortsteil Wiesenschwang direkt neben der „Bahnhofsresti“. Der Gedenkstein selber, wie der Dorfchef betonte, findet seinen Platz auf Gemeindegrund. Trotzdem, argumentierte GV Christian Schroll (GEO), dass man dem Besitzer des Gebäudes, in dem die „Bahnhofsresti“ ist, zuerst fragen sollte, ob ihn ein solches Denkmal quasi vor der Tür nicht möglicherweise störte. Schweigkofler stellte jedoch deutlich klar, „dass der Gedenkstein auf öffentlichem Grund stehen wird und es daher keine Notwendigkeit gibt, das abzuklären“.
Die Abstimmung endete mit elf Ja-, zwei Nein-Stimmen (Hansjörg Landmann, Werner Hochfilzer) sowie zwei Enthaltungen (Christian Schroll, Laura Stöckl). Margret Klausner

Bild: Pfarrer Johann Schroffner wurde 1939 von der Gestapo in Oberndorf festgenommen und starb im KZ Buchenwald. Foto: Diözese Salzburg/AES6.1.1F2.918

 
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